Kirchheim
Stadt pumpt 200 000 Euro in Pumptrack

Bikepark Am Kirchheimer Schlossgymnasium ist ab Herbst jede Menge Spaß geboten – für Sportler, die mit allem unterwegs sind, was Räder und Rollen hat. Jugendliche wollen die Anlage pflegen. Von Andreas Volz

Jugendliche klatschen begeistert Beifall. Das kann schon vorkommen, wenn sie beispielsweise im Fußballstadion sind und ihr Club in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt. Aber im großen Sitzungssaal des Kirchheimer Rathauses - mitten in einer Sitzung des Technik- und Umweltausschusses? So etwas sollte doch eher unter dem Stichwort „Zeichen und Wunder“ laufen. Was also war geschehen?

Der Ausschuss hatte gerade einen einstimmigen Beschluss gefasst: die Freigabe einer Ausschreibung, die gleichbedeutend ist mit dem Baubeschluss, wie Bürgermeister Günter Riemer dem jungen Publikum vorsorglich erklärte. Genau dieser Beschluss löste dieselbe Begeisterung aus wie der oben beschriebene entscheidende Treffer auf dem Fußballplatz.

Um Sport ging es auch in diesem Fall, aber mit Bällen hat es nichts zu tun - sondern mit Rädern und Rollen: Der Bikepark in der Jesinger Halde, in der Nähe des Schlossgymnasiums, soll umgestaltet werden. Kosten in Höhe von 200 000 Euro hat der Ausschuss zu diesem Zweck genehmigt. Ein Viertel dieser Gesamtkosten muss der Deckungsreserve entnommen werden, weil im Haushalt nur 150 000 Euro für den Bikepark vorgesehen waren. Auch die überplanmäßige Ausgabe der verbleibenden 50 000 Euro haben die Ausschussmitglieder nun einstimmig abgesegnet.

Für die Jugendlichen wird damit ein großer Traum wahr. Endlich können sie „vor der Haustür“ ihrem Sport nachgehen. Entwickelt worden war das Konzept den ganzen Winter über in mehreren gemeinsamen Workshops - unter Einbeziehung des Beteiligungsprojekts „Be part“ im Mehrgenerationenhaus Linde. 4 500 Kirchheimer Schüler ab Klasse 5 waren zu den Workshops eingeladen.

Nadine Blüse vom Mehrgenerationenhaus hat die Workshops betreut und moderiert. Sie sprach von einem „großen Erfolg“, weil rund 40 Biker im Alter von zehn bis 22 Jahren intensiv „mitgestaltet und mitgedacht“ haben. Als SPD-Stadtrat Walter Aeugle diesen Erfolg in Frage stellte, weil der Prozentsatz doch relativ gering sei, verdeutlichte Nadine Blüse: „40 von 4 500 klingt nach wenig, ist aber echt viel.“ Nicht jeder, der dem Sport gerne nachgehe, setze sich deswegen auch gleich intensiv dafür ein.

„Ich erinnere mich an kein Projekt, an dem mehr Jugendliche beteiligt waren“, stellte sie fest. Unterstützung erhielt sie durch Christoph Kerner, den Leiter des Kirchheimer Sachgebiets Grünflächen: „In Stuttgart haben sich bei ähnlichen Veranstaltungen vielleicht 20 Jugendliche beteiligt.“

Christoph Kerner war es auch, der im Ausschuss erläuterte, was die Stadtverwaltung im Gespräch mit den Jugendlichen erarbeitet hat und was nun umgesetzt werden soll: „Verantwortlich für den Bikepark ist die Stadt. Das ist wie bei einem anderen Sportplatz auch oder wie bei einem Spielplatz. Die Anlage muss deswegen auch TÜV-zertifiziert sein.“ Gerade deswegen habe die Stadt das Fachbüro „Radquartier“ mit ins Boot geholt: „Die haben das Thema ,Asphalt-Pumptrack‘ angesprochen, und so haben wir kurzfristig auch noch Skater eingeladen.“ Die Anlage, die bis Herbst 2019 bereits fertiggestellt sein soll, eigne sich nunmehr „als Trainingsgelände für vier olympische Sportarten“.

Aber auch unabhängig vom ambitionierten Leistungssport fördere sie Motorik und Bewegung - und somit letztlich die Gesundheit. Vereine und Schulen sollen die Anlage nutzen können und Trainingskurse anbieten. Grundsätzlich steht der Bikepark jedem offen: „Selbst Kinder ab drei Jahren können dort mit ihrem Laufrad schon viel Spaß haben.“

Zaun bleibt, aber Tore sind offen

In der Diskussion kam Christoph Kerner noch auf weitere wichtige Fragen zu sprechen: Das Gelände soll weiterhin umzäunt bleiben. „So können wir nach starken Regenfällen die Anlage auch einmal kurzzeitig schließen.“ Ansonsten aber bleiben die Tore offen. Langfristig könnte dort in der Jesinger Halde ein größerer Sportpark entstehen, vielleicht sogar mit einem eigenen Skaterpark.

Zur Pflege der Anlage werden auch die Nutzer herangezogen. In den Workshops haben sich dazu schon verschiedene Teams gebildet. Auf diese Art soll ausgeschlossen werden, dass es dem Bikepark wieder so geht wie nach dem ersten Anlauf: Der Verein Radsport Kirchheim (RSK) war personell nicht in der Lage, den Bikepark so zu betreiben, wie es bei den ersten Planungen vor rund sechs Jahren vereinbart worden war.