Es trifft jeden, doch trotzdem ist es ein Thema, das der Großteil weit von sich schiebt. Die Rede ist vom Tod. Gleichzeitig sagt die Erfahrung, dass man sich mit dem Leben und Sterben früh genug und ganz bewusst auseinandersetzen sollte. Nicht immer geschieht dies im familiären Umfeld oder mit Freunden, doch alleine muss am Ende der Lebenszeit niemand sein – dafür gibt es Menschen, die ausgebildet auf mögliche Situationen vorbereitet sind und sich ihrem Gegenüber „individuell anpassen“ können. „Unsere Sterbebegleiter sind Zeitschenker, Unterstützer, Gesprächspartner und vieles mehr“, wissen Sandra Beck und Angelika Bauer, die sich jeweils im Hospizdienst Kirchheim um die Koordination kümmern.
Aktuell können sie auf 30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – wieder so viele wie vor Corona – jeglichen Alters zugreifen, die mit verschiedenen beruflichen Hintergründen als Sterbebegleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen einfach nur da sind. Ob zu Hause, in Pflegeheimen oder im Krankenhaus – manchmal braucht es nicht mehr, als „nur“ ihre Hand zu nehmen, zuzuhören und das Gefühl zu geben, dass sie in den schwersten Stunden nicht alleine sind.
Zeit schenken, unterstützen, Gesprächspartner sein – die Aufgaben sind vielfältig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich, so Sandra Beck, und sie ergänzt: „Manchmal ist es auch Aufklärung, was kann passieren?“ Damit alles „Hand in Hand geht“, braucht es laut den Koordinatorinnen ein „gut funktionierendes Netzwerk aus Ärzten, Pflegedienst, Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), Freunden, Angehörigen und nicht zuletzt warmherzige Menschen. Ziel der ehrenamtlichen Sterbebegleitung ist es, die letzte Lebensphase der Betroffenen so zu gestalten, dass sie möglichst selbstbestimmt verläuft und von der notwendigen Fürsorge begleitet wird.
So wie exemplarisch von Heide Bauknecht, die Todkranke und deren Angehörige, die sich oft in Grenzsituationen befinden, bei ihrer Bewältigung des Alltags unterstützt, ihnen als Gesprächspartnerin zur Seite steht und manchmal auch die Ängste nimmt.
Dafür braucht es eine profunde Ausbildung wie in dem im Januar stattfindenden Qualifizierungskurs. „Es findet eine persönliche sowie theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer statt. Inhalte sind unter anderem Kommunikation, Spiritualität, „das Lebensende“, Demenz, Biografiearbeit sowie ein Praktikum in einem Pflegeheim“, zählen die Koordinatoren auf.
Unterschiedliche Situationen
All das hat Heide Bauknecht schon hinter sich. „Durch den Artikel vor fünf Jahren habe ich mich direkt an den Hospizdienst gewandt“, berichtet die 68-jährige Kirchheimerin, die davor Krankenschwester in der Intensiv-Unfall-Chirurgie war. 2018, nach dem Tod ihrer demenzkranken Mutter, hatte sie den Wunsch, als Sterbebegleiterin für diese schwerstkranken Menschen da zu sein. „In meinem Beruf hatte ich nie Zeit dafür, da ist man immer auf dem Sprung“, betont Heide Bauknecht, die ein bis zwei Stunden die Woche in ihrer Arbeit aufgeht. „Eis essen, aus einem Buch vorlesen, alte Fotos angucken – man trifft die Menschen unterschiedlich an“, berichtet sie und ergänzt: „Viele sind bettlägerig und auch nicht mehr ansprechbar – aushalten und da sein, mehr können wir da nicht tun.“ Manche ziehen ihre Kraft aus Gebeten, andere wollen singen. Auch wenn sie anfangs oft hören musste, „ich könnte das nicht“, habe sie ihr Ehrenamt noch keinen Tag bereut. „Es bringt einen persönlich sehr viel weiter, man setzt sich auch mit sich selbst auseinander“, verrät Heide Bauknecht, die es gut findet, dass man sich bei den monatlich stattfindenden Gruppenabenden austauschen kann.
Ehrenamtliche Helfer gesucht
Treffpunkt Ein Informationsabend findet am Mittwoch, 27. September, um 19 Uhr im Café Eckpunkt, Hindenburgstraße 4, in Kirchheim statt.
Ablauf Haupt- und ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiterinnen informieren über den Inhalt des Qualifizierungskurses, Bedingung zur freiwilligen Sterbebegleitung. Im Anschluss werden Gespräche für Interessierte angeboten.
Start Der Befähigungskurs für ehrenamtliche Sterbebegleitung beginnt im Januar und endet im Oktober 2024. Erfüllt werden müssen 100 Unterrichtseinheiten, die an Montagabenden (45 Minuten) sowie an drei Wochenenden (Freitagnachmittag und Samstag) stattfinden. Der Eigenanteil der Kosten beträgt 125 Euro.
Träger Der Hospizdienst Kirchheim ist ein Angebot der evangelischen und katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim sowie des Diakonie-Vereins Wendlingen.
Fragen Weitere Infos erhält man beim Hospizdienst Kirchheim, Alleenstraße 74. Ansprechpartnerinnen sind die beiden Koordinatorinnen Sandra Beck und Angelika Bauer, erreichbar unter der Nummer 0 70 21/9 20 92 27 oder der E-Mail-Adresse info@hospiz-kirchheim.de. ack