Kirchheim
Streifzug durch die Lieblingslektüren

Bücher Unter dem Titel „Der Reiserat vom Gemeinderat“ hat der Literaturbeirat der Stadt Kirchheim Stadträtinnen und Stadträte eingeladen, um ihre Buchfavoriten vorzustellen. Von Rainer Kellmayer

Ferienzeit ist Lesezeit. Doch wie findet man die geeignete Lektüre für sommerliche Mußestunden? Der Literaturbeirat Kirchheim hatte eine zündende Idee: Stadträtinnen und Stadträte sollten unter dem Motto „Der Reiserat vom Gemeinderat“ aus dem Nähkästchen plaudern und einen Einblick in ihre Lieblingslektüre für die schönsten Wochen des Jahres geben.

Ihre Favoriten stellten am Sonntagabend fünf Mitglieder des Kirchheimer Stadtrates im Gasthof Teckkeller vor. Die Lesung war ein bunter Streifzug durch das Who is who der in den letzten Jahren auf dem deutschen Büchermarkt erschienenen Bestseller: Man hörte von Epidemien und globalen Krisen, begegnete Reflexionen zur Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur, zudem wurde eine Hymne auf das nördlichste Bundesland Schleswig-Holstein gesungen. Und natürlich durften spannende Geschichten um Mord und Totschlag nicht fehlen, erzählt in zwei kurzweiligen Krimis.

Fünf verschiedene Geschmäcker

Zum Start gab es eine mitreißende Geschichte über das, was die Menschheit zusammenhält. Andrea Helmer-Denzel las Ausschnitte aus John Ironmongers 2015 erschienenem Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ (Fischer-Verlag) – ein Buch, das Paral­lelen zur Corona-Pandemie aufweist. Im fiktiven Dorf St. Pieran in Cornwall wird zunächst ein junger Mann angespült, dann strandet ein Wal. Beide werden gerettet, doch der aus dem Wasser gezogene Analytiker Joe Haak sieht mithilfe eines Computerprogramms Unheil auf das Dorf zukommen. Er möchte dessen Einwohner beschützen, fährt unzählige Male in einen Supermarkt und schafft Vorräte an. Die Dorfgemeinschaft solidarisiert sich, und bei aller Dramatik gibt es ein Happy End.

Hans-Peter Birkenmaier las aus dem inzwischen verfilmten Bestseller „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens (Heyne-Verlag). Die Geschichte des Mädchens Kya Clark, das in schwierigsten Verhältnissen in den Sümpfen von North Carolina (USA) aufwächst und allen Widrigkeiten zum Trotz zu einer scharfsinnigen jungen Frau heranwächst, ist berührend. Auch eine Mordanklage – Kya soll ihren Geliebten Chase Andrews vom Feuerwachturm gestoßen haben – übersteht sie dank einer geschickten Verteidigung. Doch nach Kyas Tod weist eine bei ihr gefundene Halskette des Opfers erneut auf eine Täterschaft hin.

In Lucia de la Vegas Buch „Comisaria Fiol und der Tod im Tramuntana-Gebirge“ (Knauer-Verlag) trifft Urlaubs-Feeling auf Krimi-Spannung. Auf ­Mallorca werden die Leichen von zwei schwedischen Urlauberinnen angespült. Natalie Pfau-Weller las aus dieser spannenden Urlaubslektüre. Sie berichtete, wie die auf der Balearen-Insel im Urlaub weilende deutsche Ex-Kommissarin Marie Lindner in den Fall hineingezogen wird und wie ihre mallorquinische Kollegin Comisaria Silvia Fiol in diesem Buch voller Lokalkolorit schließlich für Aufklärung sorgt.

Die Lesung des Nordsee-Liebhabers Gerd Mogler wurde zu einer Hommage an den rauen Norden: Engagiert las er aus Mona Harrys „Norden und andere Richtungen“. Die Autorin kann in diesem im KJM-Verlag erschienenen Buch ihre Profession als Poetry-Slammerin nicht verleugnen: Die Hymne auf das flache Land zwischen Nord- und Ostsee sprudelt vor Wortwitz und bietet in virtuosen Satzkonstruktionen knackige Texte über das Leben und das Lieben, über das Staunen und das Lachen.

Anja Hezinger outete sich als Venedig-Fan. Folgerichtig widmete sie sich in ihrer Lesung der Lagunenstadt an der Adria. In „Falsche Freunde – Commissario Morello ermittelt in Venedig“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch) decken die Autoren Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo ein Komplott um Bestechung, den Bau einer U-Bahn zum neuen Flughafen und den Mord an einem Buchhalter auf: Eine spannende Lektüre für ruhige Tage.