Kirchheim
Thronfolge in der „Lamm-Monarchie“: Die Krone bleibt in Owen

Schäferei Die achte Württemberger Lammkönigin heißt Anja Schmid und kommt wie ihre Vorgängerin Alina Kerner aus der Teckgemeinde. Offiziell gekrönt wurde sie jetzt im Beurener Freilichtmuseum. Von Thomas Zapp

Die Liebe zur Natur und viel Gefühl für Tiere, das zeichnet die neue Lammkönigin Anja Schmid aus. „Ich sehe sofort, wenn Tiere leiden“, sagt die 21-jährige, deren Eltern den Schäfereibetrieb Schmid in Owen führen. Am meisten gefällt der ausgebildeten Landwirtin und angehende Technikerin die Arbeit an der frischen Luft. „Man ist in der Natur, kann sich frei bewegen und ist sein eigener Chef“, macht sie Werbung für den Beruf der Schäferin. Mit ihrer Vorgängerin Alina Kerner hat die Thronfolgerin nicht nur die Liebe zur Schäferei gemeinsam,
 

Ich freue mich über junge Menschen, die Schafhaltung eine Zukunft geben.
Sabine Kurtz
Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium in ihrem Grußwort
 

sondern auch den Heimatort. Daher durfte Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger auch die neue Königin ausrufen, obwohl die Proklamation streng genommen Beurens Gemeindechef Daniel Gluiber zugestanden hätte – schließlich fand die Krönung der neuen Königin auf seinem Gemeindegebiet im Erlebnis- und Genusszentrum des Freilichtmuseums statt. Aber der Schultes überließ das Grußwort als guter Nachbar seiner Amtskollegin.

Die übernahm das angebotene Zepter gerne und freute sich, dass „Schützen“ und „Nützen“ in ihrer Gemeinde einhergehen. So beherbergt sie mit ihren zwei aktiven Schäfereibetrieben gleichzeitig auch zwei Betriebe für Landschaftspflege in ihrem Ort. Sie lobte die „Inwertsetzung der Natur“ derer, die sich um die Landschaft kümmern. Dass es gerade auch die jungen Leute wie die 21-jährige neue Lammkönigin sind, die sich in Owen um die Schafzucht und die Landschaftspflege kümmern, schätzt sie besonders. „Das macht mir Mut für die Zukunft“, sagt sie und verspricht den Schäferbetrieben weiterhin volle Unterstützung der Gemeinde. 

Die Owener Lammkönigin wird nun für zwei Jahre amtieren und in dieser Zeit zahlreiche Termine wahrnehmen. Ihre Vorgängerin hat ihr schon erzählt, was alles auf sie zukommt. „Die Grüne Woche in Berlin ist ein Highlight, da saß ich dann abends beim baden-württembergischen Abend mit Ministern an einem Tisch“, erinnert sich Alina Kerner, deren Familie eine Herde auf der Schwäbischen Alb hat. Als bislang siebte Lammkönigin durfte Alina Kerner wegen der ausgefallenen Termine in der Corona-Zeit sogar die doppelte Amtszeit absolvieren. „Da konnte sie viele Fahrten in der Kutsche machen“, scherzt Alfons Gimber, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg. Die erste Lammkönigin Irene Reindel, heute im Vorstand der Erzeugergemeinschaft BW Lamm, hatte zuvor erzählt, dass sie ihre ersten Auftritte auf Messen und Schäferläufen noch zu Fuß absolvieren musste.

Bei aller Heiterkeit und Vorfreude auf das anschließende Essen mit Lammspezialitäten (Rücken, Keule und Lammbeuschel mit Brezelknödel) geht es auch um Sorgen und Nöte der Schäfereibetriebe, die auch finanzieller Natur sind. Aktuell bereitet etwa die Ausbreitung des Wolfes und die wachsende Gefahr für Schafe große Sorgen. „Das ist in anderen Bundesländern aber noch schlimmer“, sagt Alfons Gimber. Wichtig sei, das Fleisch besser zu vermarkten und für regionale Produkte zu werben. „Die Selbstversorgung bei Lammfleisch liegt bei nur 49 Prozent“, sagt er. Und die Bedeutung des Schafs als „Samentaxi“ für die Artenvielfalt und Verbreitung der Pflanzen müsse stärker betont werden: „Keine Tierart kann mehr Samen transportieren“, sagt er. Das liegt auch an den großen Distanzen, die Schafherden zurücklegen, gemeinsam mit den Schafhirtinnen und Hirten: „Zehn bis 15 Kilometer geht man da am Tag“, sagt Alina Kerner. 

 

Das Video zur Krönung der neuen Königin aus Owen steht auf
www.teckbote.de/mediathek 

 

Der Schafbestand ist gesunken

Deutlich gesunken ist der Bestand von Schafen in Baden-Württemberg. Gab es im Jahr 1991 noch landesweit rund 400 000 Tiere, waren es im vergangenen Jahr nur noch 207 000. Im Landkreis Esslingen gibt es etwa 100 schafhaltende Betriebe mit 14 000 Tieren, rund zehn Betriebe haben laut Petra Rauch, Amtsleisterin im Landwirtschaftsamts des Landkreises größere Bestände. Etwa 1200 Tiere werden als Hobby- oder Nebenerwerb gehalten.

Am stärksten vertreten sind die mit spanischen Schafen gekreuzten Merinolandschafe. Sie gelten besonders für die Hütehaltung geeignet, sind robust und widerstandsfähig.

Rund 40 Prozent der Markteinnahmen in der Schafhaltung stammen vom Lammfleisch-, knapp zwei Prozent aus Wolle- und Fellverkauf und 60 Prozent aus der Landschaftspflege. Im Landkreis Esslingen gibt es seit 20 Jahren eine Kooperation mit dem Handelsunternehmen EDEKA, das es unter der Marke „Württemberger Lamm“ vermarktet. zap