Tourismus
Wanderer finden auf der Alb jetzt leichter ans Ziel

Eine neue, einheitliche Beschilderung soll die Orientierung vereinfachen. Landkreis und Albverein feiern den Lückenschluss. Der Nachbarkreis Reutlingen will bis Ende des Jahres nachziehen. 

Wandern auf ausgeschilderten Pfaden: Regierungspräsident Klaus Tappeser (Vordere Reihe Zweiter von links), Albverein-Präsident Hans-Ulrich Rauchfuß und Landrat Marcel Musolf (rechts daneben) feiern den Lückenschluss. Foto: Carsten Riedl

Mehr als 400 Kilometer Wanderwege gibt es allein im Bereich des Teck-Neuffen-Gaus im Schwäbischen Albverein. Erwin Fritz kennt sie alle. Der 73-Jährige aus Schlaitdorf ist Gau-Wegewart und damit Obmann von 28 Albvereins-Ortsgruppen in seinem Zuständigkeitsbereich. Dort geht es nicht nur um Geselligkeit und gemeinsamen Spaß am Wandern, sondern auch um akribische Arbeit. In der Tourismusregion Schwäbische Alb ist die Pflege und Beschilderung von Wanderwegen längst kein nett gemeinter Service für Ausflügler mehr, sondern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im vergangenen Jahr erreichten die Übernachtungszahlen im Kreis Esslingen einen neuen Rekordwert. Der Wandertourismus und das Biosphärengebiet als Natur- und Erholungsraum haben großen Anteil daran.

Schilder habe keine Wartezeiten.

Der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser über die Nachteile von GPS-Navigation und schlechtem Handyempfang beim Wandern.

 

Deshalb die gute Nachricht: Seit dieser Woche gibt es im Wegenetz im Kreis Esslingen keine weißen Flecken mehr. Auf der Reise über 295 Kilometer durch Gemarkungsgebiete von 17 Städten und Gemeinden haben Projektplaner und zahllose ehrenamtliche Albvereinsmitglieder in einem digitalen Kataster Wegpunkte markiert, einheitliche Schilder platziert und unattraktive oder gefährliche Passagen geglättet. Welcher Standort ist für einen Wegweiser am geeignetsten? Wo zeigt er hin? Was steht drauf? Dabei sind neue Rundstrecken entstanden und bisherige Teilstücke weggefallen. Etwa dort, wo Asphalt-Passagen den Naturgenuss trübten. „Einige solcher Stellen haben wir herausgenommen und durch Alternativen ersetzt“, sagt Wegewart Erwin Fritz. Schließlich geht es auch bei der Vermarktung von Wanderfreuden nicht ohne klare Qualitätskriterien. Im Biosphärengebiet sind unter dem Slogan „Hochgehberge“ nicht weniger als 22 sogenannter Prädikatswanderwege gelistet. Auch der längste und älteste streift auf einer 365 Kilometer langen Strecke entlang des Traufs zwischen Tuttlingen und Donauwörth Teck und Hohenneuffen: Der „HW 1“, der Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg oder kurz „Albsteig“ ist die meistfrequentierte Fernwandertrasse, die den Kreis Esslingen durchquert.

Weil das Wandern und die Natur zahllose verschiedene Menschen verbinde, komme dem Wegenetz eine „fundamentale Bedeutung“ zu, unterstrich der Esslinger Landrat Marcel Musolf am Dienstag beim offiziellen Akt im Heidengrabenzentrum am Burrenhof in Erkenbrechtsweiler. Die Fertigstellung auf Kreisgemarkung sei ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zum vollständigen Lückenschluss. Der Landkreis Reutlingen will bis Ende dieses Jahres nachziehen.

Land bezahlt den Großteil

Seit 2013 bereits arbeiten sämtliche Partner an einem einheitlichen Beschilderungskonzept für die Schwäbische Alb.  Rund 700.000 Euro und damit 60 Prozent der Kosten übernimmt die grün-schwarze Landesregierung in Form von Fördermitteln für touristische Infrastruktur. Gut angelegtes Geld, wie der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser am Dienstag anmerkte – selbst in Zeiten von GPS und Handy-Navigation. Tappeser kennt offenbar nicht nur Wegkreuze und Aussichtspunkte auf der Alb, sondern auch Funklöcher: „Schilder haben nun mal keine Wartezeiten“, stellte der Regierungsbeamte fest.

Einigkeit herrscht vor allem in einem Punkt: Ohne Einsatz und Ortskenntnisse der mehr als 830 freiwilligen Helfer im Albverein, der sich seit über 100 Jahren um Instandsetzung und Pflege kümmert, gäbe es kein Wanderwegenetz auf der Alb. Im vergangenen Jahr hätten die Helfer mehr als 24.000 Stunden geopfert, damit Wanderer auf Touren nicht verloren gingen, betonte Albverein-Präsident Hans-Ulrich Rauchfuß. Für Erwin Fritz Grund genug, mit 73 Jahren weiterzumachen. Vor mehr als einem halben Jahrhundert hat er die Ortsgruppe in Schlaitdorf aus der Taufe gehoben. Da sagt man nicht einfach „Ade“.

 

Ampelfarben weisen den Weg

Zur leichteren Orientierung sind die Wegweiser für Wanderer auf der Alb farblich gekennzeichnet:
Gelb sind Strecken im Grundwegenetz.
Grün sind örtliche Rundwege.
Rot sind Fernwanderwege und Hauptwanderrouten.