Kirchheim. Schon eine halbe Stunde vor der Lesung in der Buchhandlung Zimmermann in Kirchheim zeigt sich Bas Kast publikumsnah: Ruhig beantwortet er Fragen zu seinem neuesten Werk „Der Ernährungskompass“ oder gibt Autogramme.
Eine gesunde Ernährung war für ihn nicht immer das Maß der Dinge. Ein Umdenken setzte bei ihm ein, als er mit Anfang Vierzig eines Tages beim Joggen heftige Schmerzen in der Brust verspürte. Doch was soll er essen, „um effizient abzunehmen und die typischen Altersleiden zu vermeiden?“, fragte er sich. Bas Kast suchte die Antwort, indem er sich mit teils widersprüchlichen Studien zur Ernährung auseinandersetzte.
So mancher der Anwesenden wähnt sich zunächst vielleicht in der falschen Veranstaltung, als er „Vom Kannibalismus der Mormonengrille“ erzählt - ein eindrucksvolles Beispiel, wie man mit Proteinen satt werden kann. Die Heuschreckenart begibt sich im Frühjahr zur Futtersuche auf Wanderschaft. Ab und an werden Tierchen beim Überqueren der Straße überfahren. Die Artgenossen eilen herbei und fressen es. Wie australische Forscher herausfanden, haben es die Mormonengrillen bei ihrer Futtersuche auf das pure Eiweiß abgesehen, was Bas Kast dem Publikum in einem kurzen Videofilm zeigt. „Die Forscher beobachteten ebenso, dass die Heuschrecken spontan zu essen aufhören, wenn ihr Eiweißhunger gestillt ist“, erläutert der Autor. Und sie fanden heraus, dass auch beim Menschen Protein besser sättigt als Kohlenhydrate oder Fett. Dennoch solle es in der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen nicht zu viel davon sein.
Mit Fetten jung bleiben
Positive Eigenschaften habe auch Fett, wenn es sich dabei um einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren handele. Diese seien in Nüssen zu finden. Auch fetter Fisch wie Lachs oder Hering, Lein- und Chia-Samen seien gesunde Fettquellen genauso wie Avocados, Oliven- oder Rapsöl. Seine Recherchen führten zu dem Ergebnis, dass einfach oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren eine verjüngende Wirkung haben können.
Das Sättigungsgefühl entsteht im Hypothalamus. Ist er entzündet, kann das Hirnareal die Sättigungssignale des Körpers nicht mehr „riechen“. Es stellt sich ein Hungergefühl ein. Dieser Entzündung entgegenwirken können Omega-3-Fettsäuren. Sie wirken entzündungshemmend und lindern den „Schnupfen“ in diesem Hirnbereich. Das Hungergefühl lässt nach. Eine weitere Erkenntnis seiner Recherchen: Joghurt erweist sich als Schlankmacher, wobei es weniger auf den Fettgehalt ankommt, sondern vielmehr, ob er fermentiert ist oder nicht. Die enthaltenen Lactobazillen können ebenfalls verjüngend wirken.
Auch kommt Bas Kast zu dem Fazit, dass unverarbeitete Lebensmittel den verarbeiteten, wie Chips und Kekse, vorzuziehen seien. Letztere enthielten mehr Kohlenhydrate und Zucker, aber weniger Eiweiß. Als Folge muss mehr davon gegessen werden, um den Eiweißhunger zu stillen. Und das führt letztlich zu Übergewicht.
„Primär geht es in meinem Buch um Gesundheit, nicht ums Abnehmen. Ich denke, wenn man darauf achtet, was man isst, nimmt man automatisch ab“, resümiert der Autor. Dass er damit den Nerv der Menschen trifft, zeigt sich daran, dass Sibylle Mockler von der Buchhandlung Zimmermann sich über eine bis auf den letzten Platz ausverkaufte Veranstaltung freuen konnte.Cornelia Wahl
Zur Person: Bas Kast hat Psychologie und Biologie studiert und wollte Hirnforscher werden. Dann entschied er sich gegen eine wissenschaftliche Laufbahn und arbeitet als Wissenschaftsjournalist und Autor. Sein erstes Buch erschien 2003. Es folgten vier weitere Bücher, in denen er sich der Psychologie und der Hirnforschung widmete. Das Buch „Der Ernährungskompass“ fällt da etwas aus der Reihe. Bas Kast widmet sich wissenschaftlich, aber nicht trocken, ausführlich den Themen Proteine, Kohlenhydrate, Fette und Vitamin-Pillen.