Am Lindachufer bei der Freihof-Realschule herrschte am Sonntagnachmittag trotz der großen Hitze Volksfeststimmung. Dabei hatte der Aufmarsch von 32 Täuflingen und gut 300 Angehörigen einen ernsten Hintergrund. Doch die ausgelassene Stimmung war genau das, was sich die zehn Geistlichen, die zum Tauffest eingeladen hatten, gewünscht hatten. „Wir wollen mit dieser Taufmöglichkeit die Schwelle senken
und mehr Menschen zum gemeinsamen Gottesdienst versammeln“, sagte Pfarrer Christian Lorösch. Er freute sich über das große Interesse. Mehr als 30 Menschen, vom wenige Monate alten Kleinkind bis hin zu Erwachsenen waren zum Lindachufer gekommen.
Rasch waren die Bierbänke im Schatten besetzt, alle fanden einen Platz, um am vorangehenden Gottesdient teilzunehmen. Das Musikteam unter der Leitung von Kilian Haiber umrahmte die Feier mit kirchlicher Popmusik musikalisch. Inmitten der Gottesdienstgemeinde stand ein runder Tisch, auf dem alle Taufkerzen aufgestellt waren. Während die Tauffamilien noch Leckereien von Zuhause herbeischafften, lud Kilian Haiber zum gemeinsamen Singen des „Latino Halleluja“ ein. Begleitet von südamerikanischen Rhythmen und Melodien erklang das Lied sogar mehrstimmig.
Augenzwinkernd verkündete Pfarrer Christian Lorösch, dass man statt einer zweistündigen Predigt auf vier Impulse setze. Da war von der Liebe die Rede, die wie die Taufe nach außen hin nicht sichtbar sei. Aber hier am Wasser der Lindach werde die Taufe nun sicht- und spürbar. Das Wasser spende Leben.
Pfarrerin Iris Sönning zeigte der Taufgemeinde einen bunten Papierfisch und erklärte anhand des Symbols auf einer Fahne, warum der Fisch das Zeichen der Christen ist: „Schon früher haben sich verfolgte Gläubige oft mit diesem Zeichen untereinander zu erkennen gegeben.“ Sie ermunterte vor allem die Kinder, wenn sie bei anderen Menschen das Symbol sehen, sie darauf anzusprechen und zu sagen, sie gehörten auch zur weltweiten Gemeinschaft der Christen.
Die Geistlichen riefen in Erinnerung, dass Jesus Christus im Jordan in Israel der erste getaufte Mensch war. Pfarrerin Iris Sönning erklärte, dass es insgesamt fünf Taufstationen gäbe. An zwei Stellen konnte man sich direkt in der Lindach taufen lassen, an zwei weiteren Stellen oberhalb des Wassers war die Taufe mit Leitungswasser oder Wasser aus der Lindach möglich, und an der fünften Stelle konnte man sich an seine eigene Taufe erinnern lassen. Vier Geistliche begaben sich in die Lindach und freuten sich über regen Zulauf. „Jeder Täufling wird gefragt – bei Kindern die Eltern – ob sie getauft werden wollen“, erklärte Pfarrer Christian Lorösch das Aufnahmeritual. Danach werde im Namen Gottes getauft. Das gleiche Prozedere galt auch für die beiden anderen Taufstationen im Schatten der Bäume.
Fröhliche und feierliche Stimmung
Bei den Taufen herrschte eine fröhliche und feierliche Stimmung. Mal war das kühlende Nass mehr willkommen, mal weniger und wurde mit lautstarkem Prostest begleitet. Einer, der das Zeremoniell ziemlich unbeeindruckt über sich ergehen ließ, war Simon Moll. Mit seinen zwei Monaten zählte er zu den jüngsten Täuflingen und zu den ruhigsten. Denn: Er verschlief die Taufe einfach. Umso stolzer waren seine Paten Verena und Andreas Bühner sowie Simons Eltern, Karin und Matthias Moll. Ihn wird später die verzierte Taufkerze mit Ort und Datum an seine Taufe erinnern. Immerhin war Simon einer der ersten, die sich am Kirchheimer Wasser taufen ließen.