Ausgerechnet im Jubiläumsjahr zur 20. Auflage des Sommernachtskinos hat Betreiber Reimund Fischer ein Problem: Die „gute Stube“ auf dem Martinskirchplatz steht ihm nicht zur Verfügung. Waren Dach- und Außensanierung der Martinskirche schon mit großen Einschränkungen für ihn verbunden gewesen, geht dieses Jahr – und wahrscheinlich auch
nächstes Jahr – gar nichts mehr auf dem Kirchplatz. Die Stadt Kirchheim saniert das Kornhaus und baut zusätzlich eine neue, unterirdische Heizzentrale zwischen Korn- und Max-Eyth-Haus, genau dort, wo sonst der rote Teppich den Kino-Eingang markiert.
Nun ist das Kirchheimer Sommernachtskino ohne den Martinskirchplatz zwar kaum vorstellbar. Aber die nächsten beiden Jahre wird es einen Ausweichplatz brauchen. „Die Kornhaus-Sanierung ist für 2022 bis 2024 angesetzt“, sagt Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer. „Wir bemühen uns zwar, den Martinskirchplatz freizuhalten, so gut es geht. Aber für die Baustelleneinrichtung ist der Platz eben besser geeignet als die Max-Eyth-Straße auf der Vorderseite des Kornhauses.“ Auch der erforderliche Kran sei auf dem Kirchplatz besser unterzubringen als in der Fußgängerzone.
Altes Gemäuer sorgt fürs besondere Flair
Wegen ein paar Wochen im August wird die Stadt keinen Verzug der Sanierungsarbeiten in Kauf nehmen. Sie wird auch weder Baustelleneinrichtung noch Kran in dieser Zeit abbauen lassen. Wenn alles gut geht, steht der Martinskirchplatz frühestens 2024 wieder fürs Sommernachtskino zur Verfügung. Dabei ist es genau dieser Platz mit seinen historischen Gemäuern, der neben der Gastronomiemeile rund um den Chor der Kirche für das besondere Flair sorgt. Dadurch ist das Kirchheimer Sommernachtskino weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Filmschaffende, die im August nach Kirchheim kommen, um sich und ihren Film persönlich vorzustellen, bestätigen das regelmäßig. Ein vergleichbares Open-Air-Kino ist ihnen nicht bekannt.
Was nun? Das Sommernachtskino als etablierte Marke lässt sich nicht einfach für zwei oder gar drei Jahre aussetzen. Sonst müsste das Kino-Team 2024 oder 2025 fast wieder bei null anfangen. Reimund Fischer ist deswegen auf der Suche nach einem Ersatzstandort. Die Stadt hat ihm den Freihof vorgeschlagen oder auch das Freibad. Den Freihof hat er bereits inspiziert: Dort fehlt eine geeignete und genügend große Freifläche. „Open-Air-Kinos in Freibädern gibt es in vielen Städten“, berichtet Reimund Fischer. Sein favorisierter Standort wäre es trotzdem nicht. Er sucht die Nähe zur Innenstadt, die er durch seine Kino-Kultur-Abende bereits 19 Jahre lang gefördert hat – indem seine Filme bis zu 1 000 Zuschauer an einem Abend angelockt haben.
Einen geeigneten Platz gäbe es auf dem Otto-Ficker-Areal. Reimund Fischer ist im Gespräch mit dem Eigentümer, hat aber noch keine Zusage. Auch Bürgermeister Riemer hält diesen Ausweichstandort für sehr geeignet: „Der Ort ist im öffentlichen Bewusstsein nicht allzu sehr präsent – am ehesten noch durch das Stuntwerk und jetzt auch nach dem Umzug von Getränke Banzhaf. Das Kino könnte diesen Ort also deutlich bekannter machen. Außerdem wäre es innenstadtnah. Auch aus meiner Sicht ist das Sommernachtskino ein Innenstadtthema.“
Für Reimund Fischer steht bislang nur eines fest: „Es wird auch 2022 ein Sommernachtskino in Kirchheim geben. Die Frage ist nur, wo.“ Er ist weiterhin damit beschäftigt, Alternativen zu finden und sie auf ihre Tauglichkeit hin abzuklopfen. „Wir brauchen eine Fläche von 50 auf 60 Meter, vielleicht auch 50 auf 70. Wenn wir die in der Nähe zur Innenstadt nicht finden, müssen wir vielleicht doch nach außerhalb gehen, zum Beispiel in ein Gewerbegebiet.“ Bis März muss er Klarheit haben, damit er mit den konkreten Planungen beginnen kann.