Sonntagabend im Hause Theodoridou: „Kommt ihr?“, ruft Mama Aline die achtjährige Zoi, den sechsjährigen Aris und die vierjährige Niki zu sich. Jetzt, am Ende der Weihnachtsferien, testet sie ihren Nachwuchs zu Hause, bevor alle am nächsten Morgen ihre jeweiligen Ziele ansteuern. „Bei so vielen Kindern, die in unterschiedliche Ecken der Stadt müssen, reicht morgens die Zeit zum Testen einfach nicht“, erklärt die Kirchheimerin lachend. Wegen der Testpflicht im Kindergarten ändert sich für Familie Theodoridou nicht viel. „Wir haben ohnehin die ganze Zeit freiwillig getestet, auch wenn wir da bei uns im Hafenkäs-Kindergarten sicher
nicht zur Mehrheit gehören“, sagt die vierfache Mutter. Dass das Ganze zu Hause und nicht in der Kita stattfindet, kann die 40-Jährige verstehen. „Es herrscht sowieso immer Personalmangel, wie sollen die Erzieherinnen denn da noch dreimal die Woche jedes Kind testen?“ Dass dadurch alles auf Vertrauensbasis läuft, ist in ihren Augen allerdings schwierig. „Wer weiß schon, ob manche Eltern nicht einfach so die Bescheinigung ausfüllen?“
Montagmorgen vor dem Eduard-Mörike-Kindergarten in Ötlingen: Ioana Stoica hat gerade ihren dreijährigen Sohn abgegeben. „Wir müssen nicht zu Hause testen. Das wird alles im Kindergarten gemacht“, erklärt die Kirchheimerin, die von der Testerei allerdings nicht sonderlich begeistert ist. „Aber was soll man machen, es gehört jetzt dazu.“ Dass ihr Kleiner den Lollitest schon ganz alleine hinbekommt, findet sie toll. „Der macht das echt klasse, ich bin total stolz auf ihn.“ Komplett gegen Lollitests ist Silvija Habajec. In den Augen der dreifachen Mutter werden die Kinder dadurch gepiesackt. „Ich habe außerdem größte Bedenken, weil der Test so lange im Mund bleiben muss und auf der Packung nicht mal draufsteht, was da alles drin ist“, erklärt sie. Auch vom Nasentest ist die Kirchheimerin nicht begeistert. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es gut ist, so oft in den kleinen Nasen herumzudrehen.“ Deshalb möchte sich Silvija Habajec nun um Spucktests kümmern und zu Hause testen. Den Nachweis dafür muss sie dann im Kindergarten vorlegen. Ebendies hat eine andere Mutter vergessen. „Hast Du Dein Handy nicht dabei?“, fragt die kleine Tochter, als beide wieder Richtung zu Hause marschieren. Auch Kristina Kluge hat gerade ihren Nachwuchs abgegeben. „Ich habe überhaupt nichts gegen das Testen. Wir waren hier einer der ersten Kindergärten, die mitgemacht haben, und das finde ich gut.“ So sieht das auch Nadja Weber. „Meine Mädels machen da super mit, und so haben wir wenigstens etwas Sicherheit.“
Montagmittag im Kirchheimer Rathaus: Der erste Tag mit Testpflicht ist überstanden. „Es war ruhig, wir hatten keine Beschwerden“, sagt Pressesprecher Robert Berndt. „Die Eltern in unseren Kitas sind bereits eingespielt. Außerdem haben wir schon im Dezember einen Elternbrief verteilt und damit begonnen, an die 33 Einrichtungen in der Stadt drei Tests pro Woche rauszugeben. Da gibt es also schon Erfahrungswerte“, erklärt Berndt. Der überwiegende Teil der Tests werde zu Hause gemacht. „Die Entscheidung darüber haben wir den Einrichtungen überlassen, je nachdem, wie sich das jeweils eingespielt hat.“ Die Stadtverwaltung setzt damit auch zu einem großen Teil auf die Vernunft der Eltern, die Testpflicht ernst zu nehmen. „Das Ganze war bisher schon ein Vertrauensspiel zwischen Kindergartenleitung und Eltern, alles andere ist schlichtweg nicht praktikabel. Zudem gehen wir davon aus, dass es im eigenen Interesse der Eltern ist, zu wissen, ob ihre Kinder gesund sind.“
Robert Berndt schätzt, dass die neue Verordnung von etwa 90 Prozent der Väter und Mütter in Kirchheim mitgetragen wird und diese sich ihrer Vorbildrolle gegenüber den Kindern bewusst sind. „Das Testen bringt schließlich mehr Sicherheit für alle Seiten.“
Drei Tests pro Woche sind Pflicht
Omikron Um die hochansteckende neue Variante des Coronavirus einzudämmen, hat die Landesregierung eine neue, seit dem 10. Januar gültige Verordnung für Kindertagesstätten beschlossen. Wie das baden-württembergische Ministerium für Kultus, Jugend und Sport mitteilt, sind demnach alle Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres, die eine Kita oder Kindertagespflege besuchen, von der Pflicht betroffen, dreimal die Woche getestet zu werden.
Tests Ob die Jungen und Mädchen zu Hause oder im Kindergarten getestet werden, entscheidet der Träger. Unabhängig vom Ort der Testung müssen die Einrichtungen den Kindern drei Schnelltests oder zwei PCR-Tests pro Woche zur Verfügung stellen. Wird nicht in der Kita getestet, bekommen die Eltern drei Antigen-Schnelltests pro Woche mit nach Hause. Wer möchte, kann genauso auch ein Schnelltestzentrum besuchen. Der Nachweis von dort gilt 24 Stunden.
Dokumentation Kinder, die zu Hause getestet werden, dürfen nur mit der vom Land herausgegebenen Eigenbescheinigung in die Einrichtung. Auf dieser bestätigen die Eltern mit ihrer Unterschrift, dass und wann das Kind negativ per Antigen-Schnelltest getestet wurde. Bei drei Tests pro Woche müssen pro Kind auch drei Zettel ausgefüllt und abgegeben werden. Die Einrichtungen müssen das alles neben ihrer üblichen Arbeit managen und dokumentieren.
Ferienende Mit Beginn des neuen Jahres und noch vor dem Einsetzen der neuen Verordnung haben viele Einrichtungen bereits vergangene Woche am ersten Tag des Besuches auf einen bescheinigten Test bestanden. Insgesamt werden in Kirchheim 19 städtische Kindertageseinrichtungen und 14 von freien Trägern mit Tests beliefert. „Die meisten bekommen den Lollitest, ein paar wenige den Nasentest“, erklärt Kirchheims Pressesprecher Robert Berndt. sl