Moi, je m‘appelle Léa, et j‘ai vingt-cinq ans. - „Hä?“ So ungefähr war die Reaktion der Fünftklässler, die gestern an der Kirchheimer Teck-Realschule erstmals mit der französischen Sprache in Kontakt gekommen sind. Das „France Mobil“ hatte an ihrer Schule Station gemacht - um zu zeigen, dass auch Französisch eine echt coole Sprache ist und dass es unglaublich viel Spaß machen kann, eine neue Sprache zu lernen. Das gilt auch dann, wenn am Anfang noch alles komisch klingt.
Ist aber wirklich alles, was da erst einmal komisch klingt, deswegen auch gleich fremd und unverständlich? Natürlich nicht. Durch entsprechende Handbewegungen verdeutlicht Léa, was sie sagt. Außerdem ist ihr Name den Kindern durchaus geläufig, weil auch in Deutschland viele Mädchen Lea heißen - nur eben ohne Accent und deswegen ein kleines bisschen anders ausgesprochen.
„Vingt-cinq, c‘est mon age“
Und die Sache mit „vingt-cinq“? Hier helfen Symbole weiter, denn Léas Kollegin Marion schreibt einfach eine „25“ an die Tafel. Das sorgt für den ersten „Aha-Effekt“: Die Schüler erkennen den sinnvollsten Zusammenhang zwischen Léa und der „25“. „C‘est mon age“, hatte sie gesagt, und ohne den Satz sprachlich zu verstehen, begreifen die Kinder seinen Inhalt. Bei der „25“ muss es sich um Léas Alter handeln. Schon haben sie was gelernt, und das, obwohl sie eigentlich kein Wort verstanden haben.
So geht es weiter. Die Kinder hören zu und werden zum Nachsprechen aufgefordert. Das geht spielerisch, mit kaum merklichem Zwang: beim Spiel mit dem großen Schaumstoffwürfel und mit der plötzlich aussetzenden Musik - nach dem Prinzip der „Reise nach Jerusalem“. Wen es erwischt, der würfelt und sagt dann auf Französisch, wie er heißt, wie alt er ist, wo er wohnt, was er mag oder nicht mag. Besonderes „Glück“ hat, wer einen Sechser würfelt: Dann gibt es nämlich das „volle Programm“, alle fünf Angaben auf einmal.
Es folgen etliche weitere Spiele. Wenn zwei Gruppen gegeneinander spielen, will jeder punkten. Und für die eigene Gruppe einen Punkt zu ergattern, ist so wichtig, dass man dafür auch in Kauf nimmt, danach das Wort sagen zu müssen, das zum Bild auf der Folie passt: „le cactus“, „l‘ aquarium“, „la banane“, „l‘ éléphant“ oder „la guitare“. Die Wörter klingen vertraut, und das ist Absicht. Es sind Wörter, die man auch im Deutschen verwendet. Die meisten Wörter tauchen auch im Englischen auf. Und da zeigt sich, dass die Schüler bei Fremdsprachen schon sehr stark auf Englisch „gepolt“ sind: Sie sprechen die Wörter auf Englisch aus und vertrauen instinktiv darauf, dass das dann bereits exotisch genug sein könnte.
Ganz am Ende einer unterhaltsamen Unterrichtsstunde unterbricht Léa zwei schwatzende Schüler: „Jungs, seid ihr fertig?“ Diese Frage auf Deutsch verfehlt ihre Wirkung nicht. Wieder gibt es einen Aha-Effekt. „Warum habt ihr nicht vorher schon Deutsch gesprochen?“ Die Antwort gibt Marion: „Wir wollten zeigen, wie gut ihr uns versteht, auch wenn wir die ganze Zeit über nur Französisch reden.“ Sie selbst könne nur deswegen Deutsch, weil sie es in der Schule gelernt hat. „Man muss früh damit anfangen, eine Fremdsprache zu lernen“, gibt sie den Fünftklässlern mit auf den Weg.
Abschlussfrage eines Schülers, dieses Mal zur Landeskunde: „Sehen die Leute in Frankreich genauso aus wie die in Deutschland?“ Mit gespieltem Ernst antwortet Léa: „Nein, die haben viel größere Nasen, und alle haben drei Arme.“ Abschlussfrage der beiden Französinnen: „Wie sagt man Tschüs auf Französisch?“ Die Schüler probieren es mit einer anderen Fremdsprache und schlagen „Ciao“ vor. Am Ende heißt es dann aber doch „au revoir“ - auf Wiedersehen.