Den besten Umsatz der ebenso erfolgreichen wie kurzen Geschichte des „Downstairs“ in Kirchheim hatte Inhaber Michael Malina im Januar 2020. „Das wäre ein hervorragendes Jahr geworden. Und dann kam Corona“, erzählt der Sommelier, der das kleine, aber feine Lokal im Untergeschoss des Alten Hauses in der Dettinger Straße im September 2018 eröffnet hatte. Nun muss er seine Bar zumachen.
Im vergangenen Sommer durfte er zwar öffnen, aber das konnte ihn finanziell nicht sanieren. „Ein Kellergewölbe ist ein Wintergeschäft“, sagt er. Das hatte ihm der Januar des „Corona-Jahres“ eindrucksvoll bewiesen. Im Sommer aber wollten die Leute lieber draußen sitzen, lediglich in den Abendstunden konnte er mit dem Downstairs-Ambiente punkten. Die Auslastung schätzt er für diese Zeit auf etwa ein Drittel.
Zum Problem wurde für den 40-Jährigen, dass er sein Lokal zwar mit viel Leidenschaft, aber formal nur nebenberuflich betrieben hat. „Die Hilfen für Selbstständige greifen bei mir nicht, dabei habe ich ja trotzdem Kosten für Müll oder den Steuerberater“, sagt er. In der Zeit des Lockdowns hat er mit Online-Weinproben zumindest ein bisschen Umsatz gemacht und konnte damit die Fixkostenmeistens decken. Was ihm letztlich wirtschaftlich das Genick brach, war jedoch die fehlende Kulanz des Vermieters. „Er kam mir nicht entgegen“, erzählt er. Daher habe es für ihn finanziell letztlich keine Perspektive mehr gegeben. Im Zuge dessen haben auch neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre 450-Euro-Jobs verloren. Als Nebenberufler konnte Michael Malina sie nicht fest anstellen.
Das „Downstairs“ ist somit Geschichte, aber Michael Malina will sie noch nicht vollends abschließen. „Ich habe mich einer Sammelklage gegen das Land angeschlossen“, sagt er. Dadurch, dass er nach der Novemberhilfe keine Überbrückungshilfen bekomme habe, hat er einen fünfstelligen Verlust angehäuft. Dabei sei auch bei ihm in die Berufsfreiheit eingegriffen worden, er habe also ein Recht auf Entschädigung. Dieses Argument bildet die Grundlage für seine Beteiligung an der Sammelklage.
„Frust ist riesengroß“
Gegen die Beschränkungen für die Gastronomie ist er hingegen nicht. „Als ich zu Beginn der Pandemie aus Asien nach Deutschland kam, war ich überrascht, wie lax hier alles gehandhabt wurde“, erinnert er sich. In puncto Abstand und Hygiene seien die asiatischen Länder deutlich weiter. Während das Downstairs schließt, kann es ein anderer Kirchheimer Gastronomkaumerwarten, wieder zu öffnen.
„Der Frust ist riesengroß, vor allem mental ist es zurzeit sehr schwierig, auch für die Mitarbeiter“, sagt Michael Holz, Inhaber des Burger-Restaurants 3K in Kirchheim. Das Schlimmste sei, dass es keine Eröffnungsperspektive gebe, und das „To-go-Geschäft“ ist für ihn keine Alternative. „Wir sind ja Gastgeber“, betont er. Ein Restaurant ohne Gäste, das kann er sich nicht vorstellen. Durch die Corona-Hilfen kann er zumindest die Kosten decken, nutzt die Zeit für Renovierungen. Er hofft jetzt auf zeitnahe Lockerungen. „Wir brennen alle darauf, wieder eröffnen zu können, und sind bereit.“ Wenn dann die Wiedereröffnung möglich sei, brauche er etwa eine Woche für die Besorgungen und Vorbereitung, und dann wolle er – wie nach dem ersten Lockdown – schon um sechs Uhr morgens öffnen.
Mit Nebenjobs halten sich zurzeit die Wirtinnen der momentan geschlossenen Weinbar SiS finanziell über Wasser. „Die Hilfsgelder fließen nicht“, stellt Petra Riewe, ein Teil des „SiS-Duos“, fest. Sie ärgert besonders, wenn Leute denken, dass sie finanziell abgesichert seien. Dabei sei erst vor Kurzem die Novemberhilfe ausgezahlt worden. Aber wie allen anderen Wirten fehlen auch Petra Riewe und ihrer Schwester Sue Strohmaier die Perspektive. Dabei hatten sie sich nach dem ersten Lockdown einiges einfallen lassen, sogar in einen überdachten Außenbereich mit getrennten Sitzplätzen investiert.
Keine Impfpflicht für Gäste
Was sie betont: Eine Erlaubnis zum Öffnen alleine reicht nicht. Wenn es neben den Beschränkungen der Gästezahlen auch Limits bei den Öffnungszeiten gebe, sei der Betrieb wirtschaftlich nicht profitabel. „Wem wollen Sie eine Flasche Wein öffnen, wenn Sie nur bis 18 Uhr aufmachen dürfen?“, fragt sich Petra Riewe. Auch eine Öffnungszeit bis 23 Uhr sei ein „Albtraum“, wenn die Gäste beim Rausgehen der Polizei begegnen.
Petra Riewe hält aber auch nichts von einer Öffnung nur für geimpfte Menschen. „Wir wollen ein Treffpunkt für alle sein und jeden Gast annehmen, wie er ist. Nur jemanden reinzulassen, der geimpft ist, das lehne ich ab. Ich möchte unsere Gäste nicht kontrollieren“, sagt die Vollblut-Gastronomin, die mit ihrer Schwester seit fünf Jahren die „SiS-Bar“ führt.
Für sie läge die Lösung darin, mit dem Hygienekonzept aus dem vergangenen Sommer wieder zu öffnen. „In der Gastronomie gab es nachweislich keine Infektionsherde“, sagt sie. Sie schätzt, dass sie erst im Juni wieder öffnen darf, und ist fest entschlossen, durchzuhalten. „Ich befürchte aber, dass das nicht jeder durchhält.“