Kirchheim. Trauer begleitet viele Menschen ein Leben lang. Jeden trifft es – mal früher, mal später. Der Verlust eines vertrauten Weggefährten oder einer Freundin kann einen Menschen in Krisen stürzen und den Alltag grundlegend verändern. Sandra Beck, Koordinatorin für den Hospizdienst Kirchheim, sagt, dass Trauer essenziell wichtig ist. Für einen heilenden Prozess müsse man durch sie hindurchgehen und nicht wegdrücken. Denn, wie ihre Kollegin Angelika Bauer ergänzt, Trauer hat nichts mit Schwäche zu tun. „Trauer braucht ihren Raum“, erklärt Sandra Beck.
Um Raum für Zeit, Stille und Ruhe zu schaffen, findet am Sonntag, 26. März, der alljährliche ökumenische Gedenkgottesdienst statt. Er entsteht aus der Zusammenarbeit mit der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Diakoniestation Teck. Dieses Jahr hat der Gottesdienst das Thema „Kleider des Lebens“. Die „Stimmen Trauernder“ stehen im Mittelpunkt und wichtige Kleidungsstücke für Trauernde werden vorgestellt, Geschichten dazu erzählt und Erinnerungen wachgerüttelt. Der Gedenkgottesdienst beginnt um 17 Uhr in der Kirchheimer Christuskirche. Jochen Maier, Pfarrer an der evangelischen Martinskirche, und Franz Keil, Pfarrer an der katholischen Kirche St. Ulrich, halten die Predigt. Ihre Impulse beziehen sich auf die „Stimmen Trauernder“. Das von Hildegund Ljoschaj geleitete Flötenensemble begleitet den Gottesdienst musikalisch. Der Gottesdienst ist für all diejenigen, die persönlich Abschied nehmen wollen, die bei der Bestattung noch unter Schock standen oder zu sehr auf andere Dinge konzentriert waren – egal wie lang der Verlust schon zurückliegt.
Wie passen Trauer, Tränen, Trost, Teilen, Treffpunkt, Tee und Torte zusammen? Das „Café T“ des Hospizdiensts Kirchheim ist ein von ausgebildeten Ehrenamtlichen begleiteter Gesprächstreff. An einem Mittwoch im Monat treffen sich Trauernde einer festen Gruppe von sechs bis acht Mitgliedern zum Austausch mit Menschen, die einen ähnlichen Verlust erlebt haben. Zweimal im Jahr beginnt eine neuer Zyklus von je sechs Einheiten.
Der nächste Treff ist am Mittwoch, 26. April, um 15 Uhr. In der ersten Stunde des Gesprächskreises werden gemeinsam Themen der Trauer besprochen: Abschied nehmen, „mein Trauerweg“, Ressourcen entdecken, „meine Grenzen“. Danach trinken alle gemeinsam Kaffee, tauschen sich aus und lernen sich kennen. Es sollen Beziehungen untereinander aufgebaut werden – teilweise entstehen Freundschaften, die über das Trauercafé hinausgehen. Nach der Anmeldung wird oft in einem Vorabgespräch geklärt, ob der Gesprächskreis der richtige Schritt ist. Dabei wird der Fragen nachgegangen: „Was erwarte ich? Kann ich vom Café T profitieren?“ Da man mit viel Trauer konfrontiert wird, ist es wichtig, dass die Menschen für diesen Schritt bereit sind, ist die Erfahrung von Sandra Beck. Im Trauercafé wird versucht, alle mitzunehmen.
Neben Trauercafé und Gedenkgottesdienst bietet der Hospizdienst Kirchheim Spaziergänge und Einzelbegleitungen an. Fünfmal jährlich gehen Trauernde im Raum Kirchheim spazieren. An manchen Stopps werden Texte vorgelesen, an anderen gibt es Gesprächsimpulse. Dabei gibt es keine festen Gruppen, jedoch wird um Anmeldung gebeten. Der nächste Spaziergang findet am Donnerstag, 25. Mai, um 17 Uhr statt.
In der Einzelbegleitung haben Trauernde die Möglichkeit, mit einer Gesprächspartnerin über ihren Verlust zu sprechen. Oft wird unbewusst Druck von außen, durch Freunde oder Bekannte, auf die Trauernden ausgeübt, in den Alltag zurückzufinden. In den Einzelbegleitungen kann frei von diesen Erwartungen über die eigene Trauer gesprochen werden. Geschulte Ehrenamtliche unterstützen und stärken auf dem Weg durch die Trauer. Mila Schmitz