Kirchheim
Straßennamen: Ehrungen für Gottlieb Most und Hannelore Bodamer

Benennung Der Gemeinderat beschließt die künftigen Namen für zwei neue Straßen in Kirchheim.

Wo einst reger Verkaufsbetrieb herrschte - am einstigen Aldi-Standort beim Südbahnhof -, sollen möglichst bald Wohnungen entstehen. Die neue Erschließungsstraße erhält den Namen "Hannelore-Bodamer-Weg".       Archiv-Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Private Investoren bauen Wohnungen – und das gleich an zwei unterschiedlichen Stellen der Stadt Kirchheim: auf dem Gelände des früheren Baufachmarkts im Bebauungsplangebiet „Südlich der Zementstraße“ sowie auf dem Gelände zwischen Südbahnhof und dem einstigen Aldi-Standort „Dettinger Au / Schießwasen“. Dass diese Projekte nicht mehr auf die ganz lange Bank geschoben werden, zeigt sich jetzt an der Tatsache, dass der Gemeinderat bereits die künftigen Namen der inneren Erschließungsstraßen festgelegt hat.

Südlich der Zementstraße sind die Ratsmitglieder nicht dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt. In der Gegend habe sich einstmals ein „Freilaufgelände für Tiere“ befunden, wie Oberbürgermeister Pascal Bader im Gemeinderat ausführte. Mit der Vorstellung von „glücklichen Kühen“ hatte das allerdings nichts zu tun, denn diese Tiere hatten nicht mehr allzu viel Zeit, um sich am freien Auslauf zu erfreuen. Ihnen stand vielmehr die Schlachtung unmittelbar bevor. Deswegen heiß der Vorschlag für die Straßenbenennung „Am Metzgergarten“.

Historisch wäre das eine geeignete Bezeichnung gewesen. Trotzdem konnte sich der Gemeinderat damit nicht wirklich anfreunden. CDU-Stadtrat Dieter Franz Hoff brachte es auf den Punkt. „Das passt uns nicht so recht an eine Stelle, an der auch ein Altenheim vorgesehen ist.“ Er sprach sich daher für den Vorschlag aus, den der Bauträger eingebracht hatte: Gottlieb-Most-Straße.

Gottlieb Most war 1869 als Bauleiter für das „Königliche Amtsgericht“ nach Kirchheim gekommen. Bis heute wird dieses stadtbildprägende Gebäude als Amtsgericht genutzt, wenn auch nicht mehr als „Königliches“. 1871 gründete er das nach ihm benannte Bau-Unternehmen, das unter anderem durch sein Zementwerk auch schon namengebend war für die Zementstraße. Ein weiteres wichtiges Gebäude, das die Firma allerdings erst wenige Jahre nach dem Tod des Unternehmensgründers 1904 erstellte, ist die Ulrichskirche, die 1908 geweiht wurde.

Mit 21 Ja-Stimmen hat sich der Gemeinderat bei fünf Enthaltungen und ohne Gegenstimme für die künftige Gottlieb-Most-Straße im Inneren des neuen Quartiers ausgesprochen.
 

Keine Straßen für Lebende

Eine Grundsatzbedingung für eine Straßenbenennung nach Personen ist diejenige, dass es sich nicht um eine lebende Person handeln darf. Die Frist, die zwischen dem Tod und der „Straßenpatenschaft“ verstreichen muss, ist nicht eindeutig festgelegt. Der Städtetag emp­fiehlt fünf Jahre. Das wäre bei Gottlieb Most auf jeden Fall gegeben.

Auch beim zweiten Straßennamen, am Südbahnhof, sind diese Bedingungen erfüllt: Bei lediglich einer Enthaltung hat das Gremium ohne weitere Diskussion für einen „Hannelore-Bodamer-Weg“ gestimmt. Hannelore Bodamer (1930 bis 2015) war 29 Jahre lang CDU-Stadträtin. Sie war auch im Kreistag aktiv, im Vorstand der Lebenshilfe oder als Schöffin. – Zur Auswahl stand auch die Benennung nach Brigitte Kneher, die sich um die Erforschung der jüdischen Geschichte Kirchheims verdient gemacht hat. Johann Scheubel wäre ebenfalls in Betracht gekommen: Der bedeutende Mathematiker wurde 1494 in Kirchheim geboren.      Andreas Volz