Kirchheim
Unwetter fordert die Einsatzkräfte

Hochwasser Bei dem Starkregen am Montagabend sind in Kirchheim und Hochdorf Straßen, Keller und Tiefgaragen überflutet worden. Ein 81-Jähriger musste aus seinem versinkenden Auto gerettet werden. Von Bianca Lütz-Holoch

Nach dem Unwetter am Montagabend sind in Kirchheim und Umgebung Feuerwehr, THW und Polizei im Dauereinsatz gewesen. Rund 200 Einsätze verzeichnet die Rettungsleitstelle des Landkreises Esslingen allein für Kirchheim, in Hochdorf waren es 43, in Notzingen wurde die Wehr zwölf Mal alarmiert. Die Kirchheimer Kräfte bekamen Überlandhilfe von sieben weiteren Feuerwehren, dem THW und dem DLRG. „Kirchheim war der absolute Schwerpunkt des Unwetters“, sagt der Kirchheimer Stadtbrandmeister Roland Schultheiß. „Zu Spitzenzeiten waren dort 220 Einsatzkräfte unterwegs.“

Aufgrund der heftigen Regenfälle war das Wasser vielerorts aus den Kanälen geschossen und hatte Keller, Tiefgaragen und Straßen überflutet. Die Aufräumarbeiten dauerten bis am Dienstag an. Teilweise waren die Straßen noch bis zum Vormittag gesperrt. Wegen unterspülter Gleise konnte die S-Bahn zwischen Ötlingen und Kirchheim nicht mehr fahren. Als Ersatz pendelten dort zwar zwei Busse - für die Fahrgäste kam es jedoch immer wieder zu Wartezeiten. „Mehr Busse konnten wir auf die Schnelle nicht organisieren. Sie sind immer dann abgefahren, wenn sie voll waren“, sagt ein Sprecher der Bahn.

Besonders dramatische Szenen hatten sich am Montagabend in der Kirchheimer Hegelstraße abgespielt. Dort stieg das Wasser so schnell an, dass drei Autos in den Fluten stecken blieben. Einen Wagen erwischte es unter der Autobahn an der Anschlussstelle Kirchheim-West, zwei weitere Fahrzeuge gegen 19.45 Uhr unter der Zugbrücke zwischen RAN-Tankstelle und Mc Donalds. Die beiden Wagen gingen komplett unter, das Wasser stand bis zu 1,80 Meter hoch. Ein 81-jähriger Mann konnte gerade noch aus seinem Auto gerettet werden, bevor es überflutet wurde (siehe Artikel „Es war Rettung in letzter Sekunde“). Über Nacht sank das Wasser, sodass die Autos abgeschleppt werden konnten. Die Hegelstraße blieb am Dienstag jedoch noch gesperrt.

Heftig erwischt hat es auch die Ortsteile Lindorf und vor allem Ötlingen, wo zahlreiche Keller und Tiefgaragen vollliefen. „In einer Tiefgarage in Ötlingen sind die Autos geschwommen“, berichtet Stadtbrandmeister Schultheiß. Am Ortsausgang Richtung Wendlingen waren die Kanäle außerdem so überlastet, dass die Straße überschwemmt wurde.

Noch einmal glimpflich davongekommen ist das Kirchheimer Krankenhaus. „Bei dem Unwetter ist Wasser in die Tiefgarage und in den Technik-Raum eingedrungen“, informiert Jan Schnack, Sprecher der Medius-Kliniken. „Doch die Feuerwehr war schnell da, hat tolle Arbeit geleistet und auch kritische Bereiche gut geschützt.“ Das Wasser in der Tiefgarage sei von alleine abgelaufen. Dank der Abpumparbeiten der Feuerwehr habe es auch im Technikraum keine größeren Schäden gegeben. „Es mussten keine OPs abgesagt oder Patienten abgewiesen werden“, so Schnack. Ein Kurzschluss in der Küche wurde am Dienstag behoben, sodass mittags schon wieder warmes Essen serviert werden konnte.

Lob für die Einsatzkräfte gab es auch von Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. „Ich konnte mir selbst ein Bild machen, mit welchem körperlichen Einsatz Dienst geleistet wurde. Dieser ging bis zur Erschöpfung“, schreibt sie in einem Dankesbrief an die Helfer von Feuerwehren, THW, dem Baubetriebsamt und der Firma Waggershauser. Die enorme Niederschlagsmenge von 140 Litern pro Quadratmeter habe zahlreiche Schäden verursacht. Betroffen gewesen seien neben privaten Haushalten und Firmen auch einige Kindergärten, das Teckcenter und das Technische Zentrum, das derzeit umgebaut wird.

Ein weiterer Einsatzschwerpunkt war Hochdorf. Dort trat der Tobelbach über die Ufer, floss durch die Bachstraße und sorgte rund ums Feuerwehrhaus für Überschwemmungen. „Solch ein Hochwasser habe ich in meiner Amtszeit noch nicht erlebt“, sagt der Hochdorfer Feuerwehrkommandant Jochen Schmid. „Neben privaten Kellern und Tiefgaragen wurde auch das Feuerwehr-Magazin überflutet. Einige Zeit fiel im Ort zudem der Strom aus. Verletzt wurde aber auch in Hochdorf niemand. „Für manche war es jedoch knapp“, weiß Jochen Schmid. Denn einige Anwohner hatten noch versucht, ihre Autos aus den Tiefgaragen zu retten, bevor sie versanken. „Das sollte man auf keinen Fall tun“, warnt der Kommandant. Erst um 10 Uhr am Dienstagvormittag waren die letzten Tiefgaragen leergepumpt.

3 Weitere Fotos und ein Video zum Unwetter gibt es auf www.teckbote.de