Nicht, dass es die schlimmste Folge von Corona wäre. Aber für geübte Wähler ist es eben doch eine Umstellung: Wer am Sonntag in eine Wahlkabine geht, muss sein Kreuzchen mit dem eigenen Stift machen. „Jedes Wahllokal ist ausgestattet mit Bodenmarkierungen und Desinfektionsmittelspendern. Es gibt alles, was man an Vorkehrungen kennt, um die Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Kirchheims Wahlleiter Achim Rapp. Dazu gehört eben auch der eigene Stift. Schließlich bringen Hygienevorschriften nichts, wenn alle denselben Kugelschreiber in der Hand halten.
Es ist Kirchheims erste große Wahl in Corona-Zeiten. Eine der neuen Herausforderungen ist da trotzdem schon fast selbstverständlich: „Alle müssen eine medizinische Maske tragen. Die Corona-Verordnung ist entsprechend ergänzt.“ Zu „allen“ gehören nicht nur die Wähler, sondern auch die Wahlhelfer. Ihnen will die Stadt Kirchheim einen Schnelltest anbieten - am Samstag vor der Wahl.
Die Pandemie beeinflusst auch das Wahlverhalten. „Wir rechnen mit 70 Prozent Wahlbeteiligung“, berichtet Achim Rapp. „Davon wiederum dürften sich ebenfalls 70 Prozent für die Briefwahl entscheiden.“ Waren es bei der Landtagswahl 2016 noch vier und bei der Oberbürgermeisterwahl 2019 schon sieben Briefwahlbezirke, sind es nun 15. Obwohl nur ein Drittel der Wahlberechtigten ein Wahllokal aufsucht, gibt es trotzdem noch 19 Urnenwahlbezirke in Kirchheim. Bisher lag diese Zahl bei 32. Das bedeutet, dass nicht jeder in sein gewohntes Wahllokal gehen kann. Es empfiehlt sich deshalb, die Wahlbenachrichtigung dieses Mal genauer anzuschauen.
Dass es weniger Urnenstandorte gibt, hat auch mit dem Wahlgeheimnis zu tun. Die magische Zahl liegt hier bei 50 - ähnlich also wie bei den Inzidenzzahlen. „Wenn wir weniger als 50 Wähler in einem Urnenwahlbezirk haben, könnten Wahlhelfer Rückschlüsse ziehen auf das Wahlverhalten eines einzelnen. Deswegen müssten wir dann zwei Bezirke zusammenlegen, was einen hohen bürokratischen Zusatzaufwand mit sich bringt.“ Folglich sind die Bezirke so eingeteilt, dass es nach Möglichkeit nicht zu solchen Zusammenlegungen kommen muss.
Erste Ergebnisse gegen 19.30 Uhr
Für das Ergebnis gibt es ohnehin eine neue Unwägbarkeit: „Erstmals wird ein webbasiertes System eingesetzt. Wie sich das in der Praxis bewährt, muss sich erst noch zeigen. Immerhin hat es beim Test im Februar reibungslos funktioniert.“ Die Auszählung dürfte auch wegen der Briefwahl länger dauern, weil da nach dem Öffnen des äußeren Umschlags erst einmal der Wahlschein überprüft werden muss. Trotzdem geht Achim Rapp davon aus, dass die Kirchheimer Ergebnisse am Sonntag gegen 19.30 Uhr vorliegen.
Vier Briefwahlbezirke werden im Rathaus ausgezählt, die übrigen elf in der Stadthalle. Achim Rapp sieht schon lange einen Trend zur Briefwahl: „Es gibt immer mehr Leute, die am Sonntag nicht ins Wahllokal gehen können oder wollen. Für die ist die Briefwahl ein gutes Mittel, um ihr Wahlrecht trotzdem auszuüben.“ Eines Tages sei es möglich, online per Smartphone zu wählen: „Aber noch ist das Zukunftsmusik.“ Was dagegen beinahe schon zur Gewohnheit gehört, sind die Anweisungen für die Briefwahl: Bis spätestens Donnerstag, 11. März, müssen die Unterlagen beantragt sein. 11 Uhr ist der späteste Zeitpunkt für den Online-Antrag. Auch bei einem schriftlichen Antrag muss der Brief spätestens um 11 Uhr im Rathausbriefkasten liegen. Und wer am Wahltag erkrankt oder das Haus nicht verlassen darf: „Wer glaubhaft versichern kann, dass er keine andere Möglichkeit hat, kann die Unterlagen am Sonntag bis 15 Uhr im Rathaus abholen lassen.“ Für die Abgabe des Stimmzettels gilt in diesem Fall dieselbe Frist wie für alle anderen Briefwähler auch: Punkt 18 Uhr wird der Rathausbriefkasten geleert. Das wurde auch schon vor Corona so gehandhabt.