Trat im Vorprogramm bislang die Jugendkapelle auf, so kamen diesmal die Bläserklassen der Teck- und Freihofgrundschule dazu. Die Bühne war überschwemmt von weihnachtsstolzen Kindern. Ein respektables Weihnachtsgeschenk, dieses Konzert in der prall gefüllten Stadthalle, doch auch ein besonderes Zuckerle für die Erwachsenen, seien es stolze Eltern oder staunende Besucher.
Unter dem exakten, aber lockeren Dirigat von Andrea Speiser spielten die Kleinen zwar einfache Stücke, wie „Freude schöner Götterfunken“, diese jedoch in pfiffigen Arrangements und so blitzsauber, wie man das nie hätte erwarten können. Und wenn dann noch das Vorstufenorchester den Bläserklassen unter die Arme griff, dirigiert vom Stadtmusikdirektor persönlich, kam dazu noch mehr Schwung und Eleganz, jedoch keine nennenswerte Eintrübung. Man konnte sich kaum sattsehen am Eifer der Kinder und kam ins Staunen etwa über ein glasklar geblasenes Flötensolo oder über den Bongospieler, der seine lässig-lockeren Handgelenke wie ein Profi über die Felle führte.
Nach der Begrüßung durch Christoph Neumann war die Jugendkapelle dran. „Der Flug des geflügelten Pferdes“ begann mit einer rasanten Flöten- und Piccolopassage, die einen fast vom Stuhl riss. Überhaupt glänzten die Flöten mit einer Intonationssicherheit, die an Zauberei grenzte. Und erst der Steppke am Schellentambourin! Er kaufte den Erwachsenen glattweg den Schneid ab. Auch der kleine Mann an der großen Trommel machte gehörig Eindruck oder die verschiedenen Pauker mit ihren gekonnten Wirbeln. Ähnliches ließe sich von jeder einzelnen Instrumentengruppe sagen. Da passte alles zusammen. Die Jugendkapelle hat sich zu einem Klangkörper exquisiter Qualität entwickelt. Sie ist aus dem Schatten der Erwachsenenkapelle herausgetreten. Marc Lange hat sie zu einem Orchester geformt mit unverwechselbarem Profil, nein Fluidum, mehr noch, Klangmagie.
Schon bei ihrem zweiten Stück „Ponte vecchio“ mit dem Trompetensolisten Manuel Früh musste sie jedoch beweisen, wie robust ihre Qualitäten sind. Trotz erheblicher Differenzen in der Tonhöhe blieb die Stimmung im Ensemble intakt. Zu dick aufgetragen waren die Vorschusslorbeeren der Moderatorin Stephanie Rauschnabel, als dass ein Jugendlicher diese Nervenprobe unbeschadet hätte überstehen können. Zugegeben, der Titel des Stücks war interessanter als die Komposition. So wurde der japanische Komponist zum eigentlichen Verlierer des Abends. Denn später im Programm, wieder bei einem japanischen Sujet, kam er über hohlen Bombast auch nicht hinaus, so sehr sich der Dirigent auch hineinwarf, und wie sehr auch die projizierten Kalenderbilder, wie immer aus der Kreativwerkstatt Stetten, den Zuhörern nachhelfen sollten. Doch war das vorgegriffen. Sobald Manuel Früh ins Glied der Tuttitrompeter zurückgekehrte war, verschwanden die Intonationsprobleme. Die hatte es in der hervorragenden Blechbläsergruppe auch nie gegeben bis hinunter zur Basstuba.
Und doch: Als die Fanfare aus der Oper Libussa von Bedrich Smetana, inzwischen von der Stadtkapelle, erklang, spürte man im ersten Moment: Das ist große Musik eines großen Komponisten. Danke! Ein Glück, dass die Armenischen Tänze von Alfred Reed damit nicht konkurrieren mussten. Nach dem schon erwähnten Japanischen Machwerk war es die reine Erholung: Geistreiche und kurzweilige Charakterstücke zu armenischen Liedmelodien.
Dagegen hätten die bekannten anspruchslosen deutschen Weihnachtsmelodien, so ergreifend sie in den vergangenen Jahren auch immer waren, nichts ausrichten können. Also brachte die Stadtkapelle alte englische Carols, ein musikalisches Highlight nach dem andern. Und „O du fröhliche“!