Kirchheim. Das nennt man wohl eine gute Trefferquote. Drei Mal hat sich die Bastion um den bundesweiten Förderpreis „Applaus“ beworben, jetzt hat sie ihn zum zweiten Mal hintereinander bekommen. „Ich bin wirklich stolz darauf, das ist eine tolle Anerkennung für unsere Arbeit“, freut sich Vorstandsmitglied Martin Mauser.
Er war zusammen mit Günther Scheuring und Jan Lewak als Bastions-Vertreter bei der Preisverleihung in Mannheim, um Urkunde und Plakette in Empfang zu nehmen. Aber es geht nicht nur um die Ehre, es geht auch um Geld: 20 000 Euro gibt es für die Gewinner der Kategorie II mit mindestens 52 Veranstaltungen im Jahr, in der die Bastion angetreten ist. Allerdings ist es kein Geld zur freien Verfügung. Bei der Bewerbung um die Auszeichnung musste der Club einen detaillierten Plan mitliefern, für was die Mittel gebraucht werden. Das ist genau zu belegen, sonst geht das Geld zurück. Also nix mit großer Party zur Preisverleihung, die Mittel fließen fast ausschließlich ins Programm.
„Es soll vor allem eine Unterstützung für Musiker sein“, erklärt Martin Mauser, „das Geld soll Klubs und Vereinen wie uns ermöglichen, Auftrittsmöglichkeiten für die Künstler zu bieten und sie bezahlen zu können.“ Allerdings gibt es einen wichtigen Nebeneffekt: Der Förderpreis setzt eigene Gelder frei, die dringend für die Wartung und Erneuerung von Instrumenten und Technik gebraucht werden. Martin Mauser nennt Beispiele: „Wir haben im Sommer unser Klavier endlich stimmen lassen, das ist seit 16 Jahren nicht passiert, es war sogar eher eine Renovierung.“ Ebenso seien die Lautsprechersysteme neu justiert und erweitert worden. Ohne den Förderpreis wären die Gelder in die Veranstaltungen geflossen, keine Chance, den „Sanierungsstau“ aufzulösen. „Wenn man nicht genug Geld hat, lebt man von der Substanz“, meint der Bastions-Vorstand lapidar zum ständigen Agieren des Clubs am finanziellen Limit.
Die Organisationsform der Bastion ist in der deutschen Klubszene eher ungewöhnlich. Wo in anderen Kultureinrichtungen in vielen Fällen ein Macher das Programm prägt, sind es hier viele Macher - allesamt ehrenamtlich. Mit entsprechend unterschiedlichen Vorlieben und Interessen. Bei Ausschuss-Treffen rede man sich auch mal die Köpfe heiß, jeder sei von seinem Vorschlag überzeugt und verteidige ihn vehement, berichten Insider. Aber genau das macht am Ende das Programm des Kirchheimer Clubs aus: ein Mix aus Veranstaltungen für die unterschiedlichsten Interessen.
Kommt noch hinzu, dass alles rund um die Veranstaltungen ebenfalls ehrenamtlich verrichtet wird. Dazu gehören auch die Bestuhlung, das Sitzen an der Kasse, der Ausschank von Getränken, das Pflegen der Internetseite oder ganz simpel Plakate kleben. Selbst Vorstände machen sich da mit Plakatrollen und Kleister immer wieder auf den Weg durch die Kirchheimer Innenstadt. Dabei noch so viele Veranstaltungen auf die Reihe zu bringen, ist schon eine Leistung. „Wir sind da wirklich am Limit“, meint Günther Scheuring dazu, „mehr könnten wir beim besten Willen nicht mehr stemmen.“
Auch wenn man die Entscheidungs-Kriterien der „Applaus“-Jury nicht kennt, die kulturelle Vielfalt der Bastion und das außergewöhnliche Engagement der Ehrenamtlichen haben ganz sicher eine Rolle bei der erneuten Preisvergabe gespielt. Ist aber auch egal: Preis ist da, Geld kommt und die Bastioniken können wirklich mehr als nur ein bisschen stolz auf ihre Arbeit sein. Günter Kahlert