Kirchheim
Verein löst sich im Jahr des Jubiläums auf

Orgelbauverein Was 1967 mit Spenden für die Martinskirche begann, ist nun zu Ende: Es fehlte an Mitgliedern, die sich im Vorstand engagieren wollen. Von Andreas Volz

Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit. Diese lange Zeit über hat der „Förderverein Kirchenmusik unter Teck“ durchgehalten. Er hat manche Turbulenzen überstanden, zwei Mal hat er seinen Namen geändert, und auch die Vereinszwecke sind nicht dieselben geblieben. Jetzt aber geht es dem einstigen „Verein zur Förderung des Orgelausbaus in der Martinskirche Kirchheim“ wie so vielen anderen Vereinen: Er hat zunehmend unter den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gelitten.

Eine Verjüngung der Mitgliedschaft, vor allem des Vorstands, kam nicht richtig voran. Es fanden sich nicht mehr genügend Mitglieder, die bereit waren, die Verantwortung zu tragen. Deswegen kam es nun zu einem folgenreichen Beschluss, der auch so manchem anderen Verein drohen könnte: Auf den Tag 50 Jahre nach der Gründungsversammlung wurde am 1. Dezember 2017 die Auflösung beschlossen. Von Anfang bis Ende mit dabei: Kirchenmusikdirektor Ernst Leuze. Er war einer von drei tragenden Säulen im Vorstand, der nun sein Amt als Schriftführer gerne in jüngere Hände übergeben hätte. Einzig die Erste Vorsitzende Caroline Bialon hätte sich dazu bereit erklärt, weiterzumachen.

Schon 2016 hatte der vierköpfige Vorstand auf die Personalnot hingewiesen und an alle Mitglieder appelliert: Sollte sich niemand finden lassen, der sich weiterhin an vorderster Front engagieren möchte, würde unweigerlich die Auflösung drohen. Für ein weiteres Jahr hatte sich der Vorstand verpflichtet, außerplanmäßig in Amt und Würden zu bleiben.

Dann kam es, wie es offenbar kommen musste. Caroline Bialon: „Es gab nur einen Interessenten - zu wenig für drei Posten.“ Zu vergeben waren das Amt des Zweiten Vorsitzenden, des Schriftführers und des Kassiers. Weil die Entwicklung abzusehen war, hat der Verein Ende 2016 die Satzung geändert: Nun soll das Vereinsvermögen nach der Auflösung zu gleichen Teilen an die beiden Gesamtkirchengemeinden Kirchheims „vererbt“ werden, an die evangelische und an die katholische.

Eine Besonderheit des Erbes besteht darin, dass es sich auch um Sachvermögen handelt: Das Claviorganum, eine besondere Kombination von Truhenorgel und Cembalo, war seither im Eigentum des Vereins. Man könnte es zwar teilen - Orgel an die eine, Cembalo an die andere Gesamtkirchengemeinde. Aber dadurch wäre ein äußerst seltenes Ensemble auseinandergerissen. Deshalb bemühen sich die Mitglieder des aufgelösten Vereins darum, dass das Instrument zusammenbleibt. Der Wert des Instruments übersteigt aber das Geldvermögen, sodass die „Erben“ des Claviorganums die andere Seite auszahlen müssen. Das ist also dieselbe Schwierigkeit wie im „normalen“ Leben, wenn es um Sachwerte geht, die den Geldbeutel des Erben belasten.

Orgelmarkt und Orgelbuch

Was hat der Verein in 50 Jahren geleistet - außer der Anschaffung des Claviorganums? Zunächst einmal hat er dazu beigetragen, die Orgel an der Martinskirche zu finanzieren. Unter dem Stichwort „Orgelmarkt“ hat er dafür Zigtausende Mark gesammelt. Nach Einweihung der Orgel 1981 kamen die Umbenennung in „Verein zur Förderung der Kirchenmusik“ und die ökumenische Neuausrichtung. In der funktionierenden Ökumene sieht Ernst Leuze einen der ganz großen Erfolge des Vereins. 1999 folgte schließlich die Ausdehnung auf die gesamte Teck-Region. Nicht nur Kirchheimer Orgelbauten wurden seither gefördert.

Unvergessen bleiben den Mitgliedern die 25 Orgelfahrten, die es auch nach dem Ende des alten „Orgelvereins“ noch geben soll. Ein bleibendes Projekt der letzten Vereinsjahre ist das „Orgelbuch“, das ebenfalls ein Beispiel für ökumenische Zusammenarbeit ist: zwischen Ernst Leuze, der den Text geschrieben hat, und dem mittlerweile verstorbenen Wolfgang Znaimer, der die Fotos lieferte.

Und was ist mit den vorhandenen Orgeln „unter Teck“, die regelmäßig gewartet oder renoviert werden müssen? Da muss gelten, was die Zweite Vorsitzende Ursula Urban in letzter Zeit so oft gehört hat: „Wenn es notwendig ist, spenden wir gerne für ein einzelnes Orgelprojekt. Dafür brauchen wir aber keinen Verein.“ Letzteres hat sich jetzt definitiv erledigt: Den Verein gibt es nicht mehr.