Kirchheim. Da die Martinskirche aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht verfügbar war, sollte sie dieses Jahr dem Lichterlabyrinth, das sich aus 150 warm leuchtenden Kerzen zusammensetzte, nur als malerische Kulisse dienen.
Die Unsicherheit, ob das Ereignis aufgrund der Witterungsbedingungen stattfinden würde, durchzog die Atmosphäre bis kurz vor Beginn. Am Nachmittag noch wurde der Kirchplatz von Schnee befreit und das Wetter hielt, sodass ein eingespieltes Team mit den Vorbereitungen beginnen konnte.
Jede Kerze wurde sorgfältig in Papier gehüllt, um dem Wind standzuhalten und das Labyrinth vor dem Erlöschen zu schützen. Samstag und Sonntag hatten die Besucherinnen und Besucher von 18 bis 19.30 Uhr somit Zeit, die erleuchteten Kurven zu durchwandern. Höhepunkt war eine kurze Andacht und der gemeinsamen Gesang des bekannten Kirchen-Adventslieds "Macht hoch die Tür" mit anschließendem Segen durch Pfarrer der Stadtkirchengemeinde.
Das Lichterlabyrinth, seit 2010 ein fester Bestandteil in der Martinskirche, wurde in diesem Jahr auf das aufgemalte blaue Pendant auf dem Martinskirchplatz verlagert, das erst in diesem Sommer einen neuen Anstrich erhielt. Anders als ein Irrgarten führt dieses Labyrinth nicht bewusst in die Irre. Inspiriert von einem Labyrinth aus der Kathedrale in Chartres, symbolisiert es den Lebensweg – voller Windungen und Wirrungen, nie geradlinig, über einen langen und verschlungenen Weg. Ähnlich wie im Leben konnte man nun hier die Mitte finden und daraus den weiteren Weg bis ans Ziel gehen.
Durch die raffinierte Anordnung von Ein- und Ausgang wurde im Labyrinth vermieden, dass sich die Wege der Besucher kreuzten. Dies ermöglichte es jedem Einzelnen ungestört und auf seine eigene Weise die Reise durch das Lichterlabyrinth zu erleben. Diejenigen, die sich in die Kälte wagten, wurden belohnt mit stiller Besinnung im warmen Schein der Kerzen und mit Begegnung. So fanden verschiedenste Menschen aus der Gemeinde auf den beleuchteten Pfaden zusammen. Trotz der Verkürzung von acht auf zwei Tage, bedingt durch den Mehraufwand im Freien, behielt das Labyrinth seine magische Anziehungskraft. Eine Symphonie aus Symmetrie und Licht, die nicht nur die Augen, sondern auch die Herzen der Teilnehmer an diesem ersten Adventswochenende berührte. Tobias Tropper