Ich glaube, ich bin nicht alleine, wenn ich sage, dass mir Mädels und Jungs sympathisch sind, die es nicht nötig haben, sich durch Gemeinheiten, Zerstörung und rassistische Sprüche wichtig zu machen“, verkündet Katharina Henning in ihrer Rolle als Schülersprecherin in einer emotionalen Ansprache auf dem Schulhof des Kirchheimer Schlossgymnasiums.
Das Statement hält die Schülerin nicht ohne Grund: Noch wenige Minuten zuvor hat eine Kette aus Schülern und Lehrern das gesamte Schlossgymnasium umspannt. „Das waren 40 Klassen, Lehrer und Eltern, es werden schon 2500 bis 3000 Menschen gewesen sein“, sagt der stellvertretende Schulleiter, Hans-Ulrich Lay. Mit der Kette aus Menschen – der Schlosskette – setzen die Beteiligten ein Zeichen gegen Mobbing, Vandalismus und Rassismus. Der Verbindungslehrer Markus Ocker sagt: „Wir sind sehr stolz darauf, nach so vielen Jahren endlich wieder eine schulpolitische Aktion zu starten.“ Die Schlosskette sei wie eine Firewall, die sichtbar wird und allen vor Augen führen soll, dass dieser Raum geschützt wird, erklärt Ocker. Der Impuls für das Statement kam aus der SMV. „Wir wollten etwas machen, bei dem jeder mitmachen kann, das im Gedächtnis bleibt“, sagt Hanja Braun, eine der Schülersprecherinnen.
Ein Zeichen zum Schulstart
Es kam nicht nur auf den Ort an, sondern auch auf den Zeitpunkt: Zu Beginn des Schuljahres, in der ersten Schulwoche sollte die Aktion über die Bühne gehen, um für alle sichtbar und hörbar zu machen, wie das Zusammenleben in der Schule das Jahr über aussehen soll, sagt Lay. Katharina Henning erklärt in ihrer Ansprache: „Mir sind Klassenzimmer ohne ranzige, alte Kaugummis unter der Tischplatte lieber. Mir sind Klos ohne Schmierereien und Scherben sehr recht.“
Das sieht auch der stellvertretende Schulleiter so: Es gebe die gesellschaftliche Tendenz, dass Fälle von Vandalismus, Mobbing und Rassismus steigen. Das Schlossgymnasium habe damit kein besonders auffälliges Problem, dennoch war es den Schulakteuren ein Anliegen, das Problem anzusprechen. Lay sieht es nicht als Schwäche, sondern als Stärke, etwas ändern zu wollen.
Für ein Umdenken möchten sich auch Katharina Henning und die SMV einsetzen. „Wir haben uns zusammengeschlossen! Super, dass ihr das hingekriegt habt“, sagt die Schülerin. Und auch die Schulleiterin, Lucia Heffner, ist begeistert, dass alles so reibungslos geklappt hat und so viele mitgemacht haben, obwohl schon einige Schüler Schulschluss gehabt hätten.
Lücken wurden geschlossen
Und tatsächlich war die Schlosskette im Nu gebildet. Kaum waren die Schüler auf dem Hof, haben sich die Jugendlichen in Gruppen um das Schulgelände verteilt und die Lücken geschlossen. „Wir hatten zwei Lehrer, die mit Rädern übers Gelände gefahren sind und geschaut habe, dass die Kette an keiner Stelle durchbrochen ist“, sagt der stellvertretende Schulleiter, Hans-Ulrich Lay. Selbst nach der erfolgreichen Aktion sind einige Schüler noch geblieben, um ihre Wünsche und Werte an ein faires Miteinander auf drei großen – und am Ende bunt beschrifteten – Plakaten zu verewigen.




