Nach 25 Jahren ist sie wieder nach Kirchheim zurückgekehrt: Christine Kullen. Seit rund 100 Tagen ist sie Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt für das neu geschaffene Dezernat 3. Das ist ziemlich vielseitig – und das passt zu der Verwaltungsfrau aus Überzeugung und ihrem Lebenslauf. In Kirchheim hat sie ihr Verwaltungspraktikum während ihrer Ausbildung an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg absolviert. Jetzt gehört die Stabstelle Recht zu ihrem Aufgabengebiet und die Abteilung Bildung. Schulen und Sport sowie Kindertageseinrichtungen standen deshalb ziemlich weit vorne in ihrer Agenda. Viele Einrichtungen hat sie schon besucht und Gespräche geführt. „Da haben mir natürlich meine Ortskenntnisse viel geholfen. Mir musste niemand erklären, wie ich da hinkomme“, erzählt sie. Der Bereich Bildung und Betreuung ist ein großer Schwerpunkt ihrer Arbeit. „Uns fehlen Räume und 13 Vollzeitstellen sind unbesetzt“, sagt sie.
Die Abteilung Soziales einschließlich Sozialer Dienst fallen ebenso in ihr Ressort wie der Bereich Kultur. Dahinter verbirgt sich nicht nur das Gedächtnis der Stadt – das Archiv –, sondern auch die Städtischen Museen und Galerien sowie die Stadtbücherei. Dem nicht genug, auch „Abteilung 350 – Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung“ gehören dazu – und damit kennt sich die zierliche Frau richtig gut aus. Ihre erste berufliche Station führte sie nach Bayern, und zwar nach Puchheim bei München. Dort war Christine Kullen für Sicherheit und Ordnung sowie das Standesamt zuständig.
Dann zog es sie wieder ins Ländle, einige Jahre war sie in Bad Liebenzell im Nordschwarzwald tätig. „Dann kam der Wendepunkt in meinem Leben. Ich war persönliche Referentin von Heinz Kälberer, der über zwei Jahrzehnte Oberbürgermeister in Vaihingen an der Enz und auch Landesvorsitzender der Freien Wähler war. Das war eine prägende Zeit für mich“, erinnert sie sich. Das lag nicht zuletzt daran, dass ihr Chef das einstige KZ Wiesengrund in Vaihingen ins Bewusstsein der Bevölkerung – nicht zu aller Freude in der Bevölkerung – zurückholte. „Das erste Treffen mit den Überlebenden habe ich organisiert – die Begegnungen werde ich nie vergessen“, sagt Christine Kullen.
Es folgte der „krasse Wechsel“ nach Burladingen mit seinen vielen selbstbewussten Ortsteilen und der Leitung des Hauptamts samt Soziales, ehe sie Hauptamtsleiterin in Freudenstadt wurde. Doch dann lockte der Bodensee mit der gleichen Tätigkeit in Konstanz. Doch kaum dort angekommen, wurde das Amt aufgelöst, weshalb sich Christine Kullen fürs Hauptamt in Remshalden bewarb und gewählt wurde, so wie jetzt in Kirchheim. Zur ihrer „Abteilung 350“ gehören die Sachgebiete Personenstandswesen und Wahlen, Ausländerwesen und Bürgerservice, Ordnung und Verkehr sowie Sicherheit und Gewerbe.
„Was in Kirchheim passiert, habe ich aus der Ferne immer mitverfolgt. Ich habe hier und in der Umgebung Freunde und Familie“, sagt Christine Kullen. Die Teckstadt sei attraktiv und vielfältig, hier mitwirken zu können mache immensen Spaß. Die Quartiersarbeit, auf die hier schon lange großen Wert gelegt wird, reizt sie. Begeistert ist sich auch vom ehrenamtlichen Engagement in der Stadt. „Gruppen und Vereine übernehmen Verantwortung für die Stadtgesellschaft. Der Bürgertreff entstand, als ich hier mein Praktikum gemacht habe“, erzählt sie. Immer noch ist die Bürgermeisterin dabei, die unterschiedlichen Gruppen „zu entdecken und kennenzulernen“. Die FBS ist eine alte Bekannte, schon als Kind hat sie dort Kurse belegt. Deshalb gilt jetzt für sie, die Weiterbildungsstätte mit neuen Schwerpunkten neu aufzustellen, damit es weitergehen kann. Die Einrichtung Chai dagegen, die Beratungsstelle für Geflüchtete, ist neu für sie.
„Die Vielseitigkeit in Kirchheim finde ich faszinierend. Mein Ziel ist es, sie zu erhalten und weiterzuentwickeln. Was hier in der Stadt im Ehrenamt alles läuft, finde ich richtig gut“, sagt Christine Kullen. Als Stichwort für die Zukunft und ein gutes Miteinander in der Stadt nennt sie die Kombination von Ehrenamt einerseits und Stadt beziehungsweise Hauptamt andererseits. „Das möchte ich gerne weiterentwickeln, unterstützen und ausbauen“, sagt sie.
Im Stakkato nennt sie ihre Arbeitsfelder: Integration der vielen Geflüchteten in der Stadt, Vandalismus bekämpfen, Streetworker in den Einsatz bringen, Sanierung und Neukonzeption des Kornhauses, 100 Jahre Städtisches Museum mit verschiedenen Veranstaltungen, Kirchheimer Kunstweg, Ersatz für die Städtische Galerie, Tempo 30 für bestimmte Straßenzüge, Fußgängerzone Dettinger Straße, Alarmierung und Einsatzplanung bei Starkregen, um nur einige zu nennen.