Kirchheim
Teckboten-Weihnachtsaktion: In der KW-Schule wird fürs Leben gelernt

Bildung Die Konrad-Widerholt-Schule Kirchheim fördert ihre Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise. Das gesamte Kollegium legt großen Wert auf die Wertschätzung aller. Von Iris Häfner

Wir haben keine müde Mark mehr – die Zusage der Teckboten-Weihnachtsaktion kam genau zur rechten Zeit“, freut sich Susanne Schöllkopf, Rektorin der Konrad-Widerholt-Schule, mit offiziellem Namen Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen. Ihre Schützlinge haben keine gute Lobby, dafür einen holprigen Start ins Leben, für den sie nichts können. Die Gründe sind vielfältig. Nicht selten liegt es an den familiären Rahmenbedingungen – die Eltern sind mit der Erziehungsarbeit überfordert, versuchen, selbst im Leben klarzukommen. „Zwei Drittel unserer Schülerinnen und Schüler haben einen schwierigen Hintergrund“, sagt Susanne Schöllkopf. Dann gibt es aber auch die Spätzünder aus ganz normalen Familien, die einfach ihren geschützten Raum zum Lernen brauchen, um später selbst ihr Leben in die Hand nehmen zu können. Und nicht zuletzt besuchen die KW-Schule Buben und Mädchen, die sich mit dem Zahlenraum über 20 schwertun oder Schwierigkeiten haben, Silben erkennen zu können – wer nichts vorgelesen bekommt, ist da eindeutig im Nachteil.

 

Unsere Schule bietet Chancen und zeigt Perspektiven auf.
Susanne Schöllkopf, Rektorin der KW-Schule

 

Die eigenen Stärken herausfinden zu können, dabei helfen die Pädagoginnen und Pädagogen der KW-Schule ihren Schülerinnen und Schülern. Die Kinder und Jugendlichen werden da abgeholt, wo sie in Theorie und Praxis stehen. Was allgemein als selbstverständlich gilt, müssen manche lernen, etwa wie man eine Mahlzeit zubereitet oder putzt. Zu Hause bekommen sie es nicht vorgelebt. Deshalb ist der Übergang zwischen theoretischem und praktischem Lernen in dieser Schule fließend. Ein Rad greift in das andere, alles läuft über das Team. „Hier drin bei uns fühlen sich unsere Schülerinnen und Schüler wohl, hier können sie aufatmen. Unsere Schule bietet Chancen und zeigt Perspektiven auf, was nach der neunten Klasse passieren kann. Wir sind weder Abstellgleis noch Endstation“, stellt die Rektorin klar.

„Corona hat für uns mehr Kos­ten verursacht und ­gleichzeitig weniger Einnahmen – trotz regelmäßiger Spenden“, sagt Susanne Schöllkopf. Der Förderverein mit seinen rund 80 Mitgliedern versucht sein Möglichstes, um seinerseits die Kinder und Jugendlichen vielseitig fördern zu können. Aktuell steht das Theaterstück „Trip und Trap – die Wandertrolle“ auf der Agenda. Die Aufführung der Jahrgangsklassen zwei bis fünf mit dem Theaterpädagogen Frieder Knaus findet schulintern Ende November statt. Sämtliche Fachbereiche sind darin eingebunden. Schließlich müssen Kulissen gebaut werden, wozu handwerkliches Können gefragt ist. Dabei wird den Schülerinnen und Schülern beispielsweise gezeigt, wie das Tapezieren geht. „Die Fachlehrerinnen und -lehrer genießen eine große Wertschätzung. Für unsere Kinder sind solche Menschen sehr wichtig. Alle Kolleginnen und Kollegen sind gleichwertig – unabhängig von akademischer Ausbildung. Hierarchien gibt es bei uns nicht, wir begegnen uns auf einer Ebene“, stellt die Rektorin klar und schiebt gleich nach: „Bei uns wird nichts lieblos zusammengeschustert, wir haben einen ästhetischen Anspruch. Die künstlerische Begabung unserer Lehrkräfte, die sie weitergeben, nehmen wir sehr wohl wahr. Das fängt mit einem schön gedeckten Tisch an und hört bei einer Tapete noch lange nicht auf.“ Die von Schülern und Pädagogen gestaltete bunte Schul-Fassade ist ein klares Bekenntnis und wahrnehmbares Signal nach außen. 

Ein Herz für die vermeintlichen Antihelden

Der pädagogisches Aspekt ist sämtlichen Beteiligten wichtig. „Wir haben ein positives Menschenbild vor Augen und ein Herz für benachteiligte Kinder, die vermeintlichen Antihelden. Wer nicht mit dem Köpfle schaffen kann, hat andere wichtige Fähigkeiten“, erinnert die Schulleiterin an die fehlenden Handwerker.

Deshalb soll auch die Freude im Schulalltag nicht zu kurz kommen. Fördern und Fordern gehen dabei Hand in Hand. Nicht nur vor der Glotze sitzen und Trash-TV konsumieren oder am Computer zocken – das SBBZ zeigt Freizeitalternativen auf und bietet mithilfe des Fördervereins Möglichkeiten. „Was wir machen, geht über reine Schulbildung hinaus, das ist für unsere Kinder besonders wichtig – sie hätten sonst nie eine Flöte in der Hand“, verdeutlicht Susanne Schöllkopf. Von der Schule im Rauner geht es deshalb beispielsweise einmal in der Woche zu Fuß in den Wald auf das Hohenreisach und wieder zurück. Mit dem Rad wird ebenfalls die Gegend erkundet und die Motorik auf sich bietenden Freiflächen geschult und geübt. Einmal die Woche wird das schuleigene Backhaus angefacht, Teig geknetet und leckeres Brot gebacken.