Kirchheim
Schwierige Beziehung: Schüler und Bus

Nahverkehr Das Schlossgymnasium hat in einem Brief an Landratsamt und Politiker auf überfüllte und verspätete Busse aufmerksam gemacht. Eine Verbindung wurde zwischenzeitlich verbessert. Von Iris Häfner

Was ein Umbau in Plochingen für Auswirkungen in und um Kirchheim haben kann, zeigen die Schwierigkeiten, mit denen das Schlossgymnasium seit den Sommerferien zu kämpfen zu hat. Immer mehr Schüler aus Hochdorf wollen dem Baulärm im Gymnasium Plochingen entfliehen und landen damit postwendend im Fahrplan-Dschungel des ÖPNV. Waren es im vergangenen Schuljahr rund eine Handvoll Schüler, die den Weg über Notzingen in die Teckstadt gefunden haben, sind es jetzt knapp 20.

„Würden die Hochdorfer Schüler ins LUG gehen, gäbe es das Problem gar nicht“, ist die spontane und pragmatische Antwort von Peter Keck, Sprecher des Landkreises Esslingen. Dann bräuchten die Jungs und Mädels nämlich keinen Anschluss-Bus vom Bahnhof in Richtung Jesinger Halde nehmen, sondern könnten von der Bahnhofsunterführung kommend den Berg zur nahe gelegenen Schule erklimmen.

Massive Beschwerden

„Der ÖPNV ist halt kein Taxi“, verdeutlicht Peter Keck. Die Verkehrsstruktur von Bus und Bahn orientiert sich an den Schülerströmen. Die haben sich nun verändert. „Den anwachsenden Problemen will sich niemand verschließen. Wir müssen den neuen Bedarf erst in das bestehende System integrieren, und das braucht einfach seine Zeit, wir sprechen hier nicht von einem Sportflitzer“, wirbt er um Geduld.

Das fällt Schülern, Eltern und Lehrern jedoch nicht so leicht. Hans-Ulrich Lay, stellvertretender Schulleiter am Schlossgymnasium, wird in einem Schreiben an sämtliche politischen Vertreter und Amtsleiter deutlich: „Wenn sich der Landkreis Esslingen als eine der ,wirtschaftsstärksten Regionen Europas‘ auf der Homepage bezeichnet, erscheint es schwer vorstellbar, dass so grundlegende Dinge wie der ÖPNV für die Schüler nicht zu funktionieren scheinen.“ Seit Wochen erreichen die Schule Anrufe und Mails von Eltern, die sich teilweise massiv über den ÖPNV beschweren, die nicht nur die Hochdorfer Verbindung betrifft. Auch Verbindungen aus Bissingen und Nabern sowie nach Dettingen, Neidlingen und Schlierbach sind in der Kritik. Im Kern geht es um überfüllte Busse entweder zu Schulbeginn oder -schluss, weshalb immer wieder auch Schüler stehen gelassen werden. Aber auch um Busse, die zu spät kommen oder um Busverbindungen, die wegen der langen Fahrtzeiten nach Meinung der Eltern unzumutbar für ihre Kinder sind.

Dem hält Klaus Neckernuß, Amtsleiter für den ÖPNV im Landratsamt Esslingen, entgegen: „Der öffentliche Nahverkehr ist kein Individualverkehr und kann damit nicht singulären Wünschen gerecht werden. Der Busverkehr ist in den Takt eingebunden und in Kirchheim ist es deshalb wichtig, Busse über den Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) zu führen, um Verknüpfungen mit anderen Bussen und der Schiene zu ermöglichen.“ Neben den Schülern sind auch andere Fahrgäste mit anderen Zielen zu befördern. „Unabhängig davon benutzt der Bus dieselbe Infrastruktur wie jeder andere Pkw und ist vom Verkehrsfluss und Baustellen abhängig“, erklärt Klaus Neckernuß und erinnert auch an den starken Umgehungsverkehr, wenn Stau auf der A 8 ist.

Mit Blick auf die erhöhte Schülerzahl aus Hochdorf wurde zum Schuljahresbeginn eine zusätzliche Verbindung für die Rückfahrt nach der sechsten Stunde ab dem Schlossgymnasium in Kirchheim eingerichtet, allerdings mit zwei Umstiegen: am ZOB zuerst in den Wernauer Bus bis Wellingen und dann in den nach Hochdorf. „Zugegebenermaßen liegt damit zwischen Schulende und der Ankunft in Hochdorf zwar eine Stunde und zehn Minuten, eine direktere Verbindung ist derzeit nicht darstellbar“, erklärt der Amtsleiter. Auf der Fahrt zur ersten Schulstunde wurde das Kapazitätsproblem gelöst. Statt eines Standardbusses verkehrt ein Gelenkbus mit der Abfahrt 6.47 Uhr am Rathaus in Hochdorf - und damit rund eine halbe Stunde später. „Mit Blick auf das nächste Schuljahr werden wir rechtzeitig mit den Kirchheimer Schulen und der Gemeinde Hochdorf Kontakt aufnehmen, um bei weiter steigender Schülerzahl eine nochmalige Verbesserung zu erreichen“, verspricht Klaus Neckernuß.