Ja, sie bewegt sich doch - in diesem Fall ist nicht die Erde gemeint, sondern die komplizierte Tarifstruktur im öffentlichen Nahverkehr. Nehmen wir einmal an, das neue Stadtticket wäre in der typisch-schwäbischen Kleinstaaterei und Kleinstädterei eingeführt worden, die sich auch in den unzähligen Tarifverbünden niederschlägt - ganz anders etwa als im Nachbarland Hessen, wo es nur Platz für ganz wenige große Verbünde gibt. Dann würde das Stadtticket in Kirchheim drei Euro und in Esslingen 3,30 Euro kosten. In Filderstadt wäre es schon für 2,80 Euro zu haben, gilt aber nicht an Dienstagen. In Ludwigsburg kostete es 3,50 Euro, dafür gilt es am nächsten Tag bis neun Uhr. Das Gruppenticket kostete in Renningen sieben Euro, die Gruppe darf dort aber bis zu sechs Personen groß sein, während in Leinfelden-Echterdingen 5,30 Euro für bis zu vier Personen fällig würden. Das ist zwar etwas übertrieben - und die Gemeindenamen sind rein zufällig zugeordnet. Aber das Prinzip ist klar: Wer zum Fahrscheinkauf ein Diplom braucht, fährt lieber Auto.
Mit dem Stadttarif ist hingegen eine übersichtliche und im ganzen VVS einheitliche Regelung gefunden worden. Das ist gut so und sollte Vorbild sein. „Die ganze Politik soll sich zum Teufel scheren, wenn sie nicht dazu da ist, den Menschen das Leben etwas leichter zu machen“, hat Willy Brandt einmal gesagt. Übertragen wir das einmal ganz frei: Alles, was die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel einfacher und unkomplizierter macht, ist willkommen. Was es komplizierter macht, wie etwa das verworrene Tarifsystem der Deutschen Bahn, ist es nicht. Der neue landesweite „bwtarif“ ist dagegen ein weiteres sehr positives Beispiel: Bei ihm sind Bus und Straßenbahn schon drin, und das auch noch zu Fahrpreisen, die rund ein Viertel unter dem ehemaligen DB-Nahverkehrstarif liegen. So bewegt sich was.