Wenn Donnerstagvormittags der Bus mit Schülerinnen und Schülern des SBBZ an der KW-Schule startet, sitzt Hanne Schorr mittendrin. Die Kinder kennen sie mittlerweile, haben die Seniorin ins Herz geschlossen und Vertrauen zu ihr aufgebaut. „Das ist besonders für unsere Kinder wichtig“, sagt Jürgen Schill, Sportlehrer an der Förderschule. Die Kirchheimerin hilft nun schon das zweite Schuljahr beim wöchentlichen Schwimmunterricht im Dettinger Hallenbad, und freut sich jedes Mal auf die Begegnung mit den Kindern. „Das macht einfach Spaß, und man hat tolle Erfolgserlebnisse zusammen“, berichtet sie. So habe ein Kind sich anfangs noch nicht einmal getraut in die Dusche zu gehen. So wasserscheu war es. „Am Ende konnte das Kind sogar mit dem Kopf unter Wasser tauchen. Wir haben im Unterricht fast eine Einzelbetreuung gemacht“, erzählt Hanne Schorr.
Ursprung war Aktion der DLRG
Zustande kam das Modell über eine Aktion der DLRG, die Schulen Unterstützung beim Schwimmunterricht angeboten hat. „Wir haben das Schreiben umgesetzt und im Juli die Bewilligung vom WLSB bekommen“, erklärt Jürgen Schill. Da die DLRG keinen geeigneten Übungsleiter stellen konnte, war guter Rat zunächst teuer. Doch wer vernetzt ist, hat beste Chancen auf Hilfe. So sprach Doris Imrich vom VfL Kirchheim im Freibad Hanne Schorr an, ob sie sich nicht vorstellen könnte, diese Aufgabe zu übernehmen. „Wir kennen uns alle, ich hab’ ja früher hier das Handballerinnen-Team wieder aus dem Boden gestampft“, erinnert sich Hanne Schorr.
Da sie seit zehn Jahren in Rente ist und ihr Schwimmen schon immer Spaß gemacht hat, sagte sie zu und machte im vergangenen Jahr den Rettungsschein. „Ich bin ja ausgebildete Rettungsschwimmerin und habe auch den Tauschein. Allerdings ist das alles schon lange her.“ Dass sie bei der Prüfung in Zizishausen nun unter lauter Mitstreitern stand, die ihre Enkel sein könnten, macht der junggebliebenen Seniorin nichts aus. 20 Meter Tauchen standen dort ebenso auf dem Programm wie Schwimmen in Kleidung. „Da wird dann simuliert, dass man angegriffen wird. Mit der Person muss man anschließend an den Rand schwimmen, sie rausheben und wiederbeleben“, erklärt Hanne Schorr.
Neben fehlenden Schwimmlehrern sind Wasserflächen bei uns Mangelware.
Jürgen Schill bedauert das Fehlen eines Hallenbads in Kirchheim
Ihr Wissen teilt sie gerne mit den angehenden Schwimmerinnen und Schwimmern, kümmert sich in den Schulstunden vorwiegend um die, die es noch gar nicht können. Viel Zeit bleibt im Schulalltag freilich nicht, denn durch die Rumfahrerei mit dem Bus bleiben von den zwei Schulstunden lediglich 40 Minuten im Wasser übrig. „Aber das ist ja ein bekanntes Problem. Neben fehlenden Schwimmlehrern sind Wasserflächen bei uns Mangelware“, betont Jürgen Schill und bedauert das fehlende Hallenbad in Kirchheim. Zumindest ersteres Problem kann Hanne Schorr durch ihr ehrenamtliches Engagement ein wenig abmildern. „Mit wenig Aufwand kann man viel bewirken und helfen, dass eine ganze Klasse schwimmen kann. Für das Selbstwertgefühl der Kinder ist das unbezahlbar.“