Fahrschule Hildebrandt feiert 50-jähriges Bestehen mit Dixie-Frühstück und Bobby-Car-Rallye
Spaß am Lernen statt grauer Theorie

Der Kirchheimer Familienbetrieb wird bereits in der zweiten Generation betrieben. 1966 legten Karl-Heinz und Maya Hildebrandt den Grundstein dazu.

Kirchheim. „4 500 Mark hatte ich noch auf meinem Sparbuch“ erinnert sich Seniorchefin Maya Hildebrandt an die Gründung des Fahrschulbetriebs im Herbst 1966. „Davon haben wir uns einen VW-Käfer gekauft.“ Das Ehepaar Hildebrandt zog 1966 ins Elternhaus von Maya in der Notzinger Straße 25 ein. Karl-Heinz hatte davor schon in Schorndorf Fahrstunden gegeben. „Ursprünglich hatte mein Mann bei der DEULA als Landwirt gelernt. Aber bei der Bundeswehr hat er dann eine Ausbildung als Fahrlehrer gemacht“, erzählt die Seniorchefin.

Vor 50 Jahren gab es in Kirchheim und Umgebung etwa vier bis fünf Fahrschulen. Die Bestimmungen waren viel lockerer als heute, die Ansprüche kleiner. „Wir haben unser Wohnzimmer zur Hälfte ausgeräumt und ein paar Schultische reingestellt“, erzählt Maya Hildebrandt von den Anfängen. Erst als der Laden richtig „brummte“, haben die Hildebrandts ein Schulungsgebäude im Garten gebaut. Das Häuschen ist heute immer noch in Betrieb. Es ist modern und zweckmäßig eingerichtet, viele Generationen von Kirchheimer Fahranfängern haben sich darin wohl gefühlt und am Ende ihrer Ausbildung den begehrten „Lappen“ bekommen.

Fahrlehrer hatten es in den 60er-, 70er-Jahren nicht leicht. Alle Welt, vor allem Männer, wollten mit 18 oder als „Spätberufene“ den Führerschein machen. Viele türkische Gastarbeiter meldeten sich an, Sprachprobleme wurden mit „Händen und Füßen“ geregelt. „Mein Mann als Einzelkämpfer hat quasi Tag und Nacht gearbeitet“, sagt Maya Hildebrandt, die selbst nicht nur Auto, sondern auch Lkw und Motorrad fahren kann. „Dann kam Gott sei Dank Hugo Vix dazu, den sicher auch noch viele ältere Kirchheimer kennen.“ So richtig familienfreundlich waren die Arbeitszeiten damals nicht.

Heute sind sie’s auch nicht. Zum Fahrlehrer sollte man sich berufen fühlen und eine gewisse Leidenschaft mitbringen. „Da fängst du schon mal morgens um sieben an, ein anderes Mal bist du nachts um halb zwölf noch auf Autobahnfahrt“, sagt Uwe Hildebrandt. Der Sohn des Fahrschulgründers hat den Betrieb 1992 vom Vater übernommen, der 1996 starb. 1993 stieg auch Uwes jüngerer Bruder Jens in die Firma ein. Janna Buchter und Mathias Kölmel unterrichten heute als Angestellte unter anderem auch in den Filialen Schlierbach und Ötlingen. Susanne Hildebrandt, Ehefrau von Jens, kümmert sich um die gesamte Verwaltung.

Diesen Job hatte viele Jahre Maya Hildebrandt. „Wir haben die Rechnungen sogar noch von Hand geschrieben“, denkt die quicklebendige 80-Jährige gerne an frühere Zeiten zurück. „Am Anfang durften wir noch selber Fahrerlaubnisse ausstellen. Die Führerscheine lagen bei mir einfach so in der Schublade!“ Und da kam’s schon mal vor, dass ein Fahrschüler nachts um zwölf an der Tür klingelte und seinen Führerschein abholte, weil er just in dieser Minute 18 Jahre alt wurde.

Um 1970 kostete eine Fahrstunde 12 Mark, mit acht bis zehn Stunden kamen die meisten Fahrschüler klar. Heute stehen allein zwölf Pflichtstunden auf Autobahn, Landstraße und in der Nacht auf dem Programm. Die meisten Führerscheinanwärter brauchen so um die 30 Stunden. „Es gibt allerdings auch Kandidaten, die eine dreistellige Stundenzahl benötigen“, verrät Fahrlehrer Mathias Kölmel.

Im Stadtgebiet Kirchheim gibt es aktuell etwa zehn Fahrschulen, die wie die Hildebrandts alle Fahrzeugklassen anbieten: Motorrad, Auto und Lkw. Wer die „geilsten Autos“ und die „schönsten Motorräder“ hat, das ist Geschmackssache. Was für Uwe Hildebrandt vor allem zählt, das ist der Umgang mit dem Kunden, die Qualität der Ausbildung. „Wir müssen die Leute heutzutage begeistern und mitreißen“, sagt er und nennt als Beispiel das „Fun-Learn-System“, also einen Unterricht, der in Theorie und Praxis nicht nur schnödes Wissen vermittelt, sondern Spaß macht, zum Nachforschen animiert und die Gemeinschaft in der jeweiligen Gruppe fördert. Alle Fahrlehrer bilden sich laufend fort und sind ständig auf dem neuesten Stand der Technik und der Verkehrsgesetzgebung.

„Die Prioritäten der jungen Leute liegen einfach anders“, hat Uwe Hildebrandt längst festgestellt. „In den 70er-, 80er-Jahren galt: am besten schon ein Auto im Hof stehen haben, dann mit 18 den Führerschein und dann erst eine Freundin.“ Obwohl Jugendliche heute bereits mit 17 in Begleitung eines Erwachsenen Auto fahren dürfen, denken einige darüber nach, ob sie überhaupt einen Führerschein brauchen. Aber die meisten machen früher oder später doch den Schein, spätestens mit Mitte Zwanzig. Kurios: „Unser ältester Schüler war ein 71-Jähriger, der seinen Motorradführerschein gemacht hat.“

Zum 50-Jährigen planen die Lehrer am Samstag, 24. September, eine Party für Schüler und Ehemalige. Auf dem Firmengelände in der Notzinger Straße gibt es ein Weißwurstfrühstück. Für alle, die wissen wollen, wie eine Alkoholfahrt aussieht, gibt es einen Bobby-Car-Parcours, der mit einer Promille-Brille durchfahren werden kann.