Neue Wege geht die Stadt Kirchheim vom kommenden Schuljahr an beim Essensangebot an Schulen und Kindergärten: Statt auf einen einzigen Großanbieter setzt sie künftig auf mehrere regionale Anbieter von Lebensmitteln, die Komponenten liefern. An vier „Cluster-Küchen“ entsteht aus
diesen Komponenten das Essen, das von dort aus auch an weitere Einrichtungen verteilt wird. Hinzu kommen drei „Selbstversorgerküchen“, die für ihren Standort das Essen zubereiten, ohne es noch irgendwohin weiterzuleiten.
Die vier Cluster-Küchen entstehen am Campus Rauner, an der Teck-Kita, der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen sowie an der Lindachschule in Jesingen. Deren Abnehmer erhalten das Essen bei Bedarf warm geliefert. Wo es allerdings Möglichkeiten gibt, das Essen selbst aufzuwärmen, wird es kalt angeliefert, was in jeder Hinsicht zu mehr Flexibilität führt.
Die Selbstversorgerküchen sind im Freihof, an der Alleenschule und in Nabern. Sie lassen sich nicht über die Cluster-Küchen versorgen, weil im Freihof und an der Alleenschule der Bedarf zu groß ist und weil die Lieferwege nach Nabern zu weit wären.
Schloss- und Ludwig-Uhland-Gymnasium mit ihren Mensavereinen bleiben von der Regelung unberührt. „Dort kochen Eltern vor Ort, unterstützt durch hauptamtliche Kräfte“, erklärt die zuständige Bürgermeisterin Christine Kullen.
Die Veränderung bezeichnet Christine Kullen einerseits als „Paradigmenwechsel“ und andererseits als eine „ziemliche Umstellung“. An Vorteilen zählt sie auf, dass es eine große Unzufriedenheit gegeben habe mit dem Essen des Großanbieters. Durch die neue Regelung könne man besser auf Wünsche und Bedürfnisse vor Ort eingehen und einen eigenen Speiseplan erstellen, der saisonale und regionale Schwerpunkte setze. Die Stadt werde dadurch auch unabhängiger, weil sie die Angebote aus einem ganzen Pool von Lieferanten auswählen könne. Hinzu komme der Aspekt der Nachhaltigkeit, weil das neue System den CO2-Verbrauch reduziere.
Christine Kullen ist überzeugt davon, dass die Umstellung funktionieren wird – wenn auch nicht unbedingt vom ersten Tag an reibungslos. Das habe das vorangegangene Pilotprojekt an der Eduard-Mörike-Schule gezeigt: „Es hat funktioniert. Schwierigkeiten, die aufgetreten sind, haben sich alle meistern lassen.“ Die Logistik werde außerdem eine große Herausforderung – also die Lieferung von den Cluster-Küchen an die jeweiligen Ausgabestellen.
Die Stadt Kirchheim arbeitet eng mit einem Unternehmen zusammen, das nicht nur im Vorfeld die Markterkundung übernommen hat, sondern auch schon die entsprechende Systemumstellung in Schwäbisch Gmünd begleitet hat. Um also das Rad nicht noch einmal komplett neu erfinden zu müssen, gebe es einen regen Austausch zwischen Kirchheim und Schwäbisch Gmünd.
Stadt schafft neue Stellen
Es gibt neue Stellen bei der Stadt Kirchheim. Als neuer Küchenleiter hat Gaspare Ciaccio im Mai damit begonnen, die Umstellung vorzubereiten. Unter anderem erstellt er die Speisepläne. Auch weitere Stellen werden neu geschaffen oder aufgestockt. Schließlich kommt auf die Cluster-Küchen wesentlich mehr Arbeit zu als bisher.
Rund 290 000 Euro muss die Stadt in Geräte und Fahrzeuge investieren. Der bisherige Großanbieter gibt seine Warmhaltegeräte allerdings zu einem vergünstigten Preis weiter. Alles in allem geht die Stadtverwaltung aber davon aus, dass die Einsparungen überwiegen, weil es günstiger ist, die Lebensmittel direkt vom Erzeuger zu beziehen.
Vor Ort gibt es auch sonst größere Umstellungen: Nicht überall waren bisher zwei verschiedene Essen zur Auswahl im Angebot. Das soll ab September aber überall der Standard sein. Zum Fleischgericht gibt es immer eine vegetarische Alternative. Allerdings soll nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller kommen. An solchen fleischfreien Tagen gibt es aber trotzdem eine Auswahl – in diesem Fall zwischen zwei vegetarischen Gerichten. Für die Essensbestellung und die Bezahlung sind die Sekretariate vor Ort zuständig.
Transport, Vertretungen im Krankheitsfall, Essensversorgung in den Schulferien – für Kindergärten und für die Ferienbetreuung –, das alles sind Punkte, die sich im Lauf des kommenden Schuljahrs ergeben und die sich einspielen müssen. Abzuwarten bleibt, wie die Rückmeldungen über das Essen an sich ausfallen. Für Hunderte verschiedene Geschmäcker das Richtige zu treffen, bleibt wohl de größte Herausforderung.