Fünf Mal wird die Stuttgarter MHP-Arena während der EM zum Spielort, am 19. Juni spielt sogar Deutschland gegen Ungarn im Neckarpark. Da alle Spiele ausverkauft sind, werden insgesamt mehr als 250.000 Fußballfans nach Stuttgart kommen – und die meisten werden auch eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen. „Ja, in der Tat haben wir Buchungen von Gästen aus den Ländern, die in Stuttgart spielen werden. Hauptsächlich für die Spiele am 19. und 23. Juni, wobei wir auch für die anderen Tage bereits Buchungen von Fans vorliegen haben“, sagt Christina Reiser vom Hotel-Gasthaus Rössle.
Vor-Corona-Niveau nicht erreicht
Immerhin eine Gruppe meldet Friederike Kübler im Kirchheimer Hotel Fuchsen. „Am 19. Juni haben wir eine größere Gruppe einer Firma im Haus, die das Spiel in Stuttgart als Firmenevent besuchen wird. Vor und nach dem Spiel wird es ein Get-together dieser Gruppe an unserer Hotelbar geben“, sagt sie. Der 19. Juni sei ohnehin ein gut gebuchter Tag, aber ebenso aufgrund der Messe Electric & Hybrid in Stuttgart. „Der eine oder andere Hotelgast wird bestimmt auch zum EM-Spiel gehen, obwohl wir auch nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen können, was der Grund der Reise ist. Viele Gäste buchen online und somit bekommen wir das nicht mit“, erklärt Friederike Kübler.
In jedem Fall bleibt der EM-Effekt ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Generell können wir melden, dass unsere Übernachtungszahlen noch nicht auf Vor-Corona-Niveau sind, da wir hauptsächlich Geschäftskunden beherbergen. Da die Wirtschaft in Stuttgart und Umland immer noch am „Straucheln“ ist, merken wir das sehr. Vor Corona hatten wir sehr viele Tagungen und Firmengäste aus der ganzen Welt. Unser Gegner ist das Homeoffice und die Einsparungen der Firmen bei Tagungen und Geschäftsreisen. Daher befinden wir uns noch nicht auf Vor-Corona-Niveau“, fasst Kübler zusammen.
Die Praxis widerspricht hier den gemeldeten Zahlen der Verbände. „Der Kreis Esslingen liegt im „Touri-Trend“, verkündete die Gewerkschaft NGG im Mai. Als Beleg führte sie rund 1.434.300 Übernachtungen im Landkreis an – 19,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch das seien noch Korrekturen aus der Corona-Delle, heißt es dazu beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. Und selbst die kommen nicht in vollem Umfang den Hotels und Gaststätten zugute.
„Bei der Berechnung werden auch Pensionen und Ferienwohnungen, Campingplätze und Kurangebote mit eingerechnet“, sagt Melanie Kübler-Strobel vom Ateckhotel in Kirchheim. Hotel und Hotel-Garni liegen im Landkreis im vergangenen Jahr bei 36 Prozent Bettenauslastung, 2019 waren es immerhin 46 Prozent. „Da fehlt noch ein gutes Stück“, sagt sie.
Ins Ateckhotel kommen überwiegend Geschäftskunden. Zwar hatte sie nach der Qualifikation der deutschen Mannschaft einen schwunghaften Anstieg der Buchungen für den EM-Zeitraum, doch die seien wieder storniert worden. Allerdings hat sie eine Gruppe Dänen im Hotel. Die dänische Nationalmannschaft spielt heute um 18 Uhr in Stuttgart gegen Slowenien. Auch eine deutsche Firma hat sich extra für die Partie gegen Ungarn im Ateckhotel eingebucht.
„Etwas“ ist spürbar von der EM, doch in Massen sind die Fußball-Fans nicht in Kirchheim und Umgebung eingefallen. Auch nicht im Stadthotel Waldhorn am Kirchheimer Marktplatz. „Davon wäre mir nichts bekannt, wir haben aber auch so eine gute Auslastung, etwa durch Radfahrer, die auf die Schwäbische Alb wollen“, sagt Mit-Inhaber Robert Ruthenberg. Dennoch hänge die Corona-Zeit der Branche nach. „Viele müssen heute noch Kredite abzahlen, die sie damals aufnehmen mussten.“