Kirchheim
Vorsicht bei unbekannten Anrufern

Kriminalität Die Polizei informiert die Kirchheimer Bürger über Enkeltricks, falsche Polizisten und andere Täuschungsversuche von raffinierten Telefonbetrügern. Von Hannah Henrici

Im blau-gelben Anhänger vor dem Kornhaus geht es um unangenehme Themen: Über Betrug, fiese Tricks und Abzocke informiert die Polizei Passanten in der Kirchheimer Altstadt. Vor allem den Enkeltrick benutzen Betrüger häufig, um an Geld zu kommen. Auch Gewinnspiel-Abzocker, falsche Polizisten und unseriöse Handwerker sorgen oft für Ärger. Die Polizeibeamten haben Info-Flyer dabei und beantworten alle Fragen der Bürger.

„Die Täter, die den Enkeltrick anwenden, suchen gezielt im Telefonbuch nach alt klingenden Vornamen“, erklärt Polizeihauptkommissar Hendrik Kaiser. „Dann rufen sie bei den potenziellen Opfern an und tun so, als müssten diese sie eigentlich an der Stimme erkennen.“ Irgendwann meinen die Opfer tatsächlich, einen Verwandten am Telefon zu erkennen. Wenn sie doch Verdacht schöpfen, weil die Stimme des vermeintlichen Enkels so ungewohnt klingt, kommt als Erklärung, man sei gerade erkältet oder die Verbindung sei schlecht. Nach anfänglichem Smalltalk erzählen die falschen Enkel, sie wären in akuter Geldnot, und fordern von ihren Opfern hohe Geldsummen. „Jedes Jahr fallen sehr viele hauptsächlich ältere Menschen auf diesen Trick herein“, meint Hendrik Kaiser.

2019 wurden in Baden-Württemberg über 27 000 Fälle von Enkeltricks gemeldet, in den meisten Fällen blieb es bei einem Versuch. Es entstand ein Sachschaden von über drei Millionen Euro.

Nicht nur die ganz Alten gehen den Betrügern auf den Leim. „Auch Menschen, die unter 60 Jahre alt sind, sind schon auf den Trick hereingefallen.“ Einige Geschädigte wussten sogar im Vorfeld Bescheid über den Enkeltrick und waren eigentlich vorsichtig, wurden aber trotzdem getäuscht. „Die Täter sind psychologisch äußerst geschickt und gehen sehr professionell vor“, warnt Hendrik Kaiser.

Besonders wichtig ist es den Beamten, über falsche Polizisten aufzuklären. Die Täter geben sich am Telefon als Polizeibeamte aus und behaupten, in der Nähe hätte es einen Einbruch gegeben. Einer der Täter sei gefasst worden und die Adresse des Opfers sei das Ziel eines geplanten weiteren Einbruchs. Als Vorsichtsmaßnahme geben die falschen Polizisten die Anweisung, Bargeld und Wertsachen bei der Polizeiwache abzugeben, und behaupten, jemanden zur Übergabe vorbeizuschicken.

In anderen Fällen erzählten die Betrüger ihren Opfern, ihr Geld sei auf dem Bankkonto nicht mehr sicher. Die Geschädigten sollten ihr Geld von ihren Konten abheben und der „Polizei“ übergeben. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg 13 879 Fälle, dabei wurde allein im Reutlinger Polizeipräsidium ein Schaden in Höhe von über eine Millionen Euro zu Protokoll gebracht.

Wie kann man sich vor Betrügern schützen? Bei unbekannten Anrufern, die verdächtig wirken, soll man am besten sofort auflegen und die „echte“ Polizei unter der Nummer 110 informieren. Zudem rät die Polizei davon ab, am Telefon Informationen über das persönliche Leben oder die eigene finanzielle Situation preiszugeben. Auch sollte man niemals Bargeld oder Wertsachen an Unbekannte übergeben. Ebenso sollte man sich nicht zu etwas überreden oder unter Druck setzen lassen, egal, wie überzeugend der Anrufer wirkt.

Ein weiterer wichtiger Hinweis: „Wenn Polizeibeamte anrufen, erscheint niemals die Nummer 110 auf dem Display. Und die Polizei fragt am Telefon auch nicht nach Bargeld oder Wertsachen.“