Kirchheim. Es war ein großer Wurf: Das in symphonischer Besetzung spielende Kammerorchester der Volkshochschule unter Leitung von Siegfried Hartauer präsentierte als Höhepunkt seines Serenadenkonzerts in der Stadthalle eine glanzvolle Aufführung der Symphonie Nr. 5 d-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Schon im ersten Teil des Konzerts lauschte das zahlreiche Publikum gebannt erlesenen Kompositionen aus der Romantik von Anton Dvořák, Richard Strauss und Peter Warlock.
Den Beginn der „Fantasia on Greensleeves“ von Ralph Vaughan Williams gestalteten Querflöte und Harfe klangschön mit filigranen Girlanden, worauf die Streicher den weltbekannten englischen Folksong im homogenen satten Klang zum Leuchten brachten. Das Orchester ließ mit sauberer Intonation, Ausgewogenheit zwischen den Registergruppen und weit ausschwingenden Spannungsbögen ein wundervolles romantisches Klanggemälde entstehen.
Der erste Cellist des Orchesters Reinhard Klay stellte im Rondo g-Moll für Violoncello und Orchester von Anton Dvořák sein großes Können als Solist unter Beweis. Er bewältigte den anspruchsvollen Solopart auch in hoher Lage und bei eingestreuten Flageoletts gut, dank spieltechnischer Erfahrung und hoher Musikalität.
In der Bläserserenade Es-Dur von Richard Strauss zeigen die zwölf Bläser beachtliche Ensemble-Qualität trotz gelegentlicher Abstriche in rhythmischer Synchronität und Intonation. Wunderschöne homogene Klänge entfalteten die Fagotte und Hörner in den choralartigen Passagen.
Ein brillanter Auftritt des Streichorchesters beschloss den ersten Teil des Konzerts mit der „Capriol Suite“ von Peter Warlock, die mit spritzigen Rundtänzen und galanten Schreittänzen im Renaissance-Stil viel Beifall auslöste.
Feuriger Geist, religiöse Bezüge
Die Reformations-Symphonie von Mendelssohn-Bartholdy begann mit einem ruhigen Fugato über das gregorianische Magnificat im polyphonen „Stile antico“ des 16. Jahrhunderts. Wie ein Lichtstrahl im Dunkeln folgte das sogenannte „Dresdner Amen“, wo das Orchester mit einem wunderbaren fluoreszierenden Klang verzauberte und eine Atmosphäre inniger Anbetung erzeugte. Im „Allegro con fuoco“ wurde der feurige Geist von Luthers Reformation deutlich und das strengklingende d-Moll mit seinen weiten Akkorden ließ dicke Säulen einer großen romanischen Kirche assoziieren. Siegfried Hartauer führte die Stimmen hervorragend zusammen, überzeugte in der Wahl der Tempi und hielt die musikalischen Entwicklungen mit stringentem Vorwärtsdrängen im Fluss. Die Musiker setzen seinen Gestaltungswillen „eins zu eins“ um und beeindruckten auch in schnellen Passagen durch Fingerfertigkeit und saubere Töne. Im beschwingten zweiten Satz „Scherzo“ steuerten die Holzbläser herrliche Soli bei, die Leichtigkeit erinnerte an Mendelssohns Sommernachtstraum. Martin Luthers populärer Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ ist zentraler Baustein des vierten Satzes und finaler Zielpunkt der Symphonie. Die Choralmelodie wurde zunächst von einem sehr schön gespielten Querflötensolo vorgestellt und wie bei einer Orgel, wo man immer weitere Register zieht, nach und nach von allen Instrumenten übernommen. Nach einem neuen markanten Thema der tiefen Streicher entstand ein Fugato im Stile Johann Sebastian Bachs. Am Ende wurden beide Themen zusammengeführt und mündeten in eine grandiose Schlusssteigerung im Fortissimo. Langanhaltender Beifall und Würdigung durch den Vereinsvorstand Klaus Buck und eine Zugabe beendeten das gelungene Konzert. Hans-Günther Driess