Kirchheim
Videoüberwachung: „Ich fühle mich durch die Kamera sicherer“ 

Sicherheit Immer mehr Menschen installieren Kameras auf ihren Grundstücken. Tragen sie dazu bei, Straftaten wie Einbrüche zu verhindern? Von Anke Kirsammer

Als Michael D. (Name von der Redaktion geändert) morgens zu seinem Auto läuft, wundert er sich. Die Fahrertür ist angelehnt, der Duftbaum, der tags zuvor noch am Innenspiegel baumelte, liegt auf der Fußmatte. Noch kann er sich beides nicht erklären. Erst später fällt ihm auf, dass sein Handy und zehn Euro Kleingeld fehlen. Da ist ihm klar, dass sich 

 

Täter nehmen Kameras oft nicht wahr oder sie nehmen in Kauf, gefilmt zu werden.
Martin Raff
Der Polizeisprecher über die nicht immer abschreckende Wirkung von Überwachungskameras
 

jemand nachts an seinem Auto zu schaffen gemacht hatte. Schnell spricht sich in dem Lenninger Wohngebiet herum, dass auch auf anderen Grundstücken ein Langfinger unterwegs war. Ein Video, aufgenommen von einer privaten Überwachungskamera, zeigt einen dunkelhaarigen Mann mit Rucksack.  

Ein mulmiges Gefühl beschleicht Michael D., als er bemerkt, dass sein Geschäftshandy weg ist. Berufliche E-Mail-Kontakte sind darauf gespeichert, außerdem der Betriebsratsordner. Unverzüglich lässt er die Sim-Karte sperren. Abends dann der nächste Tiefschlag: Im Kofferraum fehlen zwei Taschen mit Fußballtrikots der Jugendmannschaft, die er trainiert. Auch sie hatte der Autoknacker mitgehen lassen. „Damit fängt doch niemand was an“, sagt der Familienvater verärgert. Noch am gleichen Tag reift der Entschluss: Eine Überwachungskamera muss her. Schon eine Woche nach dem Diebstahl ist die Anlage montiert.

Kameras sind ein Baustein zur Verhinderung von Straftaten

Wie Michael D. denken inzwischen viele Hausbesitzer. Doch wie steht die Polizei zu dem Trend, das eigene Grundstück überwachen zu lassen? „Es kann ein unterstützender Baustein sein und Straftaten wie Vandalismus, Sachbeschädigung, Einbruchsdiebstahl verhindern“, erklärt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, Martin Raff. Damit Videokameras abschreckend wirken, müssten sie von dem potenziellen Täter erkannt werden. „Die Polizei stellt jedoch fest, dass Täter die Kameras oft gar nicht wahrnehmen beziehungsweise bewusst in Kauf nehmen, gefilmt zu werden“, so der Sprecher. Im Einzelfall seien die Aufzeichnungen bei der Aufklärung der Tat durchaus hilfreich. Martin Raff weist auf äußerst komplexe Bestimmungen für die Videoüberwachung hin. Dazu gehört, dass der öffentliche Raum wie Gehwege und Straßen in Wohngebieten nicht durch Privatpersonen überwacht werden dürfen. Die Erlaubnis endet an der eigenen Grundstücksgrenze.

Meldet die Kamera oder eine Alarmanlage einen Einbruch, rät Martin Raff zum gleichen Verhalten, wie wenn ein Täter etwa von Nachbarn auf frischer Tat ertappt wird. „Über die Notrufnummer 110 sollte unverzüglich die Polizei verständigt werden“, sagt der Polizeisprecher.

Michael D. ist froh, die Anlage installiert zu haben, zumal sich die Diebstähle aus Autos in den vergangenen Wochen häufen. „Ich fühle mich damit einfach sicherer, seit ich weiß, hier schleicht jemand rum“, sagt er. Verlässt die Familie das Haus, aktiviert er die Kamera. Ist jemand auf dem Grundstück unterwegs, bekommt Michael D. eine Push-Nachricht aufs Handy. Aktivieren lässt sich damit auch ein Alarm, der auf den Eindringling aufmerksam macht.

 

Tipps zum Schutz vor Diebstählen und Einbrüchen

Autos sollten unbedingt abgeschlossen werden. Bei den jüngsten Diebstählen in Lenningen waren die Fahrzeuge laut Polizei nicht verschlossen. Abgesehen hätten es der oder die Täter auf Geld, aber auch auf Handys und andere Wertgegenstände. „Ein Autos ist kein sicherer Aufbewahrungsort“, so die Polizei.

Gekippte Fenster im Haus sind offene Fenster. Auch bei kurzer Abwesenheit sollten sie deshalb geschlossen werden, genauso die Haus- und Wohnungstüre. Die Polizei rät dazu, Balkon- und Terrassentüren ebenfalls zu verschließen und sie möglichst mit mechanischen Sicherungen zu versehen.

Schlüssel sollten nie außerhalb der Wohnung versteckt werden. Geraten wird, Rollläden nur nachts herunterzulassen, sonst signalisieren die Bewohner, dass sie nicht zu Hause sind. Ratsam ist, in verschiedenen Räumen das Licht brennen zu lassen. Eine Zeitschaltuhr leistet dabei gute Dienste.

Weitere Infos und Verhaltenstipps  gibt es im Internet. Informationen finden sich auch zur Beratung durch die Polizei. ank