Kirchheim
Schwäbisch als persönliche „Mission“

Nachruf Pfarrer Rudolf Paul ist mit 87 Jahren ge­storben. Der gebürtige Kirchheimer hat die Bibel in seine Heimatsprache übersetzt.

Kirchheim. Rudolf Paul ist im Alter von 87 gestorben, bereits Anfang des Monats. Der gebürtige Kirchheimer hat aus seiner Heimatverbundenheit nie einen Hehl gemacht - auch wenn er prägende Jahre im norddeutschen „Ausland“ verbracht hat. Letztlich war es aber gerade diese Zeit in Hamburg und Schleswig-Holstein, die ihn seiner Bestimmung näher bringen sollte: Dort besuchte er das Prediger­seminar der Baptisten, war auch Gasthörer an der Universität und sammelte erste berufliche Erfahrungen als Geistlicher. Dort hörte er auch erstmals Predigten im Dialekt. Obwohl er nach eigenem Bekunden kein Wort verstehen konnte, hat es ihn schwer beeindruckt, welche Wirkung ein Pfarrer erzielen kann, wenn er „dem Volk aufs Maul schaut“ und in der Kirche dessen Sprache spricht.

1972 in die württembergische Heimat und in die Landeskirche zurückgekehrt, begann er seinerseits damit, Gottesdienste in seiner Heimatsprache zu halten. Nach dem Ruhestand, der für Pfarrer Rudolf Paul 1996 begann, hat er sich voll und ganz dieser Mission gewidmet. Er hat nicht nur weiterhin „Schwäbischa Kirch“ gehalten, sondern auch Mundartstammtische etabliert. Auch in seiner Heimatstadt Kirchheim gab es mehrere Mundarttreffen, an denen er persönlich mitgewirkt hat.

Seine größte Leistung auf sprachlichem Gebiet war die Übersetzung der kompletten Bibel ins Schwäbische - aus dem Urtext, wohlgemerkt. Als ihm der damalige Kultusminister Andreas Stoch 2013 die Staufermedaille überreichte, würdigte er ihn entsprechend als „schwäbischen Luther“. Auch mit der „Bibel für Schwoba“, an der er 25 Jahre lang gearbeitet hatte, blieb Rudolf Paul seiner Geburtsstadt verbunden: Ende 2010, zwei Jahre nach Fertigstellung, hat er der Stadt Kirchheim persönlich ein Exemplar vermacht.

Bodenständigkeit war für ihn nicht nur eine Frage des Sprachgebrauchs: Zunächst einmal hatte Handwerk für ihn goldenen Boden, denn seine Berufslaufbahn begann mit einer Lehre beim Kirchheimer Schneidermeister Max Lässing. Rudolf Paul war demnach zwar Vollblut-Theologe, aber eben kein „vergeistigter“. Das Menschliche behielt er stets im Blick, auch sprachlich. Andreas Volz