Was manchen Briefwähler vielleicht schon irritiert hat, ist eigentlich für die bessere Orientierung gedacht: Das Loch im Stimmzettel zur Bundestagswahl ist nicht aus Versehen rechts oben angebracht worden, sondern mit voller Absicht. Es hilft Blinden und Sehbehinderten bei der Wahl. Über ihren Verband können sie eine Schablone erhalten, die auf den Wahlzettel zu legen ist. Wenn sie das kleine Loch rechts oben ertasten, können sie anschließend - mithilfe der Schablone und ohne die Hilfe anderer Menschen - in geheimer Wahl ihre beiden Kreuze machen.
Das ist eine der Neuerungen zur Bundestagswahl, von denen Kirchheims Wahlamtsleiter Jochen Schilling im Pressegespräch berichtet. Eine weitere Neuerung, die allerdings eher der Information vor der Wahl dient, ist auf den Internetseiten des Bundeswahlleiters unter www.bundeswahlleiter.de und der Landeszentrale für politische Bildung unter www.lpb-bw.de zu finden: In leichter Sprache wird alles Wissenswerte rund um die Bundestagswahl erklärt.
Beispielsweise lässt sich dort auch erfahren, warum bei der Bundestagswahl zwei Kreuze möglich sind - eins für die Erst- und eins für die Zweitstimme. „Das ist wirklich gut gemacht. Es ist so einfach, dass es gut verständlich ist. Aber es ist nicht verdummend“, sagt Jochen Schilling.
Ansonsten aber bleibt bei der Bundestagswahl vieles beim Althergebrachten: In Kirchheim gibt es 32 Wahlbezirke, in denen man vor Ort eine Wahlkabine aufsuchen kann. Hinzu kommen fünf Briefwahlbezirke. Die Briefwahl nimmt seit Jahren zu. Jochen Schilling rechnet damit, dass am 24. September in Kirchheim die Stimmen von mehr als 5 000 Briefwählern auszuzählen sind.
Die letzte Möglichkeit, Briefwahlunterlagen zu beantragen, besteht am Freitag, 22. September, bis 18 Uhr im Bürger-Service im Kirchheimer Rathaus. Schlag 18 Uhr endet zwei Tage später, am Wahlsonntag, auch die Möglichkeit zur Stimmabgabe. Wer dann beim Glockenschlag der Rathausuhr seinen roten Wahlbrief noch nicht eingeworfen hat, dessen Stimmen werden nicht mehr ausgezählt.
Zur Auszählung, aber auch zur korrekten Abwicklung in den einzelnen Wahllokalen stehen in Kirchheim wieder mehr als 300 ehrenamtliche Wahlhelfer bereit. Mit den Ergebnissen für Kirchheim rechnet Jochen Schilling für 21 Uhr. Sobald sie feststehen, sind sie im Internet unter der Adresse www.kirchheim-teck.de abrufbar.
Legt man die Wahlbeteiligung von 2013 zugrunde, dürften in Kirchheim bis 21 Uhr knapp 21 000 Stimmzettel ausgezählt worden sein. Rund drei Viertel der 28 000 Kirchheimer Wahlberechtigten hätten sich dann wieder an der Bundestagswahl beteiligt. Hinzu kommt noch eine überschaubare Zahl von Auslandsdeutschen, die in Deutschland zuletzt in Kirchheim gemeldet waren. Sie müssen selbst aktiv werden, um ins Wählerverzeichnis aufgenommen zu werden. Rund 60 Wahlberechtigte aus dem Ausland haben sich diese Mühe gemacht und beim Kirchheimer Wahlamt ihre Briefwahlunterlagen beantragt.
Eine weitere Besonderheit, die in Kirchheim fast schon zur Normalität gehört, ist die Auswahl von zwei Wahlbezirken zu Zwecken der Statistik und der Hochrechnung. In einem der beiden Wahlbezirke sind die Stimmzettel mit einem Großbuchstaben versehen, der dem Statistischen Landesamt Auskunft gibt über das Geschlecht und das ungefähre Alter der Wähler. Weitere Rückschlüsse auf den einzelnen Wähler sind aus diesen Codes selbstverständlich nicht zu ziehen. Aber dieses Vorgehen ermöglicht es der amtlichen Statistik, Aussagen über das Wahlverhalten von Männern und Frauen in unterschiedlichen Altersgruppen zu treffen.
Für den Hochrechnungszweck steht ein anderer Kirchheimer Wahlbezirk zur Verfügung. Dort befragen Mitarbeiter der Forschungsgruppe Wahlen die Wähler nach der Wahl, wem sie ihre Stimme gegeben haben. Die Antwort erfolgt natürlich freiwillig. Schließlich kann niemand dazu gezwungen werden, sein persönliches Wahlgeheimnis preiszugeben. Wer allerdings mitmacht, trägt dazu bei, dass die Hochrechnungen, die am Wahlsonntag ab 18 Uhr über die Bildschirme flimmern, möglichst exakt das spätere Ergebnis der Bundestagswahl wiedergeben können.