Seit 1993 findet jährlich in Deutschland der Tag des offenen Denkmals statt – eine Initiative, die ihren Ursprung im europäischen „European Heritage Days“-Programm hat. Ziel ist es, der Öffentlichkeit den Zugang zu historischen Bauwerken, Denkmälern und Kulturgütern zu ermöglichen, die sonst oft verschlossen sind. Dadurch soll das Bewusstsein für den Erhalt und die Bedeutung des kulturellen Erbes gestärkt werden. In jedem Jahr steht der Tag unter einem besonderen Motto, das unterschiedliche Aspekte von Denkmalpflege und Geschichte beleuchtet. Für 2025 lautet das Motto „WERT-voll“, um den besonderen Wert von Denkmalstätten als lebendige Zeugen der Vergangenheit hervorzuheben.
In Kirchheim lädt der Verein „Historische Dampftechnik“ ab 10 Uhr ganze Familien auf das Vereinsgelände ein. Besonderer Anziehungspunkt ist die vereinseigene Dampfwalze, die unter Volldampf gezeigt wird. Außerdem gibt es eine Ausstellung von Modellen, die Vorstellung der Jugendgruppe „Dampfzwerge“ und eine Spielstraße für Kinder. Gegen Mittag treffen die Schlepperfreunde Ötlingen-Lindorf ein, bevor ab etwa 14 Uhr Oberkellner Leopold für musikalische Unterhaltung sorgt. Für Speisen und Getränke ist ebenfalls bestens gesorgt. „Wer möchte erleben, wie man mit einem Einkaufswagen Holz und 400 Liter Wasser zum Kochen bringt, um elf Tonnen zu bewegen?“, fragt der Verein und macht damit neugierig auf das besondere Erlebnis, historische Technik hautnah zu sehen.
Die Kupferschmiede Heinkel besteht seit 1837, seit 1840 in der Dettinger Straße 15/1. Dort wurden bis 1951 vor allem Kupferwaren wie Töpfe, Kannen, Backformen oder Waschkessel gefertigt, ebenso Apparate wie Schnapsbrennereien und sogar Kupferrohre für Daimler-Flugmotoren von 1917. Im Jahr 1873 gründete Adolf Christian Heinkel die Firma, die bis heute seinen Namen trägt und inzwischen in fünfter Generation von Fritz Rainer Götz geführt wird. Die Werkstatt ist original erhalten. Ab 14 Uhr wird ein Schmied Einblick in seine Handwerkskunst geben. Eine Anmeldung ist notwendig. Das Kirchheimer Rathaus sowie die Martinskirche sind ebenfalls Teil des öffentlichen Programms.
Raritäten und Zeitgenössisches
Das Museum für Papier- und Buchkunst im Schlössle in Oberlenningen ist von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Neben der weltweit einmaligen Sammlung des Museums – zeitgenössische Kunstwerke aus Papier, geschaffen von hochkarätigen Künstlern – hat das Schlössle noch mehr Besonderheiten zu bieten wie den einzigen erhaltenen Zugfensterladen im süddeutschen Raum sowie in den ersten Kellerräumen die Fundamente des mittelalterlichen Vorgängerbaus des Schlössles. Dazu noch das Hausmuseum mit Funden, die bei den Renovierungsarbeiten geborgen wurden und Aufschluss geben über das Alltagsleben in Lenningen in früheren Jahrhunderten.
Turmbibliothek birgt Wertvolles
Ein besonderes Highlight ist die Präsentation wertvoller Bücher in der Turmbibliothek in Nürtingen, die vom ehemaligen Studiendirektor Albrecht Braun liebevoll gepflegt wird. Braun stellt seltene und einzigartige Werke vor, die aus unterschiedlichen Gründen wertvoll sind. Darunter befindet sich ein Epistolar mit einem Alter von rund 600 Jahren sowie die kleine Kirchenordnung, gestiftet von Pfalzgräfin Susanna. Die Führung beginnt um 11.15 Uhr in der Turmbibliothek.
Darüber hinaus bietet der Schwäbische Heimatbund für Nürtingen drei Führungen an. Das mittelalterliche Wohnhaus in der Strohstraße 15 ist das älteste Nürtinger Gebäude. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben die Erbauungszeit von 1392 bis 1394. Die Baugeschichte und die Lebensumstände der Bewohner werden beleuchtet sowie die mit dem Ensemble verbundene Stadtgeschichte. Die im Blockturm untergebrachte Gedenkstätte für Otto Zondler ist ebenfalls geöffnet. Sie wurde 2011 vom Schwäbischen Heimatbund eröffnet. Informative Texte, ein Film und eine Multimediaschau illustrieren das Werk des Malers. Dr. Eberhard Roos, Dieter Metzger und Dr. Uwe Beck führen ab 11 Uhr durch das Gebäude-Ensemble in der Strohstraße, ab 13 Uhr ist zusätzlich ein Zugang über den Blockturm am Ende der Turmstraße möglich.
Beim ehemaligen Gesundheitsamt in Nürtingen handelt es sich um ein Baudenkmal aus den frühen 60er-Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts. Nach ursprünglicher Nutzung als Gesundheitsamt und Interimsnutzung als Ganztagsbetreuung sollte das Gebäude nun modernisiert und in eine Jugendkunst- und Musikschule umgebaut werden. Die an mehreren Standorten verteilten Probenräume und Ateliers der Institution wurden in dem Gebäude zusammengefasst. Die Führung übernimmt Architekt Afshin Arabzadeh. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor Ort.
Der Alte Friedhof an der Stuttgarter Straße war der Vorgänger des Waldfriedhofs. Seit Jahren kümmert sich der Heimatbund um den Erhalt des Friedhofs. Mit seinen verschiedenen Grabstellen ist er ein Ort der Stadtgeschichte. Sigrid Emmert gewährt Einblicke in die restaurierten Bereiche an der Siechenkapelle, die nach Überbauung von Teilen des Friedhofs wieder zugänglich sind. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Nordeingang des Alten Friedhofs.
Zum Abschluss des Tages besteht die Möglichkeit, den Turm der Stadtkirche St. Laurentius zu besteigen. Von 16 bis 18 Uhr öffnen die Turmwächterinnen und Turmwächter den Turm.
Tag des offenen Denkmals
Der Förderverein Heidengraben bietet eine Führung entlang der Wallanlagen, Gräben und des Zangentors an. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Keltenmuseum Heidengraben in Grabenstetten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Um 15 Uhr findet eine Führung durch das Keltenmuseum mit Angelika Rüdiger, statt. pm/sl
Zum Tag des offenen Denkmals mit den insgesamt 57 Sehenswürdigkeiten im Kreis Esslingen gibt es im Internet auf der Seite tag-des-offenen-denkmals.de