Kirchheim
Stadt organisiert Betreuung künftig selbst

Ganztagsschule  Nach über 15 Jahren endet im Juni die Zusammenarbeit der Familien-Bildungsstätte Kirchheim mit den Kommunen. Die FBS kann diese Aufgabe strukturell nicht mehr stemmen.  Von Andreas Volz

Im Dezember war es ein Paukenschlag, der an manchen Schulen für große Verwirrung sorgte: Die Familien-Bildungsstätte (FBS) Kirchheim zieht sich nach über 15 Jahren aus der Organisation der Ganztagsbetreuung zurück. Laut Thorsten Bröckel, dem Rektor der Alleenschule, war die Zusammenarbeit mit der FBS von großem Vorteil: „Da haben wir als Schule nicht viel mit der Organisation zu tun gehabt.“ Derzeit sind an der Alleenschule immerhin 144 Kinder in der Ganztagsbetreuung angemeldet.

Thorsten Bröckel sah deswegen anfänglich große Probleme auf seine Schule zukommen, die auch für andere Schulen gelten dürften: „Wenn die Organisation durch die FBS im Juni endet, läuft das Schuljahr ja noch weiter. Dann braucht das Betreuungspersonal also Anschlussverträge, und das bringt die Stadt unter Druck.“

In der Tat ist die Stadt Kirchheim nun gefordert, die Aufgabe, die sie einst an die FBS ausgelagert hatte, nun selbst zu übernehmen. Außer der Stadt Kirchheim sind auch die Stadt Weilheim und die Gemeinde Lenningen betroffen – wenn auch in weitaus kleinerem Ausmaß als Kirchheim. „Wir waren der Dienstleister für die Kommunen, und 15 Jahre lang war das eine gute Partnerschaft“, sagt Hermann Bruhn, für die Finanzen zuständiges Vorstandsmitglied der FBS. Dass die FBS diese Partnerschaft nun aufkündigt, liege ausschließlich an strukturellen Problemen, die sich durch Corona nach verschärft haben.

„Wir sind ein kleiner, gemeinnütziger Verein, der sehr vieles im Ehrenamt leistet“, betont Hermann Bruhn, „und wir sind da jetzt an Grenzen gestoßen.“ Der Vorstand habe festgestellt, dass es nicht mehr funktioniert, die Ganztagsbetreuung an den Schulen zu organisieren: „Das hat 2006 angefangen und hat sich kontinuierlich entwickelt und ausgeweitet. Allein in Kirchheim sind es über 20 Mitarbeiter in der Ganztagsbetreuung, für die wir zuständig sind. Dabei haben wir noch nicht einmal eine eigene Personalabteilung.“ Deswegen habe der Verein nun „rechtzeitig die Hand gehoben“ und die Verträge aufgekündigt – ein halbes Jahr im Voraus.

„Nicht von heute auf morgen“

„Wir haben die Kommunen rechtzeitig informiert, dass wir das abgeben wollen, und seither laufen Gespräche.“ Es liege auch im Interesse der FBS, die Übergabe oder Rückgabe in die Hand der Kommunen möglichst reibungslos hinzubekommen: „Unser Bestreben ist es, dass wir das gut über die Bühne bringen und dass wir da einvernehmliche Lösungen finden. Deswegen schließen wir ja auch nicht von heute auf morgen.“

Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader kann es nachvollziehen, dass die FBS die Zusammenarbeit aufgibt, weil sie es strukturell nicht mehr stemmen kann: „Da geht es darum, mit viel Personal zu arbeiten, ohne dass dafür die Verwaltungskapazität vorhanden ist.“ Jetzt sei die Stadt gefordert, diese Aufgabe selbst in die Hand zu nehmen. „Ein Problem ist, dass die Strukturen sehr unterschiedlich sind. Da müssen wir schauen, wie wir das hinbringen.“

Noch im Januar soll es eine Informationsveranstaltung für alle Mitarbeiter geben. „Da stellen wir dann unser System vor – erst einmal in einer großen Runde. Dabei kommen sicher auch Detailfragen, auf die wir später in Einzelgesprächen eingehen können.“ Ziel der Stadt sei es, so viele Mitarbeiter wie möglich zu übernehmen, am besten alle. „Wenn jemand nicht mit uns zusammenarbeiten möchte und deswegen Stellen unbesetzt bleiben, müssen wir diese Stellen neu ausschreiben.“ Über alle Stellen in der Ganztagsbetreuung müsse dann formell der Gemeinderat entscheiden. Die Kosten seien aber im Prinzip gedeckt: „Bisher fällt der Zuschuss an die FBS unter die Sachmittel. Künftig sind das dann eben Personalkosten.“