Kirchheim
Streit ums übermächtige Eckhaus

Neubebauung Die Pläne für das „Most-Areal“ im Kirchheimer Gerberviertel stoßen nicht auf einhellige Begeisterung.

Kirchheim. Der Streit um historisches Erbe einerseits und modernes Erscheinungsbild andererseits wird in Kirchheim derzeit an vielen Ecken ausgetragen. Das eine scheint das andere stets auszuschließen. So auch an der Ecke Alleenstraße / Schülestraße, wo das alte „Most-Gebäude“ jetzt gerade dem Erdboden gleichgemacht worden ist. Viele Passanten stellen sich die Frage: „Was kommt da jetzt wohl hin - an dieser markanten Stelle, die dem Eingang zum Schloss genau gegenüber liegt?“

Wer diese Frage ansatzweise bereits beantworten kann, sind die Mitglieder des Kirchheimer Gemeinderats. Im Technik- und Umweltausschuss zeigten sich viele Gremiumsmitglieder alles andere als begeistert von den Planskizzen: Dem Eckgebäude sollen drei weitere Häuser in Richtung Schlachthausstraße folgen, die ihre Giebel zur Schülestraße ausrichten.

Das schmalste dieser drei Häuser verbindet die beiden anderen mit dem mächtigen Eckgebäude. Um diese Verbindung als fließenderen Übergang zu gestalten, soll das schmale Haus eine höhere Dach- und Firsthöhe erhalten. Schließlich überragt das Eckgebäude die drei anderen um ein ganzes Stockwerk.

„Wir bauen das Schloss zu“

Letzteres war vor allem der Stein des Anstoßes im Ausschuss: Hans Kiefer (CIK) hält das Eckhaus für zu hoch und befürchtet, „dass uns das um die Ohren fliegen wird“. Auch Dr. Thilo Rose (CDU) rechnet mit vielen Diskussionen, wobei er selbst bereits klar Position bezieht: „Gegenüber dem alten Gebäude ist das keine hochwertige Neubebauung.“ Marc Eisenmann (SPD) bemängelt gar, dass die neue Eckbebauung das Renaissance-Schloss in den Schatten stellen könnte: „Die Frage ist doch, wie wir eigentlich mit unserem Schloss umgehen wollen. Wir stellen es nicht heraus, wir bauen es sogar noch zu.“ Um das zu verhindern, stellte er den Antrag, im Bebauungsplan die Höhe des Eckgebäudes von vornherein um ein Stockwerk zu reduzieren.

Kirchheims oberster Stadtplaner Gernot Pohl sagte zum Schloss: „Das Problem ist, dass es an der Stelle, an der es steht, nicht raumgreifend zur Geltung kommt. Das ändern wir aber auch nicht dadurch, dass wir das Eckgebäude um eine Etage niedriger machen.“ Außerdem sei der Zeitpunkt bereits verpasst, um nun etwas grundlegend anderes zu verlangen. Die Planung sei schon sehr weit fortgeschritten, und der Investor müsse darauf vertrauen können, dass er die eingeschlagene Richtung jetzt auch weiterhin verfolgen könne.

So sah es wohl auch eine knappe Mehrheit im Ausschuss, die Eisenmanns Antrag auf Reduzierung ablehnte. Andreas Volz