Tradition folgt auf Tradition in Kirchheim: An der Ecke Max-Eyth-Straße ist es der Familie Autenrieth gelungen, einen Nachfolger zu finden, der ebenfalls in der Haushaltswaren-Branche zuhause ist. Am Dienstag, 18. Oktober, hat das Stuttgarter Traditionsunternehmen Tritschler eine Filiale in Kirchheim eröffnet. Das Unternehmen besteht seit bald 300 Jahren – und wie lange das Gründungsjahr 1723 bereits zurückliegt, zeigt sich an der Tatsache, dass im selben Jahr Johann Sebastian Bach die Arbeitsstelle seines Lebens angetreten hat, als Thomaskantor in Leipzig. So lange also existiert Tritschler bereits in Stuttgart.
Die Ursprünge liegen freilich im Schwarzwald, berichtet der Geschäftsführende Gesellschafter Thomas Breuninger über die Firmenhistorie: „Firmengründer Michael Tritschler war Glasbläser und ist mit seinen Gläsern auf dem Rücken regelmäßig Richtung Stuttgart gelaufen. 1723 durfte er sich in Stuttgart niederlassen, und seither ist unser Unternehmen ununterbrochen dort am Marktplatz ansässig – wenn auch nicht immer unter derselben Adresse.“
Die Ausdehnung über das Stammhaus hinaus ist aber eher eine neue Entwicklung: 2005 eröffnete mit „Life-Style“ die erste Filiale in der Stuttgarter Königstraße, 2010 folgte die Übernahme eines Ladens in der Esslinger Innenstadt und 2019 kam Heilbronn hinzu. „Das war kurz vor Corona und dem ersten Lockdown“, erinnert sich Thomas Breuninger an eine ziemlich ungünstige Zeit für den Start in Heilbronn.
Der gesamte Einzelhandel kämpfe darum, wieder auf das Niveau von 2019 zu kommen. Auch deshalb habe er es sich nicht leicht gemacht, in Kirchheim einzusteigen. Er setzt aber auf den Standort und auf die Beibehaltung der „Haushaltswaren-Ecke, auch gemeinsam mit unserem Nachbarn“.
Von Kirchheim ist Thomas Breuninger hellauf begeistert: „Ich freue mich jeden Tag, wenn ich herkomme. Kirchheim gilt als vorbildlicher Standort für den Einzelhandel in der Innenstadt. Ich habe jetzt gelernt, warum das so ist.“ Es gebe eine große Vielfalt an Läden und vor allem eine Vielzahl an inhabergeführten Geschäften. Dazu komme eine funktionierende Gastronomie – wobei das Gespräch wieder auf Corona kommt: Gerade zu Beginn des zweiten Lockdowns hatte sich auch in Kirchheim gezeigt, wie wichtig das Zusammenspiel von Handel und Gastronomie ist. Beides zusammen macht eine Innenstadt attraktiv.
Das habe wohl auch die Stadtverwaltung erkannt: „Da haben wir jetzt beim Umbau von den kurzen Wegen profitiert.“ Von der Wirtschaftsförderung bis zur Rathausspitze konnte Thomas Breuninger feststellen: „Die Verwaltung scheint an einem lebendigen Einzelhandel in der Innenstadt interessiert zu sein. Das erlebt man nicht in jeder Stadt.“
„Unsere Stärken ausspielen“
Die Pandemie hat den Einzelhandel aber nicht nur durch die Lockdowns stark getroffen, sondern auch durch die erstarkende Konkurrenz des Online-Handels. Thomas Breuninger hat sich damit allerdings ganz gut arrangiert: „Alles hat seine Vor- und Nachteile. Wir müssen eben schauen, dass wir unsere Stärken ausspielen.“
Eine wesentliche Stärke ist die kompetente Beratung vor Ort. Besonders freut sich der Geschäftsführer darüber, dass er Personal von Autenrieth übernehmen konnte – was den Übergang fließend gestaltet. Wer in Kirchheim bei Tritschler einkauft, trifft also durchaus auf bekannte Gesichter. Ungewohnt ist auf den ersten Blick die Verkleinerung der Verkaufsfläche und damit einhergehend eine Reduzierung des Sortiments: „Wir haben aber ein umfangreiches Angebot in unserem Stammhaus. Von dort lässt sich alles, was unsere Kunden in unserem Online-Shop finden, in die Kirchheimer Filiale liefern – oder auch zu unseren Kunden nach Hause.“
Großen Wert legt er darauf, dass die Kundschaft Waren ausprobieren kann, auch beim Kochen im Laden: „Da kann man die Produkte nicht nur anfassen, sondern auch riechen und schmecken, was sich damit alles machen lässt.“ Eine erste Gelegenheit dazu gibt es zum Verkaufsoffenen Sonntag am 6. November: Da kommt Jörg Ilzhöfer mit seiner Kochschule vom Stuttgarter Tritschler-Stammhaus nach Kirchheim.