Landratswahl
SPD entscheidet sich für Musolf

Die Sozialdemokraten im Kreistag stellen sich im Kampf ums Amt des Verwaltungschefs hinter den 39-jährigen Bürgermeister aus Bissingen. Für Musolfs Erfolgschancen ist das ein kräftiger Schub.

Wird Marcel Musolf neuer Landrat im Kreis Esslingen? Seine Erfolgschancen sind seit Donnerstag gestiegen. Foto: Jürgen Holzwarth

Marcel Musolf Erfolgsaussichten, im Kampf um die Nachfolge des Esslinger Landrats Heinz Eininger als Sieger hervorzugehen, sind erheblich gestiegen. Die SPD im Kreistag will Bissingens Bürgermeister, der für die Freien Wähler antritt, bei der Wahl am 26. Juli im Kreisparlament unterstützen. Ein öffentliches Bekenntnis, das von vielen im Vorfeld zwar erwartet worden war. SPD-Fraktionschef Michael Medla hielt sich bis zuletzt allerdings bedeckt, sprach gegenüber der Presse von „zwei Kandidaten auf Augenhöhe.“ Musolfs Mitbewerber ist der 52-jährige Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU), der von CDU und Grünen im Kreistag unterstützt wird. 

Der 39-jährige Musolf traf sich am Mittwochabend in Plochingen zu Gesprächen mit der SPD-Fraktion, zwei Wochen nach seinem Kontrahenten. „Marcel Musolf hat uns durch seine breite Kompetenz, sein modernes Führungsverständnis und seine klugen zukunftsgerichteten Positionen zu gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen in unserem Landkreis überzeugt,", begründet Michael Medla, die Entscheidung, die seine Fraktion am Donnerstag bekannt gab. Bei den drängendsten Zukunftsthemen im Landkreis wie der Jugend- und Sozialhilfe, der ärztlichen Versorgung, Klimaschutz, Nahverkehr und Wohnen sehe man sich mit Marcel Musolf am besten aufgestellt, betont Medla. „Wir kennen Marcel Musolf als engagierten Kreisrat wie Bürgermeister.“ Dabei schätze man vor allem dessen Verlässlichkeit und Integrationsfähigkeit. 

Mit dem klaren Votum der Genossen steigen Musolfs Erfolgsaussichten, auch wenn nicht klar ist, wie sich einzelne Kreistagsmitglieder in geheimer Wahl am 26. Juli tatsächlich entscheiden werden. Rein rechnerisch kommen CDU und Grüne im neu gewählten Kreistag gemeinsam auf 36 Sitze. Freie Wähler und SPD verfügen über 40 Mandate. AfD (10), FDP (5) und Linke (3), die sich bisher nicht klar positioniert haben, dürften also den Ausschlag geben. Ulrich Deuschle, seit vergangener Woche frisch gewählter Fraktionsvorsitzender der erstarkten AfD-Fraktion im Kreistag, kündigt eine spontane Entscheidung bei der Wahl an, sollte keiner der beiden Bewerber im Vorfeld das Gespräch mit der Rechtsaußen-Fraktion suchen. Bisher hat ein solches Gespräch nicht stattgefunden. Dabei ist Rosenberger bisher der Einzige, der dies auch künftig kategorisch ausschließt. Der CDU-Mann spricht in diesem Zusammenhang von „Verrat an persönlichen Standpunkten.“ Deuschle dagegen betont, wer in vertrauter Runde das Gesprächsangebot ablehne, müsse sich in der öffentlichen Wahl-Sitzung des Kreistags „unangenehmen Fragen“ stellen. Man werde sich in diesem Fall nach der Bewerber-Fragerunde zur Beratung zurückziehen.

Wer neuer Landrat werden will, muss in einem der ersten beiden Wahlgänge die absolute Mehrheit der insgesamt 94 Stimmen im Kreistag hinter sich bringen. In einem möglichen dritten Wahlgang genügt die einfache Mehrheit. Der neu gewählte Chef von rund 2.500 Beschäftigten in der Esslinger Kreisverwaltung tritt sein Amt am 1. Oktober an.