Vor zehn Jahren hat Angela Merkel die „Schwäbische Hausfrau“ geadelt: Von ihr könne man lernen, nicht auf die Dauer über seine Verhältnisse zu leben. Ob man diese Weisheit teilt oder nicht - die „Schwäbische Hausfrau“ hat immerhin einen eigenen Wikipedia-Eintrag, auf Italienisch! Mit ä-Umlaut prangt sie dort auf Deutsch im Titel, um erst danach erklärend als „casalinga sveva“ ins Italienische übertragen zu werden.
Aber die schwäbische Hausfrau teilt ein bekanntes Schicksal - mit dem Propheten. Der gilt bekanntlich „nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen“. Deshalb schert man sich in Kirchheim auch nicht um die Devise der schwäbischen Hausfrau, finanziell auf Sicht zu fahren. Wenn Geld da ist, wirft man es unters Volk und sorgt für Zusatz-Ausgaben.
Der Teil des „Volks“, der vom „Weihnachtsgeschenk“ einer knappen Gemeinderatsmehrheit profitiert, ist derjenige, der in Hallen Sport treibt. Ihm wird ein Zuckerle gegeben: 2019 - im Jahr der Kommunalwahlen - ist die Nebenkostenbeteiligung ausgesetzt. Man verzichtet also auf Einnahmen, weil die finanzielle Lage so gut ist. Gleichzeitig gibt man Geld für eine Klimaschutz-Stelle aus, bei der noch nicht einmal definiert ist, was der künftige oberste städtische Klimaschützer überhaupt machen soll.
Was aber macht die Stadt, wenn die Finanzlage wieder weniger rosig wird? Richtig: Sie verfällt dann wieder auf die innovative Idee, die Hebesätze für die Grundsteuer zu erhöhen - um mindestens so viele Prozentpunkte, dass sich davon ein halbes Jahr lang ein Klimaschutzbeauftragter finanzieren lässt.
Santa casalinga sveva!
Kommentar von Andreas Volz