Kirchheim
TransnetBW macht sich fit

Energie Der Übertragungsnetzbetreiber baut in Wendlingen sein Umspannwerk um und aus: Dafür wird die Höchstspannungs-Schaltanlage erneuert und weitere Erweiterungen für die Stromversorgung neu gebaut. Von Gaby Kiedaisch

Wendlingen. Das Projekt ist für die Zukunft angelegt: Mit den neuen Anforderungen, die durch den geplanten Ausstieg aus der Kernkraft und Kohlestrom und durch den raschen Zubau von erneuerbarer Energie entstehen, ist der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW gehalten, das Stromnetz weiterhin sicher zu betreiben. Damit dies langfristig geschieht, benötigt die TransnetBW leistungsstarke Anlagen wie das Umspannwerk Wendlingen, das auf diese modernen Anforderungen hin in den nächsten Jahren um- und ausgebaut werden soll. Um die Planungen vorzustellen, war Markus Reeb, Leiter des Bereichs Netzprojekte Umspannwerke bei der TransnetBW, in die Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt gekommen.

Eine Herausforderung der künftigen Stromnetze werden die sich durch die Energiewende verändernden Energieträger sein. Regenerative Energien aus Wind, Sonne und Wasser sind zum einen nur bedingt kalkulierbar. Zum anderen wird sich die Zahl der Stromerzeuger massiv erhöhen im Gegensatz zu den großen Kernkraftanlagen und Kohlekraftwerken. Dies sind nur einige Faktoren, „die die Regelbarkeit immer schwieriger machen“, erläuterte der Gesamtprojektleiter die „Volatilität des Systems“. Mit der Hauptschaltleitung, die sich ebenfalls auf dem Wendlinger Gelände der TransnetBW befindet, und von Wirtschaftsminister Robert Habeck besucht wurde, wird ebenfalls dafür gesorgt, dass das Netz stabil bleibt. Ein weiterer wichtiger Baustein im Höchstspannungsnetz ist das Wendlinger Umspannwerk.

Das Ende der 1980er Jahre erbaute Umspannwerk ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder erneuert worden. Am Netzknotenpunkt in Wendlingen wird der ankommende Strom von der Höchstspannungsebene von 380 Kilovolt (kV) auf die Spannungsebene des Verteilnetzes von 110 Kilovolt transformiert und zu den Stromkunden in den Mittleren Neckarraum und den Großraum Stuttgart verteilt.

Neben der Stabilität und Leistungsfähigkeit ist der steigende Strombedarf ein weiterer Grund für den Um- und Ausbau. Geplant sind vier Maßnahmen. Erstens: Von den vorhandenen Transformatoren wird einer durch einen neuen leistungsfähigeren 380-/110-kV-Transformator ersetzt. Zweitens: Die bestehende 380-kV-Gasisolierte Schaltanlage (GIS) wird erneuert und mit ihr das zugehörige Betriebsgebäude. Drittens: Im Norden des Umspannwerks wird die Netzanbindung angepasst, womit die bestehende Leitungskreuzung aufgehoben werden kann.

Der Bebauungsplan muss geändert werden

Für die vierte Maßnahme hat die TransnetBW ein 12,4 Hektar großes Grundstück im Osten von ihrem Mutterkonzert, der EnBW, Anfang dieses Jahres gekauft. Hier wird eine Blindleistungskompensationsanlage errichtet. Die Anlage stabilisiert die Spannungsschwankungen im Netz und sichert die Netzstabilität.

Vorher muss aber der Bebauungsplan geändert werden, da für das Vorhaben die Baugrenzen und Gebäudehöhen überschritten werden und um weitere Entwicklungen zu gewährleisten. Genau genommen sind es drei rechtskräftige Bebauungspläne, die in einen zusammengeführt werden sollen („EnBW-Gelände Transnet BW“). Für die Größe des Neubaus der Statcom-Anlage rechnet die TransnetBW mit 45 auf 85 Meter und einer Gebäudehöhe von zwölf Metern. Die Anlage braucht eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Für den Eingriff in die Natur soll im Norden des neuen Geländes, bei der Lauter, ein großflächiges Schutzbiotop angelegt werden. Damit das zu bebauende Grundstück für ein Hundertjähriges Hochwasser gerüstet ist, muss das Gelände außerdem höher gelegt werden. Wegen des an der Lauter verlaufenden Geh- und Radweges ist Stadtbaumeister Axel Girod mit der TransnetBW in Verhandlung. Der Weg befindet sich zu einem großen Teil auf dem Grundstück des Netzbetreibers. Die Stadt will ihn als öffentlichen Weg sichern.

Dafür hat der Ausschuss für Technik und Umwelt den Aufstellungsbeschluss und den Beschluss über die frühzeitige Unterrichtung und Beteiligung der Öffentlichkeit, der Behörden und Träger öffentlicher Belange gefasst. Dies wird als Empfehlung an den Gemeinderat weitergereicht, der darüber in seiner nächsten Sitzung abschließend bestimmt.

Zu den Investitionen auf dem Gelände wurde bisher nichts bekannt. Nach dem zeitlichen Fahrplan geht die TransnetBW davon aus, dass nach Satzungsbeschluss die Antragsunterlagen für den Neubau des Umspannwerkes 2023 eingereicht werden können. Die Umbaumaßnahmen könnten danach voraussichtlich 2024 beginnen und bis 2031 abgeschlossen werden.