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Wächterheim: Stiftung Tragwerk stoppt Pflegeheim-Projekt

Ende 2023 hat die Stiftung Tragwerk den Neubau eines Pflegeheims neben dem Wächterheim angekündigt. Jetzt liegt das Projekt auf Eis. Auch 40 neue Kita-Plätze stehen auf dem Spiel.

Im östlichen Teil des "Gartens der Begegnung" soll angrenzend an den Aldi-Parkplatz das Pflegeheim entstehen. Foto: Carsten Riedl

Im östlichen Teil des „Gartens der Begegnung“ soll es entstehen: Das dreigeschossige Pflegeheim für 60 Menschen, das ab Anfang 2028 den Altbau ersetzen soll. Grund ist, dass das Wächterheim, in dem aktuell gepflegt wird, die Vorgaben der Landesheimbauverordnung nicht mehr erfüllt. 2019 hatte die Stiftung Tragwerk eine Ausnahmegenehmigung erhalten, das Pflegeheim bis 2027 weiterzubetreiben.

Jetzt steht fest: Ende 2027 wird definitiv kein Neubau im „Garten der Begegnung“ stehen. Die Stiftung Tragwerk hat den Bau und alle Planungen gestoppt.

Als Grund nennt Andrea Dreizler, wirtschaftliche Vorständin bei der Stiftung Tragwerk, die unzureichende Finanzierung für Pflegeheime. Ohne Kooperationspartner, der sich an den Investitionskosten beteiligt, kann sich die Stiftung Tragwerk den Bau nicht leisten.

Stiftung fehlen zwei Millionen

Während im zweiten und dritten Geschoss des geplanten Gebäudes insgesamt vier Gruppen mit je 15 Pflegeheim-Bewohnern untergebracht werden sollen, bleiben im Erdgeschoss nach Abzug aller Gemeinschaftsflächen 400 bis 450 Quadratmeter übrig. Architektonisch sei das nicht anders lösbar, so Dreizler.

Die Stiftung Tragwerk hat der Stadt Kirchheim angeboten, auf dieser Fläche eine Kita mit zwei Ü3-Gruppen zu bauen. 40 dringend benötigte Kindergartenplätze würden dort entstehen. „Der politische Wille, das mit der Stiftung Tragwerk zu machen, ist auf jeden Fall da. Wir haben auch alle Fraktionen auf unserer Seite“, sagt Andrea Dreizler und bezieht sich damit auf einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, der im Dezember 2024 gefasst wurde. Der Haken ist die Finanzierung. Aus Sicht der Stiftung Tragwerk müsste sich die Stadt mit 1,995 Millionen Euro an den Baukosten beteiligen. 15 Millionen Euro kostet der Neubau insgesamt, zwei Millionen entfallen auf die Kita.

Eine Finanzierungszusage hat die Stadt der Stiftung Tragwerk jedoch bislang nicht gegeben. Als Grund nennt Bürgermeisterin Christine Kullen, dass die Basis für diese Entscheidung, die sogenannte Investitionskostenzuschussrichtlinie, gerade von der Stadt erarbeitet wird. „Ziel ist es, dass freie Träger künftig besser planen können, weil klar ist, was die Stadt bezahlt“, sagt Kullen. Welches Modell die Stadt wählt – Platzpauschale, Investitionskostenzuschuss oder Abschreibungsmodell – kann sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ziel sei es, die Richtlinie noch vor der Sommerpause in den Gemeinderat einzubringen, spätestens aber nach den Sommerferien.

Allerdings wird die Stiftung Tragwerk auch dann noch keine Klarheit haben. Denn sobald die Richtlinie verabschiedet ist, muss der Kirchheimer Gemeinderat den Zuschuss beschließen. Anschließend muss der Zuschuss in den Haushalt eingestellt und der Haushalt vom Regierungspräsidium genehmigt werden. Damit könnte sich das Verfahren bis Anfang 2026 ziehen.

Ob der Gemeinderat der Investition in die 40 Kita-Plätze überhaupt zustimmen wird, kann Christine Kullen zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. „Meiner Meinung nach sind knapp zwei Millionen relativ günstig für 40 Plätze“, sagt sie. Entscheiden müsse das allerdings der Kirchheimer Gemeinderat.

Die Stiftung Tragwerk hat die Hoffnung, dass die Planungen wieder aufgenommen werden können, noch nicht ganz aufgegeben. Falls der Gemeinderat die knapp zwei Millionen Euro nicht aufbringen kann oder will, könnte sich die Stiftung Tragwerk auch einen anderen Untermieter im Erdgeschoss vorstellen. „Wenn jemand 400 bis 450 Quadratmeter braucht und sich langfristig eine Kooperation vorstellen kann, wäre das eine Möglichkeit, das Gesamtgebäude zu realisieren“, sagt Dreizler. Vorstellbar sei beispielsweise eine Gemeinschaftspraxis.

Küche bleibt im Altbau

Eigentlich sollten die Kindergartengruppen im alten Pflegeheim ein- und die Küche vom alten ins neue Pflegeheim umziehen. Allerdings hat sich laut Andrea Dreizler herausgestellt, dass eine neue Küche unter den aktuellen Hygienebestimmungen den Neubau massiv verteuern würde. Somit wird – so der Plan – weiterhin im alten Wächterheim gekocht.