Kirchheim
Tierische Töne und witzige Texte

Kultur Bernhard Moosbauer präsentiert in der Buchhandlung Schöllkopf ein spezielles Programm: Barockmusik und Kabarettistisches über „allerley Gethier“. Es passt erstaunlich gut zusammen. Von Günter Kahlert

Die Mischung wirkt schon ein bisschen abenteuerlich. Barocke Geigenmusik und Texte deutschsprachiger Humoristen. Wie kann das denn funktionieren? „Von allerley Gethier“ nennt der Kirchheimer Musiker Bernhard Moosbauer sein Programm in der Buchhandlung Schöllkopf. Und es funktioniert wunderbar. Der Musikwissenschaftler hat seine Barock-Geige mitgebracht und eine Menge Geschichten aus alter Zeit, genauer gesagt aus dem 17. Jahrhundert. Er steckt da tief drinnen, hat geforscht, publiziert, hält Fachvorträge und hat auch unterrichtet. Das hört sich jetzt eher nach einem „kopfgesteuerten“ Abend an, war es aber nicht.

Zunächst zur Musik: Bernhard Moosbauer erklärt mit einer erfrischenden Leichtigkeit die Stücke, die er sich herausgesucht hat. Natürlich haben sie allesamt mit Tieren zu tun oder besser gesagt: der Erzeugung von Tierlauten auf der Geige. „Diese Nachahmung der Natur ist für den Barock durchaus typisch“, erzählt er. „Das entsprach der damaligen Ästhetik: Imitatio nature“. Einstieg mit „Sonata cuckoo“ von Johann Heinrich Schmelzer. „Wenn Sie den nicht kennen, macht das gar nichts“, nimmt er den Besuchern schmunzelnd das schlechte Gewissen. Schmelzer sei ein Ausnahme-Könner, der wichtig für alle Geiger dieser Zeit war, der als erster Nicht-Italiener die musikalische Leitung am österreichischen Hof bekam und das Geigenspiel der damaligen Zeit maßgeblich beeinflusste. „Was heute in der Wiener Hofreitschule die Musik von Johann Strauß ist, war damals Johann Heinrich Schmelzer“, erklärt Moosbauer.

Ebenso bildhaft verfährt er mit den anderen Komponisten. Da ist der holländische Glockenspielmeister Jakob van Eyck, der Geigenvirtuose Johann Jakob Walther oder der damals ebenso berühmte Geiger Heinrich Ignaz Franz Biber. Auch die muss man heutzutage nicht unbedingt kennen, aber der Musikhistoriker bringt sie den Kirchheimer Zuhörern mit kleinen Geschichten näher.

Der musikalische Zoo, den Bernhard Moosbauer dabei hat, ist beachtlich. Neben dem Kuckuck sind Nachtigallen präsent und beim großen Finale, der „Sonata representativa“, wird der Tiergarten komplettiert mit Fröschen, Hühnern, Wachteln und Katzen. Dass der Geiger Biber mit dieser „Sonata“ seinem Lehrmeister Schmelzer eigentlich eins auswischen wollte, weil er auf dessen Job neidisch war, gehört dann wieder in die amüsante Abteilung „Klatsch und Tratsch“ aus dem Barock.

Auch präsentiert Moosbauer einige Texte und Gedichte von Karl Valentin, Heinz Erhardt und Emil Steinberger - Intermezzo würde man das wohl in der Musik nennen. Zwischen seinen Stücken legt Bernhard Moosbauer seine Geige beiseite, setzt sich an den danebenstehenden Tisch und beweist sein kabarettistisches Talent. Auch da dreht sich passend zum Veranstaltungstitel alles ums Tierische: Valentins „Aquarium“, Erhardt mit mehreren Gedichten - natürlich auch „Die Made“ - und Emils berühmter Sketch im Telegrafenamt: das Grautier mit vier Buchstaben. Karl Valentin im bayerischen Dialekt, Emil in Schwyzerdütsch: Bernhard Moosbauer macht es perfekt und hat die Lacher auf seiner Seite.

E-Musik und Humoristisches bleibt eine sicherlich ungewöhnliche Mischung - und wahrscheinlich würden nicht wenige Musikerkollegen die Sache eher kritisch betrachten. Aber es hat gepasst, gab dem Abend etwas Leichtes, das man nicht vermutet hätte.