Kirchheim
Ursula Hauser kämpft für  Frauen in der katholischen Kirche: „Fragt nicht lange, tut es einfach“

Kirchenreform Ursula Hauser kennt den Kampf für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche schon lange.

Kirchheim. Schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die heute 83-jährige Ursula Hauser probiert, was in der katholischen Kirche möglich ist. Dass so manche Kirchenpraxis keinerlei biblische Grundlage hat, ist ihr seit langem klar. Als sie mit ihrer Familie in Kirchheim gelandet war, gründete sie mit anderen Frauen in St. Ulrich einen Gesprächskreis. „Zweimal im Jahr haben wir einen Gottesdienst gestaltet.“ Doch was tun, wenn eine Frau nicht predigen darf? Es gab dann einige „Gedanken zum Evangelium“, und zwar genau an der Stelle, an der sonst in der Messe die Predigt folgt.

„Denunzianten gab es immer“, sagt Ursula Hauser, und als sie bei einer Orgelweihe Bischof Georg Moser traf, sagte dieser zu ihr: „Na Frau Hauser, was hört man denn von Ihnen?“ Da habe der Heilige Geist ihr beigestanden, erinnert sie sich, und sie entgegnete: „Ab und zu wird mir ein Ball vor die Füße gespielt.“ „Kicken Sie weiter“, habe der Bischof geantwortet. „Der hatte Mut“, lobt Ursula Hauser.

Dass auch andere Bischöfe mutig Stellung nehmen, wünscht sich Ursula Hauser von Herzen. Ihren jüngeren Mitstreiterinnen von Maria 2.0 in Kirchheim gibt sie einen Rat: „Fragt nicht lange, ob ihr dieses oder jenes dürft, tut es einfach. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr klein beigeben dürfen.“

Ein Frau in der Kirche, die sie faszinierte, war Schwester Benedikta von den Benediktinerinnen in Kellenried. „Sie sprach Lateinisch, Griechisch und Hebräisch, hat immer wieder aus den biblischen Urtexten neue Auslegungen ins Gespräch gebracht.“ Im dortigen Kloster traf sie Theologiestudentinnen, die gerne in die Seelsorge wollten – und dann erlebten, wie die Männer vorgezogen wurden.

Ein Zukunftsmodell

Ihr Mann hat von 1997 bis 2003 in Salzburg die Diözesanreform begleitet. „Dort können Pastoralreferentinnen einer Pfarrei vorstehen, nur für die Messe braucht es noch einen geweihten Mann. Das ist ein Zukunftsmodell.“ Zudem seien die Priester im Grunde genommen arm dran, denn oft seien sie mutterseelenallein. „Der Mensch braucht Gemeinschaft.“ Schon manchen Priester, der sich als „geweihtes Gefäß“ als etwas Besonderes sah, habe sie mit anderen Frauen „liebevoll“ vom Sockel geholt. „Sie haben sich trotzdem respektiert gefühlt, für manche war das eine Befreiung. Wer immer auf dem Sockel steht, muss aufpassen, dass er nicht runterfällt.“ Für alle Beteiligten sei die Arbeit in gemischten Teams am besten: „Wir alle brauchen ein Korrektiv.“ Jeder könne straucheln, und dann müsse man helfen, „dann hilft es nichts, wenn man ihn versetzt oder mal vier Wochen ins Kloster schickt.“

Bremsklotz sei aber nicht nur die Kurie in Rom, sondern auch manche Gläubige, etwa ältere Frauen, die am alten Gefüge festhalten wollen: „So hat‘s der Herrgott gewollt.“ „Man kann sich manchmal so richtig ärgern“, sagt Ursula Hauser. „Aber Frust kann lähmen. Man darf niemals die Hoffnung und den Mut verlieren.“ Und wenn man beim Kampf für Veränderungen in der Kirche immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand rennt? „Man muss nicht immer denselben Punkt nehmen. Vielleicht hat die Wand ja anderswo eine morsche Stelle, oder ich finde eine Leiter, um drüber zu klettern.“ Peter Dietrich