Musik ist nicht nur Balsam für die Seele, sie kann auch die kognitiven Fähigkeiten von Demenzpatienten positiv beeinflussen. Hier knüpft der Kirchheimer Verein Buefet an, der mit seinen vielfältigen Angeboten zum Erhalt der individuellen Lebensqualität im Alter beitragen möchte. Unter dem Motto „Sing mit!“ bietet Buefet ein besonderes Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen an.
Seit Februar trifft sich am Montagvormittag in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Kirchheim eine bunte Truppe, um fröhliche Lieder zu singen und gemeinsam Spaß zu haben. Der Erfolg der ersten Staffel mit sechs Terminen hat die Initiatoren ermutigt, im Herbst eine weitere Auflage folgen zu lassen.
Die Atmosphäre ist locker und es wird viel gelacht. Man spürt: Die Sängerinnen und Sänger sind mit großer Freude und Begeisterung bei der Sache. Und wenn zur Begleitung der Lieder Schlaginstrumente wie Rasseln, Triangeln oder Schlaghölzer ausgepackt werden, machen alle eifrig mit.
„In den Singstunden sollen Menschen mit Demenz zusammen mit ihren Angehörigen eine positive Erfahrung machen. Durch das Singen öffnen sich die Teilnehmenden“, sagt Christa Doll von Buefet, die „Sing mit!“ initiiert hat. Christine Schulta, die bei den Singstunden ehrenamtlich Unterstützung gibt, ergänzt: „Alle gehen mit einem Strahlen wieder nach Hause.“
Es erwies sich als Glückfall, dass mit Sandra Schöne eine Chorleiterin gefunden wurde, die große Erfahrung mit Gesangsprojekten in Altenheimen hat. Als ausgebildete Sängerin bringt sie ihre Expertise ein – wichtiger jedoch ist ihr ungezwungener und offener Umgang mit den demenzkranken Menschen: Ihre temperamentvolle und fröhliche Art begeistert, und immer wieder zaubert sie ein Lächeln auf die Gesichter der Singenden.
Sandra Schönes Arbeit wird von den Teilnehmern sehr geschätzt. „Die Chorproben bringen Momente des Genießens. Das Projekt ist eine tolle Sache und lenkt etwas von den alltäglichen Problemen ab“, sagt Angelika Kimmich, die mit ihrem Mann Bernd gekommen ist. In dasselbe Horn stößt Dietmar Smetana: „Singen bringt Freude im Herzen und erfreut das Gemüt.“
Dank eines Zuschusses der Stadt kann das Projekt kostenlos angeboten werden. Für ihren engagierten Einsatz werden die Leiterinnen belohnt durch die Freude von Menschen, die nicht mehr oder fast nicht mehr reden und dann auf einmal alle Liedverse mitsingen. „Da geht einem das Herz auf“, erzählt Pflegefachkraft Christa Doll, die auch sehr berührt wurde von der Aussage eines alten Mannes: „Ich habe 40 Jahre nicht mehr gesungen, und es hat mir so gutgetan. Ich komm jetzt immer zum Singen her.“
Das Liedgut ist sehr abwechslungsreich und orientiert sich an bekannten Volks- und Frühlingsliedern. Und als der Chor „Es tönen die Lieder“ anstimmt, wird die Melodie sogar im Kanon gesungen. Im Frühlingslied „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“ geben die Rhythmusinstrumente den Puls vor, und beim Bergvagabunden-Lied „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen“ erreicht die Begeisterung der Sängerinnen und Sänger einen Höhepunkt.
„Ohne mein Lieblingslied können wir nicht nach Hause gehen“, kündigt Sandra Schöne das Ende der Singstunde an. Als wollten sie nochmals alles geben, singen die Seniorinnen und Senioren bei „Kein schöner Land in dieser Zeit“ stimmkräftig und voller Inbrunst mit. Zum Abschluss der ersten Serie von „Sing mit!“ wird es ein kleines Fest geben. Doch alle freuen sich bereits auf die Fortsetzung im Herbst: „Wir werden wieder mit dabei sein“, waren sich alle einig.
Über Formen und Behandlungsansätze der Demenz
Definition Demenz ist eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen. Es gibt primäre Demenzen, wie die Alzheimer Krankheit, bei denen nach und nach die Nervenzellen im Gehirn absterben, oder sekundäre Demenzen als Folge anderer Erkrankungen wie Alkoholsucht, Schilddrüsen-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen.
Statistik Neben den sekundären Demenzen sind rund 91 Prozent aller Demenzerkrankungen den primären Demenzen zuzuordnen. Nach Erhebungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft von 2020 sind im Alter zwischen 65 und 69 Jahren 13 von 1000 Menschen von der Gehirnerkrankung betroffen. Zwischen dem 80. und 84. Lebensjahr steigt diese Zahl auf 121, und bei den über 90-Jährigen haben 409 die Erkrankung.
Therapie Werden die Ursachen früh erkannt, lassen sich sekundäre Demenzen manchmal heilen. Primäre Demenzen sind bislang nicht heilbar. Eine frühzeitige Behandlung kann jedoch den Verlauf verzögern. Durch medikamentöse Therapien können die Symptome und die damit verbundenen Beschwerden gelindert werden. Aktuell werden verschiedene Wirkstoffe zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit getestet. kell