Der Sonntag beginnt entspannt: Nach dem besorgungsreichen Samstag und der ohnehin langen Woche zieht es die eine oder den anderen zum Lieblingsbäcker. Der Duft einer warmen Brezel rundet das Frühstück einfach ab. Aber was ist mit
den Bäckerinnen und Bäckern, den Verkäuferinnen und Verkäufern, die am Sonntag arbeiten, um das möglich zu machen? Das Ergebnis einer Umfrage auf dem Instagram-Account des Teckboten scheint eindeutig: 75 Prozent haben Verständnis, wenn die Geschäfte von nun an sonntags geschlossen bleiben und es kein Sonntagsbrötchen mehr gibt. Diesen Schritt ist jetzt die Bäckerei Ladner’s Ochsen Beck gegangen und hält ab Oktober an Sonn- und Feiertagen die Türen geschlossen: „Wir haben diese Entscheidung zum Wohl unserer Mitarbeiter getroffen, damit diese wieder ihre verdienten Ruhepausen erhalten“, heißt es in ihrer Mitteilung.
„Ich arbeite richtig gerne am Sonntag, da ist was los und alle sind gut drauf“, sagt Annabel Mack, die als studentische Aushilfe bei der Bäckerei Goll in Bissingen tätig ist. Parallel zu ihrem Studium hat sie bereits vor vier Jahren mit dem Minijob angefangen. „Wir sind am Wochenende hauptsächlich jüngere Leute, weil da in der Regel die Studenten arbeiten.“ Außerdem würden sich die Kunden auch mehr Zeit nehmen und gerne mit einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee im Café verweilen. „Da ist die Stimmung richtig gut und einen Sonntagszuschlag gibt es auch noch“, sagt die Studentin.
„Für uns ist es eher kein Problem, den Sonntag abzudecken“, sagt Lena Scheil vom Café Bäcker Mayer. „Da gibt es bei uns ganz unterschiedliche Modelle.“ Die Sonn- und Feiertage würden gerne Mütter übernehmen, weil die Kinder dann betreut sind. Auch bei Studenten und muslimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wären die Schichten ganz beliebt. Da gäbe es viele Konstellationen, und die Verkäuferinnen könnten individuell ihre Wünsche einbringen, nur eines gäbe es nicht: „Unsere Mitarbeiter müssen nicht von Montag bis Sonntag durchackern.“
Etwas anders sieht das Dennis Huttenlocher, der Inhaber der Bäckereien Huttenlocher: „Es ist durchaus so, dass ein gesellschaftliches Umdenken stattfindet: Mehr Freizeit zu haben, wird immer wichtiger, und der finanzielle Aspekt tritt in den Hintergrund.“ Mehr als 40 Stunden wolle in der Regel keiner arbeiten. Auch seine Filialen haben sonntags geöffnet. „Wir haben nur von 8 bis 11 Uhr geöffnet, da lässt sich immer jemand finden.“ Es werde auf eine faire Einteilung geachtet: So komme jeder ungefähr alle fünf Wochen an die Reihe. Trotzdem würde er sagen, dass rund 70 Prozent am Sonntag lieber frei hätten.
„Man muss die Interessen der Kunden und die der eigenen Mitarbeiter in ein angemessenes Verhältnis bringen“, sagt Bernd Sigel, Geschäftsführer der Bäckerei Scholderbeck, „da darf man auch nicht jeden Trend mitmachen und muss sich im Vorfeld gut überlegen, was überhaupt Sinn macht und was nicht – nicht alles, was möglich ist, sollte gemacht werden.“ Die Kosten müssten gut kalkuliert werden, sonst könne das nach hinten losgehen. Im Sonntagsverkauf habe er sich und seine Bäckereien noch nie gesehen: Wir verstehen uns als Brotbäckerei und nicht als Gastronomie. Ganz ohne Sonntagsverkauf gehe es aber nicht: „Das wird teilweise auch einfach von den Vermietern gewünscht.“ Mit seinen Mitarbeitern hat er sich geeinigt. „Ich backe die Sauerteige an den Feiertagen und unsere Mitarbeiter an den Sonntagen, das ist unser Deal. Familienfreundlichkeit ist uns sehr wichtig.“
„Wir sprechen die Einteilung immer mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab, aber das ist schon immer so, da gab es in letzter Zeit keine Besonderheiten“, sagt Susanne Erb-Weber, Pressesprecherin von Bäckerhaus Veit. Außerdem würden die Sonntagsschichten vor der Einstellung nicht unter den Teppich gekehrt, sondern ganz offen kommuniziert. „Das ist einfach ganz normal und gehört schon immer zu der Arbeit dazu.“