Kirchheim
Senioren-Blaskapelle „Herbstwind“ löst sich auf

Abschied Nach 30 Jahren löst sich die Senioren-Blaskapelle aus Kirchheim auf. Als Ursache nennt Gründer und ­Dirigent Heribert Diemer das hohe Alter der Mitglieder. Von Rainer Kellmayer

Einen der ersten Auftritte hatte die Kirchheimer Senioren-Blaskapelle „Herbstwind“ vor 30 Jahren beim Sommerfest der „Silbernen Rose“ in Ötlingen. Jetzt schloss sich der Kreis: Die musikalische Umrahmung des Sommerfests in der von der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen getragenen Seniorenwohnanlage setzte den Schlusspunkt der musikalischen Aktivitäten dieser weit über Kirchheim hinaus bekannten Musikkapelle. „Altersbedingt schrumpft unsere Besetzung immer mehr, sodass wir inzwischen ohne Aushilfen nicht mehr spielfähig sind“, sagt Heribert Diemer, der das Orchester einst gegründet und als Dirigent zu vielen Erfolgen geführt hat. Schweren Herzens hätten sich die verbliebenen Mitglieder entschlossen, „Herbstwind“ aufzulösen. „Ich bin mit 84 Jahren der Älteste, und auch meine Musikkameraden haben alle die 70 längst überschritten“ erzählt der Chef der Hobby-Musiker. Er und seine Mannschaft können auf ereignisreiche Jahre mit zahlreichen Auftritten zurückblicken.

Die Idee zur Gründung einer Seniorenkapelle stammte vom damaligen Kirchheimer Bürgermeis­ter Heinz Eininger, der ein Angebot für das Sommerprogramm 1993 suchte. Daraus entstand ein Senioren-Musizierkreis, in dem Blasmusiker in fortgeschrittenem Alter zusammenfanden. „Ich spielte damals in der Stadtkapelle Kirchheim, daneben leitete ich die Kirchheimer Turmbläser und die MBB-Werkskapelle“, blickt der Vollblutmusiker Heribert Diemer zurück. Es sei ihm eine Ehre gewesen, zudem die musikalische Leitung von „Herbstwind“ zu übernehmen.

 

Altersbedingt schrumpft unsere Besetzung immer mehr.
Heribert Diemer
begründet, weshalb sich die Senioren-Blaskapelle auflöst.
 

Über die Jahre hat die Kapelle mehr als 400 Auftritte absolviert: Mit bodenständiger Blasmusik erfreuten die musikalischen Senioren ihre Zuhörer bei zahllosen Ständchen. Darüber hinaus standen im Terminplan der engagierten Amateurmusiker regelmäßige Auftritte in Seniorenheimen, bei sozialen Organisationen und bei kirchlichen Anlässen. Besondere Höhepunkte waren ein Konzertmitschnitt des damaligen Süddeutschen Rundfunks Stuttgart und eine Konzertreise nach Barcelona.

Dass nun Schluss sein soll, entsetzte die treuen Fans beim Sommerfest der „Silbernen Rose“. „ ,Herbstwind‘ hat mich immer begeistert“, sagt Hermann Kik, ehemaliger Ortsvorsteher von Ötlingen. „Es ist ein Jammer, dass die Kapelle jetzt aufhört.“ Auch Karin Klepp von der Kreisbaugenossenschaft ist betroffen: „Seit 30 Jahren hat ,Herbstwind‘ jedes Jahr bei uns gespielt. Ich kann kaum glauben, dass heute das letzte Mal sein soll.“ Doch bevor die Notenhefte zugeklappt wurden, zog „Herbstwind“ nochmals alle Register. Aus dem mehr als 100 Titel umfassenden Repertoire erklangen fetzige Märsche wie „Military Escort“, Medleys bekannter Melodien, und auch der Stimmungshit „Rosamunde“ durfte nicht fehlen. Und als die Kapelle „Auf der schwäb’schen Eisenbahne“ intonierte, sangen die Zuhörer kräftig mit.

Zum Schluss gab es von Bernd Weiler, dem Vorsitzenden der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen, lobende Worte, einen Scheck – und für die Musiker einen Schnaps.

Dann machte sich Wehmut breit: Als „Herbstwind“ „Muss i denn zum Städtele hinaus“ anstimmte, winkten kräftig mitsingenden Zuschauerinnen und Zuschauer zur Ehre der Musiker zum Abschied mit weißen Tüchern. Es gab stürmischen Applaus, und so mancher verdrück­te angesichts des Abgangs der beliebten Musikanten eine Träne.