Bauprojekte
Wachthaus und Kornhaus: Sanierungen liegen im Zeitplan

Bei einem Besuch auf den Baustellen zweier architektonischer Aushängeschilder Kirchheims gab das Architektenteam einen Einblick in den aktuellen Stand der Arbeiten. 

Architekt Peter Cheret (3. von links) erläutert den aktuellen Baufortschritt beim Kirchheimer Wachthaus. Foto: Katja Eisenhardt

Geht man durch die Kirchheimer Altstadt, so kommt man derzeit an mehreren größeren Bauprojekten vorbei. Dazu zählen unter anderem die aufwändigen Sanierungen des Wachthauses sowie des Kornhauses. In beiden Gebäuden haben sich Vertreter der Stadtverwaltung ein Bild über aktuellen Stand verschafft. Erläuterungen gab es dazu vom Stuttgarter Architektenteam, das aus Jelena Bozic, ihrem Mann Peter Cheret sowie deren Tochter Thea Cheret besteht.

Besichtigung der Wachthaus-Baustelle: Architektin Jelena Bozic, Zimmerer Andreas Banzhaf, Kirchheims Erster Bürgermeister Achim Rapp, Martin Hauber, Sachgebietsleiter Hochbau der Stadt. Foto: Katja Eisenhardt

Seit Jahresanfang sind im Wachthaus die Zimmerer-Arbeiten in vollem Gange. Das Gebäude, Baujahr 1829, ist außen komplett eingerüstet. In den ersten Wochen ging es erst einmal um die notwendige umfassende Sicherung des alten Gebäudes, in dem laut Plan ab Frühjahr 2026 wieder wie vor der baubedingten Schließung ein Restaurant im Obergeschoss sowie die Gastronomie samt Biergarten im Erdgeschoss öffnen sollen. Aktuell sei man im Zeitplan, erklärt Architektin Jelena Bozic. Die durch die im Dezember überraschend freigelegten alten Stadtmauerreste eingetretene Verzögerung könne man aufholen (wir berichteten). „Mehr Überraschungen gab es seither keine mehr“, sagt Jelena Bozic. „Mit so etwas muss man beim Bauen im Bestand immer rechnen. Gerade bei so alten Gebäuden. Die Bodenplatte wurde in vier Abschnitten betoniert, da haben wir immer wieder was gefunden.“ Auch historische Wände, die man mangels detaillierter Plänen nicht alle ihrer früheren Funktion habe zuordnen können. „Daher haben Architekten zum Beispiel immer Angst vor Städten wie Köln, die von den Römern gegründet wurden“, erklärt die Architektin und lacht.

Zimmerer-Arbeiten laufen

Im Inneren des Wachthauses dominiert aktuell der Blick auf die massiven Holzbalken der Hilfskonstruktion. Die Statik spielt bei der Sanierung im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle. Zahlreiche Umbaumaßnahmen in der Vergangenheit hätten für eine Destabilität gesorgt, die es wieder auszugleichen gelte, erklärt Jelena Bozic. Die vorherige Grundstruktur auf den Stockwerken mit zwei großen Räumen und mehreren kleinen Nebenräumen werde beibehalten. Die im zweiten Obergeschoss in den 70er-Jahren vergrößerten Fenster würden wieder originalgetreu durch kleinere ersetzt. „Das betrifft dann die der Nebenräume, also zum Beispiel dem Lager oder der Umkleide“, so Bozic. Neu aufgerichtet werde ein Schornstein für die geplante Gaskessel-Heizanlage. In der Gastronomie des Erdgeschosses sei ein Fliesenboden geplant, ergänzt Architekt Peter Cheret, in der „gehobeneren Gastronomie“ im Obergeschoss wird im Zuge des Innenausbaus ein robustes Eichendielen-Parkett verlegt. In beiden Stockwerken wird es eine Wandvertäfelung aus Holz geben, ebenso wie einen Akustikputz an den Decken.

Klassizistischer Stil kehrt zurück

„Unten wird die Farbgebung etwas dunkler und kräftiger, um den Wirtsstubencharakter zu bekommen. Im oben gelegenen Restaurant orientieren wir uns an den für den Klassizismus typischen Blau- und Grüntönen. Sichtbares Fachwerk im Innenbereich wird weiß verputzt“, erläutert Peter Cheret weitere Sanierungsschritte zurück zum Ursprünglichen des Wachthauses.128 Jahre lang war es auch außen im klassizistischen Stil verputzt – was nun wieder geplant ist – bevor 1957 ein sogenanntes „sichtbares Fachwerk“ freigelegt wurde (wir berichteten). 

Zimmerer Andreas Banzhaf, der die aktuell laufenden Arbeiten leitet, erklärt, sein Team sei dabei, nach und nach die „Schadenskartierung“ abzuarbeiten und die einzelnen Bauteile auf deren Zustand zu prüfen: „Dann zeigt sich, wie aufwändig es ist.“ So passen beispielsweise die Verbindungspunkte der Deckenbalken zur Außenwand nicht ganz genau, was deren leichtes Kippen nach außen verursacht habe: „Das ist aber typisch für Fachwerkhäuser und daher nicht dramatisch“, erläutert Andreas Banzhaf. Die Zimmerer-Arbeiten laufen laut Jelena Bozic etwa bis Oktober, danach folge der Innenausbau.

Im Dachgeschoss des Kornhauses zeigt Architekt Peter Cheret, wie der Raum später bei den Sitzungen des Gemeinderats aussieht. Foto: Katja Eisenhardt

 

Kornhaus: Zurück zu den historischen Wurzeln

Das Kirchheimer Kornhaus wird derzeit bis Ende 2028 generalsaniert. Das prägnante Gebäude in der MaxEyth-Straße hat eine fast 500-jährige Geschichte. Erbaut 1541, diente es zunächst als Lager für Getreidevorräte. 1690 war es beim Stadtbrand eines der wenigen Gebäude, das äußerlich unversehrt blieb. Auch Kriegen hat das Gebäude standgehalten.

Seit 1851 gehört das Kornhaus der Stadt. Bis heute diente es bereits als Lebensmittel- und der große Gewölbekeller als Weinlager. Es wurde als Turnhalle, Feuerwehrmagazin und Veranstaltungsstätte genutzt. Die letzte Generalsanierung fand 1976 bis 1978 statt. Seither ist das Kornhaus mit dem Städtischen Museum und einer Galerie in kultureller Hand.

Aktuell sind die Räume von Einbauten befreit und zeigen die Größe des früheren Lagerhauses. Das soll im Zuge der Neugestaltung so bleiben. Im EG werden die früheren Öffnungen des Feuerwehrmagazins zum Martinskirchplatz hin wieder geöffnet, der Zugang wird hier zudem barrierefrei. Im Gebäude wird ein verglaster Aufzug über alle Geschosse eingebaut, ein Rettungsweg führt zudem über eine Außentreppe. Im DG entsteht ein Multifunktionssaal für Bürgerveranstaltungen, kulturelle Formate und Sitzungen des Gemeinderats. Die Ausstellung des Museums verteilt sich künftig auf das erste und zweite OG. Das UG wird für Wechselausstellungen dienen. Nähere Infos gibt es auf der Website der Stadt. eis