Dienstags, donnerstags und freitags öffnet die Tafel in der unteren Max-Eyth-Straße in Kirchheim ihre Türen. Damit die Regale gefüllt sind, fahren Peter Schiewe und seine Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) morgens bei Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Netto vorbei, um Waren vom Vortag abzuholen. „80 Prozent davon sind Obst und Gemüse, das zum größten Teil noch einwandfrei ist“, sagt Peter Schiewe. Bei Edeka und Netto erhält die Tafel außerdem Käse, Joghurt, Milch und Wurstwaren, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Fleisch wird kaum gespendet, Backwaren kommen überwiegend von der Bäckerei Kienzle.
Der Standort ist super.
Peter Schiewe, Leiter des Tafelladens, über die zentrale Lage
Wenn der Laden um 10 Uhr öffnet, stehen die Kundinnen und Kunden in der Regel schon Schlange. 80 bis 100 sind es am Tag, die auf die günstigen Preise angewiesen sind. Die Tafel verlangt ein Drittel des Preises, bei Überangebot oft weniger. „Das Brötchen kostet 5, die Brezel 10 Cent“, nennt Peter Schiewe zwei Beispiele. Über 90 Prozent der Menschen, die hier einkaufen, seien Stammkunden. „Wir wissen, wer sie sind. Die müssen nicht jedes Mal ihren Bürgergeldbescheid vorzeigen oder nachweisen, dass sie wenig Rente haben“, sagt der Tafelladen-Chef. Viele ukrainische Flüchtlinge seien darunter, aber auch Deutsche. „Junge Männer, ältere Frauen, viele kinderreiche Familien“.
Reicht das, was gespendet wird, für die vielen Menschen? „Es könnte schon mehr sein“, sagt Peter Schiewe vorsichtig. Die Tafel spürt den Trend, dass die Supermärkte versuchen, mehr Waren zu Geld zu machen. Schiewe nennt ein Beispiel: Die „Rette mich“-Tüten bei Lidl. „Den Inhalt haben früher wir bekommen. Das merken wir schon ziemlich stark“, sagt er.
Dass immer mehr Geschäfte versuchen, über die App „Too Good to Go“ mit überschüssiger Ware Geld zu verdienen, spürt die Tafel jedoch noch nicht so sehr. Eine Bäckerei, die ohne Begründung von der Spenderliste abgesprungen ist, hat Schiewe im Verdacht. Abgesehen davon sei „Too Good to Go“ keine Konkurrenz für den Tafelladen, zumal er nach eigenem Bekunden bei Brot und Brötchen gut aufgestellt ist. „Da können wir nicht klagen“, sagt Peter Schiewe. Aldi denke darüber nach, dem Tafelladen Backwaren vom Vortag zu überlassen.
Was immer knapp ist, sind laut DRK haltbare Lebensmittel wie Öl oder Kaffee. Solche Spenden kommen regelmäßig von den Rotariern, dem Lions-Club und Privatpersonen. „Ohne diese Lebensmittel würde es schwierig werden, dann hätte man immer nur so ein Einerlei. Denn von den Discountern kriegt man eigentlich immer dasselbe“, sagt Schiewe. Auch die Erntedank-Gaben, die der Tafelladen von den Kirchen erhält, seien immer „ein Highlight“.
Die Atmosphäre im Tafelladen beschreibt Peter Schiewe als gesittet und angenehm. „Anfangs hatten wir Probleme und Streitereien. Da musste ich auch Leute rauswerfen. Aber seit einem Jahr geht es ruhiger zu“, sagt er. Den noch relativ neuen Standort des Tafelladens in der Stadtmitte findet er super, weil er gut zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen ist. „Ein Auto hat keiner von den Kunden“, sagt er. Den alten Standort bei der Feuerwehr habe damals kaum jemand gefunden.

