Wer telefonisch einen Arzttermin vereinbaren möchte, braucht oft einen langen Atem. Gerade morgens ist teilweise kein Durchkommen, und in den Praxen klingelt das Telefon ununterbrochen. Aus diesem Grund greifen immer mehr Ärztinnen und Ärzte auf Termin-Buchungs-Tools zurück.
Laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) gibt es in Kirchheim, Weilheim, Holzmaden, Bissingen, Dettingen, Lenningen, Owen, Notzingen und Schlierbach 27 Hausarztpraxen. Wir haben recherchiert, wie viele von ihnen diese Art der Terminvereinbarung bislang anbieten. Das Ergebnis der Recherche ist relativ ernüchternd: Lediglich bei sechs Praxen können Patienten Termine online via Website oder App buchen. 21 Praxen haben kein solches Angebot. Immerhin zwei räumen die Möglichkeit ein, über das Kontaktformular einen Termin zu vereinbaren. In einer Praxis können Termine via KI-App ausgemacht werden. Facharztpraxen wurden in der Recherche nicht berücksichtigt.
Eher für IT-Affine
In der Lenninger Gemeinschaftspraxis von Dr. Michael Banzhaf und Ralph Thillmann können sich Patienten die telefonische Terminvereinbarung schon seit 2011 ersparen, wenn sie es wollen. Über ein Internetportal können sie sich anmelden, Termine vereinbaren, Befunde einsehen und Rezepte bestellen. In den Genuss dieser Services kommen allerdings nur Bestandspatienten. Die Vorteile liegen für die beiden Allgemeinmediziner auf der Hand. „Oft kommt man telefonisch nur schwer durch, und dann nutzen es die Menschen gerne“, sagt Dr. Michael Banzhaf. Natürlich richte sich das Angebot eher an die IT-affinen. „Es gibt aber auch Ältere, die das nutzen.“ Für die Medizinischen Fachangestellten sei die Terminbuchung via Website auf jeden Fall eine Entlastung. „Allerdings gibt es manchmal Fehlbuchungen. Oder der Patient meldet sich versehentlich beim falschen Kollegen an. Das macht dann wieder mehr Arbeit“, sagt Michael Banzhaf. Das Portal, das der Allgemeinmediziner und seine Kollegen nutzen, ist schon etwas in die Jahre gekommen. „Es gibt sicherlich modernere Lösungen, aber die Anbieter lassen sich das schon etwas kosten. Wir werden erstmal an unserer Lösung festhalten, weil eine Umstellung Probleme brächte“, so Banzhaf.
Auch in der Gemeinschaftspraxis Miehe & Wolff & Kolleginnen in Weilheim können Termine online gebucht werden. Allerdings nicht bei Infekten oder für Voruntersuchungen. Neue Patienten müssen sich weiterhin telefonisch anmelden. Das klappt laut Dr. Wolf-Peter Miehe noch nicht reibungslos. „Es kommt vor, dass fremde Patienten trotz eindeutiger Hinweise, dass online nur bekannte Patienten buchen können, versuchen, sich missbräuchlich reinzudrücken“, sagt Miehe. Probleme würden auch Fehlbuchungen in Bezug auf die Art der Termine schaffen. „Also zum Beispiel Infekte mitten in der Vorsorgesprechstunde, oder Termine mit längerem Zeitbedarf als online geplant. Wir bieten deshalb nur allgemein Sprechstundentermine online an“, so Miehe.
Eine Entlastung für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) sei aktuell noch nicht spürbar. „Die Anzahl der angenommen Anrufe ist bei uns nicht weniger geworden. Die Anrufer kommen jetzt öfter mit anderen Anliegen durch“, sagt Miehe. Seine Praxis nutzt ein von der Praxis-Software selbst integriertes Tool, das man in der Betaversion teste und das schon sehr gut laufe. „Doctolib finde ich für eine Hausarztpraxis wie uns mit mehreren Ärzten unerschwinglich“, sagt Miehe. Wie hoch der Preis für die Software sein wird, weiß er noch nicht. „In Anbetracht der bisherigen Preispolitik unseres Anbieters erwarte ich aber, das wir zehn bis maximal 25 Prozent dessen zahlen, was Doctolib kosten würde“, sagt Miehe.
Aktuell gehören die Praxen in Lenningen und Weilheim noch zu einer Minderheit. „Warum sich Praxen letzten Endes gegen eine Online-Terminbuchung entscheiden, kann ich nicht sagen“, so Wolf-Peter Miehe. Dass sich das weiter etablieren werde, ist seiner Einschätzung nach unausweichlich.