Es ist eine Menge Geld: 20 Millionen Euro soll die Sanierung der Bauteile C und D des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums (LUG) verschlingen. Und dabei geht es noch nicht einmal um die höchsten Baustandards. Noch nicht einmal
ansatzweise sind die sprichwörtlichen „goldenen Wasserhähne“ im Gespräch. Insofern ist der Stoßseufzer von Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) als stellvertretend für den gesamten Gemeinderat anzusehen: „Da geht es um zwei von fünf großen Bauteilen, und das kostet 20 Millionen Euro. Das zeigt, wo wir beim Bauen inzwischen stehen.“
Petra Haindl, Architektin und Stadtplanerin vom Stuttgarter Büro Becker und Haindl, erläuterte im Gemeinderat, wo das Hauptproblem liegt: „Wir müssen die komplette Raumstruktur verändern und bauen tatsächlich bis auf den Rohbau zurück.“ Vor allem brauche es einen zweiten Flucht- und Rettungsweg, an den beide Teile anzubinden sind. Auch über einen Aufzug sollen beide Bauteile barrierefrei erschlossen werden – trotz der Tatsache, dass die Stockwerke nicht auf derselben Ebene liegen, sondern jeweils halb versetzt sind.
Eine deutliche Aufwertung sollen die Flure erfahren: „Die haben keine Aufenthaltsqualität, es gibt dort wenig bis gar kein Tageslicht und außerdem ist das Dach undicht.“ Die letztgenannten Mängel werden behoben, was die Aufenthaltsqualität sicher steigern dürfte. Hinzu kommt noch eine Möblierung der Flure, die ebenfalls zum längeren Verweilen einlädt.
Wer immer in den Klassenzimmern sitzt, kann sich auf weitere Verbesserungen freuen: Durch die fehlende Dämmung gibt es einerseits einen hohen Wärmeverlust in der kalten Jahreszeit und andererseits eine enorme Hitze in der warmen Jahreszeit. Petra Haindl brachte es auf den Punkt: „Im Winter wird viel geheizt, im Sommer wird viel geschwitzt.“ Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten soll das der Vergangenheit angehören, auch das Schwitzen im Sommer: „Umlaufend gibt es einen effektiven Sonnenschutz.“
Höchster Verbrauch aller öffentlichen Gebäude in Kirchheim
Die neue Fassade ist als Holzfassade gedacht. Die Mauervorsprünge sollen ausgeglichen werden, wodurch die Fassade generell weniger schadensanfällig wird. Die Fluchttreppenhäuser erhalten zudem eine erdgebundene Fassadenbegrünung. Eine „effiziente Haustechnik mit dezentralem, hybridem Lüftungssystem“ sorgt nicht nur für die richtige Belüftung, sondern auch für das Einsparen von Energie, denn eine Wärmerückgewinnung ist integriert. Derzeit hat das Ludwig-Uhland-Gymnasium noch den höchsten Energie- und Gasverbrauch aller öffentlichen Gebäude in Kirchheim.
Auf die Bedenken von Hans-Peter Birkenmaier, dass die voraussichtlichen Quadratmeterkosten für den Bauteil D nicht geringer ausfallen als bei einem Neubau, erwiderte Petra Haindl: „Im Bauteil D gibt es ausschließlich Fachräume, und da bringen wir die Möblierung auf den neuesten Stand der Methodik und Didaktik.“ Die Fachklassentrakte seien in jeder Schule der teuerste Bauteil: „Deshalb lässt sich das nicht mit einem Neubau vergleichen. Wir sind bei den Kosten immer noch im mittleren und nicht im oberen Bereich.“
Die Zustimmung zu den Kosten wie auch zum gesamten Projekt fiel am Ende einstimmig aus. SPD-Stadtrat Andreas Kenner sprach aus, was wohl in allen Fraktionen und Gruppierungen des Gemeinderats so gesehen wird: „Es hat weit über 50 Jahre gehalten. In derselben Zeit hätten wir eine Tiefgarage fünf Mal sanieren müssen. Wir müssen diese Schule dringend modernisieren, und wir müssen auch die energetische Sanierung angehen. Danach soll es ja wieder für weitere 50 Jahre halten.“
Was immerhin nicht saniert werden muss, sind die Aufstockungen auf dem Dach aus dem Jahr 2007. Sie sind noch in einem guten Zustand, müssen aber gleichwohl an Aufzug und Fluchttreppenhäuser angebunden werden. Zu den hohen Kosten stellte Dieter Franz Hoff (CDU) fest: „Das ist den fehlenden Instandhaltungen der vergangenen Jahrzehnte zu verdanken.“ Einmütig stimmte der Gemeinderat auch der Einrichtung eines Bauausschusses zu, in dem auch die Schule maßgeblich vertreten sein sollte.
Am Ende gab Andreas Kenner noch einen politischen Denkanstoß: „Angesichts der Kosten für diese Sanierung müssen sich alle Befürworter von G 9 fragen, was wir für erhebliche Mehrkosten hätten, wenn wir wieder flächendeckend G 9 einführen würden.“
Der Zeitplan und die mögliche Kostenbeteiligung von Umlandgemeinden
Der Zeitfaktor spielt außer dem Kostenfaktor bei den Sanierungsarbeiten am Ludwig-Uhland-Gymnasium ebenfalls eine wichtige Rolle. Wenn alles nach Zeitplan läuft, sollen die Bauarbeiten Anfang 2025 im Bauteil C beginnen. Außer der Generalsanierung für die Bauteile C und D ist auch vorgesehen, die Digitalisierung in den Teilen A, B und E auf den neuesten Stand zu bringen. Der Abschluss aller Arbeiten – einschließlich der Außenanlagen, mit denen 2027 begonnen werden soll – ist für Sommer 2028 vorgesehen.
Eine Besonderheit hält der Terminplan noch bereit. In der Sitzungsvorlage des Gemeinderats heißt es lapidar: „Für den Fall einer späteren Mittelbereitstellung verschiebt sich die Maßnahme entsprechend.“ Was diese Mittelbereitstellung betrifft, lässt der ehrgeizige Zeitplan allerdings nicht allzu viel Luft: Bereits jetzt im November soll der Bauantrag eingereicht werden. Ihre Förderanträge will die Stadt Kirchheim im März 2024 stellen, um im Herbst 2024 mit der Ausschreibung beginnen zu können.
Umlandgemeinden können an den Kosten für Schulbauten beteiligt werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Schule eine „wesentliche überörtliche Bedeutung“ zukommt. Eine solche überörtliche Bedeutung hat die Schule, wenn sie von vielen auswärtigen Schülern besucht wird. Das ist bei den Kirchheimer Gymnasien definitiv der Fall. SPD-Stadtrat Andreas Kenner berichtete von der Sanierung in Plochingen, dass die dortigen Umlandgemeinden mit sechs Millionen Euro daran beteiligt waren.
Zuschüsse in Höhe von 1,5 Millionen Euro stehen für die Stadt Kirchheim in Aussicht. Diese Summe ist von der Gesamtsumme abzuziehen. Die verbleibenden 18,5 Millionen Euro sind noch einmal fünf Prozent zu verringern. Für die knapp 17,6 Millionen Euro, die dann noch übrigbleiben, besteht die Möglichkeit, die Umlandgemeinden daran zu beteiligen. Darüber hat Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader die Nachbarkommunen bereits informiert. Die Stadt Kirchheim rechnet dabei mit 8,1 Millionen Euro. vol